

Anspruch & Wirklichkeit
Die grosse Biografie über Alfred Döblin zeigt Sympathie für den Autor. Schwer einzuordnen: seine Konversion zum Katholizismus.
Generationen von Schülern mussten die Geschichte von Franz Biberkopf in der Oberstufe lesen, dem einfachen Mann, der im Dickicht der Grossstadt Berlin 1925 versucht, als ehrlicher und anständiger Mensch zu überleben und dabei gründlich unter die Räder kommt. Zeitweise war Alfred Döblins Roman «Berlin Alexanderplatz» Prüfungsthema im Abitur in Deutschland. Damals eine literarische Sensation, nicht des eher konventionellen Inhalts wegen, sondern wegen der literarischen Montagetechnik, die die Geräusche und Stimmungen des Grossstadtlebens treffend aufnahm und in heftigem Stakkato widerspiegelte. Für den Arzt Alfred Döblin, der 1878 in einer jüdischen Familie in Stettin geboren war und der neben seiner ärztlichen Praxis als Autor im Kaiserreich begann und in der Weimarer Republik seinen literarischen Durchbruch erlebte, war dies sein grösster…