

Kirche/Glaube
Beim Namen nennen
Die Evangelische Kirche in Deutschland scheut die offene Auseinandersetzung mit den späten Hetzschriften Luthers gegen Juden.
Ulrich W. Sahm
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat 2017 zum Luther-Jahr gekürt, um die Verdienste des Reformators zu würdigen, darunter dessen wortgewaltige und einzigartige Übersetzung der Bibel ins Frühneuhochdeutsche. Dieses Luther-Jahr wird das erste Jahrhundertjubiläum seit Auschwitz sein, schreiben die Autoren einer Neuauflage von Luthers Spätschrift «Von den Jüden und iren Lügen» (so der Originaltitel).
Bei einem Besuch in der Lutherstadt Wittenberg vor ein paar Jahren boten die Buchhandlungen fast alles an, was Luther geschrieben hat und was über ihn geschrieben worden war. Nur ein Buch war nicht zu finden. Eben jenes Spätwerk. Es passt nicht so recht in das Konzept der EKD nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Luther-Archiv war damals so freundlich, mir die Fotokopie eines Nachdrucks aus der Nazizeit 1936 anzufertigen.
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