

Politik/Zeitgeschehen
Der westliche Patient
Mit der Abkehr von Gott leugnet der Westen auch das Primat des Geistigen vor dem Physischen – und beschneidet sich damit seiner Erkenntnisfähigkeit. Der Preis dafür ist unermesslich hoch.
Thomas Lachenmaier
Wenn man den geistigen Zustand der westlichen Gesellschaft mit medizinischen Kategorien beschreibt, dann entsteht das Bild einer neurotischen, antriebsschwachen, leicht verwirrten Persönlichkeit, eines Patienten mit depressiven Zügen, der an einer Wahrnehmungsstörung und zudem an einer geschwächten Immunabwehr leidet. Ratlosigkeit und düstere Zukunftserwartungen plagen ihn. Die Zuversicht ist ihm abhandengekommen. Manchmal gelingt es ihm, sich über seine Misere hinwegzutäuschen, indem er eine Fernreise macht, sich betrinkt oder exzessiv shoppen geht.
Als vor zweieinhalb Jahrzehnten der Eiserne Vorhang fiel, glaubte mancher, nun komme die Menschheitsgeschichte an ihr selbsterlöstes Ende. Die Welt werde zu einem konsensfreudigen Ökodorf,…