

Glaube
Gescheitert und von Gott gewonnen
Christen sollten nicht vorschnell als Grund für das Leid eines Menschen eine «unbewältigte Schuld» anführen. Es gibt auch viel unverdientes Leid. Nachfolge kann auch bedeuten, Leiden zu ertragen.
Roman Nies
Christliche Seelsorger fragen bei ratsuchenden Menschen oft zuerst nach der Sünde im Leben, nach der «unbereuten Ursache» des Scheiterns. Man könnte sich das Bild eines solchen Seelsorgers vor dem am Kreuz hängenden Jesus vorstellen, wie er seufzend und mitleidig zu Jesus sagt: «Warum hast du dich nicht früher zu einem Therapiegespräch an mich gewandt? Dann hingest du jetzt nicht da! Wir hätten schon die Ursache deiner Gottverlassenheit, deine Sünde, gefunden.» Sah es nicht so aus, als sei dieser «Prophet» und «Messias» kläglich gescheitert?
Vielen Christen geht es ähnlich. Wenn bei jemandem etwas nicht stimmt, dann denken sie, das liege sicherlich an seinem Lebenswandel, an unbewältigter Vergangenheit, an Unbussfertigkeit. Das mag auch stimmen,…