

DER VERKANNTE MESSIAS
Das jüdische Volk lebt in der Erwartung des in der Bibel verheissenen Gesalbten, des Messias. Aber die Schriften, die vom Leiden des Kommenden sprechen, werden kaum gelesen.
Wolfgang Schuler
Es ist immer wieder bewegend, mitzuerleben, mit welcher Freude Juden ihren Messias feiern, etwa jeden Freitagabend beim Empfang des Schabbat, wenn das Lied «Mashiach» angestimmt wird, wenn sie sich dazu an den Händen fassen, einen grossen Kreis bilden und vor Freude tanzen, sei es auf dem Vorplatz zur Klagemauer in Jerusalem, im Hof ihrer Synagogen, auf Strassen oder öffentlichen Plätzen, oder am Strand von Tel Aviv oder Haifa. Der hebräische Text lautet: «Ich glaube fest mit unerschütterlichem Glauben an das Kommen des Messias, und auch wenn er sein Kommen hinauszögert, so hoffe ich doch jeden Tag, dass er bald kommt.»
Der Text geht zurück auf Moses Maimonides, kurz RaMBaM, ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben von Rabbi Mosche Ben Maimon, jenem grossen jüdischen Rechtsgelehrten…