
Kommentar
Um Gottes willen!
Das Reformationsjubiläum 2017 wirft seine Schatten voraus. Dass die sprichwörtlichen Schattenseiten ausgerechnet in dem Orientierungspapier der Evangelischen Kirche Deutschlands deutlich werden («Rechtfertigung und Freiheit. 500 Jahre Reformation 2017. Ein Grundlagentext des Rates der EDK»), ist eigentlich paradox. Sollte man nicht meinen, dass die evangelische Kirche eine Denkschrift zum Jubiläum der Reformation nutzt, um die eigene Identität an den reformatorischen Kerngedanken zu schärfen? Stattdessen beraubt sich die Kirche in diesem Grundsatzpapier ihres «Ein und Alles»: dem Bekenntnis zum «sola scriptura», dem reformatorischen Schriftverständnis, wonach die Heilige Schrift heilig ist, die verbindliche Offenbarungsschrift. Es soll nicht mehr gelten, dass Gottes Wille in der Bibel tatsächlich artikuliert ist, geschrieben durch geisterfüllte Menschen. Das Buch der Bücher wird ausgerechnet zum Reformationsjubiläum zu einem Buch unter Büchern degradiert.…