

Gesellschaft/Glaube
Der Kampf um die schwarze Kirche
Die früher so fromme schwarze Familie ist kollabiert, die Kirche der Afroamerikaner in Amerika ist im Niedergang. Couragierte und bibeltreue Christen engagieren sich für eine Erneuerung.
Uwe Siemon-Netto
Stirbt in den USA die Institution der schwarzen Kirche, die Dietrich Bonhoeffer bei seinem Studienaufenthalt in New York vor 85 Jahren so beeindruckte? Bonhoeffer, dessen Galgentod sich am 9. April zum 70. Mal jährt, hielt das Christentum der Afroamerikaner für echt, während ihm die Theologie des grössten Teils ihrer weissen Landsleute oberflächlich vorkam. Fast jeden Sonntag besuchte er das berühmteste Gotteshaus der Schwarzen, die «Abyssinian Baptist Church» in Harlem. Er sammelte Schallplattenaufnahmen ihrer Gospelmusik, die er später im Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Finkenwalde seinen Studenten vorspielte.
Aber schon damals erkannte er die tiefe Existenzkrise dieser Kirche, des einzigen Sammelpunkts der meisten Schwarzen…