
Leserbriefe
Zu pessimistische Sicht zu: «Das globale Kalifat», 8/2012
Der Autor des Artikels «Das globale Kalifat» beschreibt zwar überzeugend und klar die Unduldsamkeit und immanent vorhandene Gewalttätigkeit des Islam. Seine Schlussfolgerung, dass daher Europa konkret gefährdet sei, wenn es nicht endlich gegensteuert, erscheint mir aber doch zu pessimistisch. Denn nur 5 % der westeuropäischen Bevölkerung stammt aus dem islamischen Kulturkreis und die Masse dieser islamischen Migranten und Einwanderer verhält sich bei uns friedlich. Eine vorhandene kleine radikale fundamentalistische Minderheit reicht gottlob nicht aus, gewaltsam in Europa an die Macht kommen zu können. Richtig ist, dass das Christentum in Europa leider besorgniserregend schwindet. Aber die Masse der abgefallenen oder lauen Christen hält doch eindeutig am säkularen freizügigen Lebensstil fest und denkt überhaupt nicht daran, sich den islamischen Einschränkungen und Gesetzen zu unterwerfen und würde das nicht zulassen. Erst andernfalls bestünde für Europa eine echte Gefahr. Auch wird z. T. die islamische Gewalttätigkeit ohne Hintergrund dargestellt. So sind im jugoslawischen Bürgerkrieg 1992–1995 zwar auch christliche Kirchen niedergebrannt worden. Aber angefangen hat alles eindeutig mit der serbischen Aggression des Präsidenten Milosevic, die sich gegen das katholische Kroatien und das islamische Bosnien richtete und zur Zerstörung auch zahlreicher Moscheen in Bosnien geführt hat. (...) Auch müsste erwähnt werden, dass leider auch die christliche Rekonquista in Spanien fundamentalistisch und z. T. sogar untoleranter war als jahrhundertelang der Islam auf der Iberischen Halbinsel. Die «allerchristlichen» Könige von Spanien haben nach der Eroberung des letzten islamischen Reichs in Granada alle Mauren und Juden vertrieben. (...)
Überzogen sind auch die Befürchtungen hinsichtlich der Wiedererstehung eines islamischen Osmanischen Reiches. Der türkische Ministerpräsident Erdogan träumt zwar davon. Die Realität sieht aber anders aus. Die Türkei ist trotz ihrer erheblichen Bewaffnung nur ein «Papiertiger». Nicht einmal im benachbarten syrischen Bürgerkrieg spielt das Land eine entscheidende Rolle. Die islamischen Araber litten immer unter den türkischen Sultanen in Istanbul. Ihre Sehnsucht, wieder türkisch dominiert zu werden, ist sicherlich nicht gross. Nicht einmal Länder mit islamischen Turkvölkern, z. B. Aserbaidschan oder Turkmenistan, denken daran, sich einer islamischen Türkei unterzuordnen. Insgesamt ist es natürlich richtig und angebracht, dass Europa seine abendländisch-christliche Herkunft endlich wieder stärker betont und vorlebt, als dies derzeit bei den säkularen Staaten des alten Kontinents der Fall ist. Der beste Schutz gegen die Gefahr des Islam ist ein aktiv gelebtes Christentum, privat und im staatlichen Bereich.
Gerhard Schwarz, DE-Tübingen
Weit verbreiteter Irrtum zu: «Historisch vertrauenswürdig», 7/8/2012
Gerne habe ich die beiden Folgen mit der herausragenden Sammlung von Belegen der geschichtlichen Vertrauenswürdigkeit der Bibel gelesen. Dass in dem Beitrag von Palästina als antiker Bezeichnung für die Region, in der sich später Israel ansiedelte, gesprochen wird, nehme ich zum Anlass, auf den weit verbreiteten Irrtum im Hinblick auf diese Namensgebung hinzuweisen. Dass die Region um den Gazastreifen in biblischer Zeit Palästina (Philisterland) hiess, hatte seine Berechtigung, da sie von den Philistern, einem eingewanderten Seevolk, besiedelt war. Mit der Eroberung des Gebiets durch Alexander d. Gr. 332 v. Chr. ging die Geschichte der zuvor das Volk Israel bedrängenden und befehdenden Philister jedoch zu Ende. Nach der Niederschlagung des jüdischen Bar-Kochba-Aufstands 400 Jahre später wollten die siegreichen Römer die Namen Israel und Judäa für immer auslöschen und benannten hierzu das Land in Palaestina um. Entgegen der landläufigen Meinung ist Palästina somit kein seit der Antike bestehendes Gebilde dieses Namens, sondern eine Region, deren willkürliche Namensgebung schon um das Jahr 640 politisch nicht mehr zum Tragen kam. Als geografische Bezeichnung blieb der Name erhalten und schlug sich später auch in der Bezeichnung «britisches Mandatsgebiet Palästina» nieder. Somit werden die (mehrheitlich arabischsprachigen) Bewohner des ehemaligen Mandatsgebiets und des heutigen Westjordanlandes sowie des Gazastreifens folgerichtig Palästinenser genannt, sind jedoch trotz des Namens keine aus gemeinsamem Ursprung erwachsene ethnische Entität wie etwa die Kurden.
Die römische Geschichtsklitterung erwies sich als derart erfolgreich, dass heute vielfach gar die Historizität des biblischen Staates Israel in Zweifel gezogen oder geleugnet wird. Selbst in dem Kinderbüchlein «Die Weihnachtsgeschichte» ist zu lesen: «In der kleinen Stadt Bethlehem im Lande Palästina ...», was eine Verdrehung der Tatsachen in der ansonsten lesenswerten kindgerechten Schilderung der Geburt Jesu ist. Doch die aus ihrer Heimat vertriebenen, in der Diaspora lebenden und inzwischen teilweise wieder zurückgekehrten und zurückkehrenden Juden waren und sind lebendige Belege für die in der Bibel geschilderten wirklichen regionalen Gegebenheiten. Israel und Jerusalem waren fast 2000 Jahre Gegenstand der Rückkehrhoffnung, und auf Rückkehr irgendwohin hofft logischerweise nur, wer von dort gekommen ist. Die in dem gemeinsam gesprochenen Wunsch «Nächstes Jahr in Jerusalem!» zum Ausdruck gebrachte Rückkehrhoffnung, mit dem der jährliche Sederabend (Vorabend und Auftakt des Pessachfestes) schliesst, ist vor den Augen der Welt Wirklichkeit geworden.
Gerhard Nisslmüller, DE-Schlangenbad