

Der Mensch braucht Versöhnung
Skrupel, Zweifel und Verantwortungsbewusstsein: Sören Kierkegaard machte es sich nicht einfach. Wie kaum einem anderen christlichen Denker war ihm die Gnadenbedürftigkeit bewusst.
Matthias Hilbert
Noch vor dem Tod des Vaters (siehe factum 1/2019) hatte Sören Kierkegaard sich in ein Mädchen verliebt. Regine Olsen ist ihr Name. Sie ist nicht nur schön und anmutig, sie besitzt auch ein ausgeglichenes, unkompliziertes und fröhliches Wesen. Eigentlich die ideale Ergänzung zu Kierkegaard. Am 10. September 1840 verloben sich die beiden.
Zu belastet für eine Ehe?
Doch damit setzt auch schon das Lie-bes- und Beziehungsdrama ein, bei dem Regine nicht minder seelische Schmerzen durchleiden sollte wie ihr Verlobter. Der inzwischen 27-Jährige wird nämlich unmittelbar nach der Verlobung von schweren, selbstquälerischen Zweifeln und Gewissensnöten heimgesucht. Er fragt sich, ob er nicht unrecht und verantwortungslos gegenüber Regine handeln würde, wenn er eine Ehe mit ihr…