
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
«Nächstes Jahr in Jerusalem!» – mit diesem Abschiedsgruss verband sich seit Jahrtausenden die Hoffnung von Juden in der Diaspora auf ein Wiedersehen im Heiligen Land. Das scheint auch das Motto von Millionen Zugvögeln zu sein, die jedes Jahr auf ihrer Reise um den halben Globus in Israel Station machen. Auch die Weissstörche auf dem Titelbild, die der preisgekrönte Naturfotograf Thomas Krumenacker beim Einschweben zur Rast in Israel fotografiert hat, sind hier Stammgast. 70 Prozent aller Störche der Erde werden jedes Jahr von einem wundersamen Navigationsgerät nach Israel dirigiert. Es gibt Vogelarten, bei denen sich die gesamte Population jedes Jahr in Israel von der langen Reise erholt, bevor es weitergeht in das Sommerquartier im Süden (Bericht ab Seite 17).
Israel ist dafür wie gemacht. Es ist der Nabel der Vogelwelt. Bei welchem anderen Land hätte man Schwierigkeiten zu sagen, auf welchem Kontinent es liegt? Israel liegt weder ganz eindeutig in Afrika, in Asien oder in Europa, es bildet so etwas wie eine verbindende Brücke dieser Kontinente. Und darüber hinaus: In gewisser Hinsicht ist Israel das Zentrum der Welt, nicht nur für mehrere hundert Millionen Vögel, sondern auch in einem geistlichen Sinn. Hier hat Gott seinen einzigartigen Bund mit seinem Volk und darüber hinaus mit allen Menschen gemacht – einen Bund, den wir annehmen, darauf eingehen dürfen, der uns und der Welt zum Segen wird.
Den Zugvögeln ist es mit einer naturgesetzlichen Unbedingtheit eingeschrieben, ihren Weg über Israel zu nehmen. Und wie mit einer naturgesetzlichen Zwangsläufigkeit findet auch das Volk Israel in das Land seiner Bestimmung zurück. Die Bibel gebraucht (auch hier) das Bild einer Geburt, die nicht aufgehalten werden kann. Das Geschehen um Zion wird, etwa in Jesaja 66, mit einer Geburt, dem stärksten Symbol für das Leben überhaupt, verglichen: «Wer hat so etwas je gehört, wer hat dergleichen je gesehen? Wird ein Land an einem einzigen Tag zur Welt gebracht oder eine Nation mit einem Mal geboren? Denn Zion bekam Wehen und gebar auch schon seine Söhne. Sollte ich zum Durchbruch bringen und dann nicht gebären lassen?, spricht der Herr» (Jes. 66,8–9).
Keine Macht der Welt kann stoppen, was nach Gottes Willen geschehen soll – sei es im Physischen, sei es im Geistigen. Das ist Grund zur Zuversicht und Freude.
Darüber sollen wir uns freuen, sagt die Bibel in so vielen Versen und auch an dieser Stelle (Jes. 66,10): «Freut euch mit Jerusalem und jubelt über sie alle, die ihr sie liebt! Frohlockt mit ihr in Freude, alle, die ihr über sie getrauert habt!» Und die Bibel verspricht denen, die Israel segnen, seinen Segen. Auch heute sind das jüdische Volk und der Staat Israel in Bedrängnis. In dem Interview von Katharina Höftmann (ab Seite 20) spricht der Psychotherapeut Mooli Lahad darüber, wie man in Israel mit den Traumata infolge von Terror und Krieg umgeht. Sorgen machen sollten sich aber vor allem die Feinde Israels. Denn ihnen steht der lebendige Gott entgegen.
Als Gott Mensch wurde, in der Person des Juden Jesus Christus, da trieb das die Gottesgegner zum Äussersten. Es waren Menschen aus den Heidenvölkern und Juden, die ihn attackierten, es waren römische Soldaten, die ihn töteten. Aber man kann den Messias nicht auslöschen. Er ist am dritten Tag auferstanden. Ebenso wenig kann irgendeine Macht der Welt stoppen, was nach Gottes Wille geschehen soll – sei es im Physischen, sei es im Geistigen.
Pfarrer Richard Wurmbrand, der so schrecklich wegen seines Glaubens leiden musste und dessen Biografie Tausende bewegt hat, sagte einmal: «Der Schnee schmilzt im Frühling. Er kann die Sonnenstrahlen nicht zerstören. Genauso wenig kann das Böse die Liebe zerstören.» So ist es!
Mit dieser Zuversicht grüsse ich Sie herzlich und wünsche Ihnen allen eine gesegnete Lektüre.
Ihr Thomas Lachenmaier, Redaktionsleiter