

Vergessenes lehrstück
Vor dem ersten Weltkrieg bestand schon einmal eine Währungsunion. Die eU-Politiker könnten aus den erfahrungen der Vergangenheit lernen.
stefan Pohl
Während viele Europäer heute die Frage nach der künftigen Stabilität des europäischen Währungsverbundes umtreibt, ist beinahe völlig aus dem Blick geraten, dass mit dem Euro ja durchaus nicht die erste neuzeitliche Währungsunion in Europa begründet wurde. Schon ab 1865 hatte es mit der Union monétaire latine eine Währungsunion gegeben, die mit Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz und Griechenland einen grossen Bereich des europäischen Festlandes vereinigte. Grossbritannien und Preussen blieben auf Distanz: Dass hier Länder einerseits in einer Währungsunion zusammenfanden, die andererseits weiterhin durch eigene Zentralbanken die Geldmenge jeweils souverän steuern konnten, war ein gewagtes Konstrukt, dem sie wenig abgewinnen konnten. Trotzdem übernahm nach und nach ein knappes Dutzend weiterer Länder faktisch den…