
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Die bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte der Menschheit fanden alle in Israel statt. Der Berg Morija, der Tempelberg, ist aus biblischer Sicht der Mittelpunkt der Welt. Hier besuchte Jesus, der verheissene Messias, den Tempel und lehrte schon als Zwölfjähriger die Gelehrten. Hier wurde Jesus gekreuzigt. In Sichtweite dieses Ortes wird der Auferstandene wiederkommen. Daran mag zweifeln, wer will. Indes, dazu muss er die Fülle der Verheissungen ignorieren, die sich längst erfüllt haben. Jedes dieser Prophetenworte ist wie eine unleugbare Bestätigung der Bibel – in allen Dingen.
Auch die Naturgesetze weisen auf Gott, den Schöpfer, hin. Davon berichtet Prof. Dr. Werner Gitt (ab S. 32). «Keine Information ohne Absender» – so ein Gesetz der Informatik. Die Naturgesetze belegen, dass es einen Absender geben muss. Und, dass er allwissend und allmächtig sein muss. Wir dürfen wissen, aus seinem Wort und aus seinem Handeln (auch mit uns persönlich), wie dieser Gott ist: «Gnädig und barmherzig ist der HERR, geduldig und von grosser Güte» (Psalm 145,8). Von diesem liebenden, Menschen verändernden Gott müssen die Hunderttausenden Zuwanderer erfahren. Gerade jene, die sich schon seit langer Zeit um Muslime kümmern, sagen: «Das Evangelium ist das Wichtigste, was diese Menschen jetzt brauchen.» Schwester Rosemarie Götz (Berlin-Neukölln) spricht von «der grossen Aufgabe, die Jesus uns mit der Flüchtlingsflut anvertraut». Während manche Kirchenoberen meinen, vor «aggressiven und bedrängenden Bekehrungsversuchen» warnen zu müssen (als wolle irgendjemand den Zuwanderern die christliche Liebe mit glühenden Schürhaken einbläuen), weist Schwester Rosemarie auf die Realität hin: Es liege «nicht in unserer Macht, in den jungen Männern und Frauen aus dem Iran, Afghanistan und anderen Ländern den Glauben zu wecken. Wir können nur Zeugen sein: Der Rest fällt in die Zuständigkeit des Heiligen Geistes».
Die Nachrichten über Gewalt, Flucht und Terror überfordern, sie ängstigen. Im Lichte der Bibel erhalten sie aber eine tröstliche Dimension.
Seit vielen Jahren arbeitet der Schweizer Theologe Andreas Maurer mit Muslimen. Für die Ängste, die durch diese Völkerwanderung ausgelöst werden, hat er Verständnis. Er hat ein hilfreiches Buch geschrieben: «Basiswissen Islam – Wie Christen und Muslime ins Gespräch kommen können» (SCM Hänssler) und sagt: «Gott schickt die Muslime zu uns, damit sie die Wahrheit in Jesus hören können!» Er wünscht sich, dass die laue Christenheit aktiv wird: «Schweigende Christen werden von Muslimen als Leute angesehen, die einen ‹schwachen Glauben› haben! Ein schwacher Glaube ist für die Muslime nicht attraktiv.» Der Tübinger Neutestamentler Prof. Hans-Joachim Eckstein betont, dass Jesus uns einlädt, den anderen (den Fremden) mit den Augen Gottes zu sehen. Er betonte den Zusammenhang von Liebe und Wahrheit: «Weil Gott uns leidenschaftlich liebt, widerspricht er unseren Sünden.» Zur christlichen Begegnung mit Muslimen gehören deshalb neben der tätigen Hilfe auch die Worte der biblischen Wahrheit. Nur sie retten aus der Verlorenheit.
Es geht jetzt um eine geistliche Reaktion auf eine politische Herausforderung ohnegleichen: Die Islamisten verschiedenster Provenienz sind gewiefte Taktiker (wie die Mullahs in Teheran), langfristig denkende Strategen (wie Erdogan) und geduldige und spendable Finanziers der Islamisierung (wie die Saudis). Sie alle wissen, was sie wollen. Der Westen weiss es nicht. Kopflos, ohne Plan und Ziel kann er nur reagieren. Mal gefühlig, mal so, dann wieder anders. Kurzfristige Interessen (etwa die nächste Wahl) und die Wertevergessenheit machen ihn blind, halt- und wehrlos. Darum geht es auch im «Focus» dieser Ausgabe (S. 28), mit etwas angespitzter Feder.
Roman Nies schreibt in «Jeremias aktuelle Botschaft» (S. 14) davon, was der Prophet der Kirche heute zu sagen hat, die sich im Sog des Zeitgeistes zu allem Möglichen bekennt, aber immer weniger zu dem Wort, auf dem sie eigentlich basiert.
Ihr Thomas Lachenmaier, Redaktionsleiter