

ZWISCHEN DEN ZEILEN SCHREIBEN
Distanz zu den politischen Akteuren sowie das Bemühen um Objektivität und Fairness gehören zu den ethischen Maximen im Journalismus. Ein Bericht aus der Praxis zeigt, wie es heute aussieht.
Robert Redlich
Seit nunmehr 30 Jahren arbeite ich als Redakteur einer Regionalzeitung. Was sich seit etwa zwei Jahren abspielt, wäre noch vor einem Jahrzehnt, geschweige denn zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit, undenkbar gewesen. Wöchentlich werde ich daran erinnert, dass das, was ich einmal gelernt habe, offensichtlich nichts mehr gilt. Es ist auch keine Selbstverständlichkeit mehr, dass eine Redaktion aus Kollegen mit unterschiedlichen Meinungen besteht. Objektivität und Distanz sind Begriffe, die in den Volontärs-Seminaren nicht mehr gelehrt werden. Stattdessen gilt es, die richtige Haltung zu zeigen und sich mit den anscheinend richtigen Meinungen einszumachen: gegen Trump, gegen Brexit, pro Abtreibung, pro Energiewende und CO2-Steuer, pro offene Grenzen, gegen…