
Humorvoll – aber nicht witzig.
Tuvia Tenenbom ist ein humorvoller Mann. Und so ist auch sein Buch. Aber «Allein unter Amerikanern» (Suhrkamp Verlag) ist nicht witzig. Nach Monaten der Reise, kreuz und quer durch Amerika (vor der Wahl), nach vielen Gesprächen mit Menschen jeglicher Couleur in reichen und erbärmlichen Quartieren, auf Tagungen, in einem Gefängnis, auf der Strasse, in Kirchen und Kneipen ist seine Bestandsaufnahme, ja, man kann sagen: bedrückend.
Bleierner Mundschutz.
Tenenbom beschreibt ein Land im Zerfall, als leide es an einer dissoziativen Identitätsstörung. Viel Unsicherheit hat er gefunden, unterschwellige und offene Gewalt, Hass, ganze Stadtquartiere in der Hand von Gangs und eine bizarre politische Korrektheit, die wie ein bleierner Mundschutz die freie Rede verhindert. Eine von vielen Folgen davon ist, dass jährlich Tausende Schwarze von Schwarzen erschossen werden, ohne dass dies irgendein mediales Echo findet: Es könnte rassistisch sein. Wenn ein Weisser einen…