
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser
In dieser Ausgabe findet sich auch ein kurzer Beitrag über eine kubanische Christin, die seit zwei Jahren unschuldig und ohne Gerichtsurteil in Haft ist. Sie ist krank und bekommt keine ausreichende medizinische Versorgung. Dieser Artikel soll beispielhaft für die vielen tausend christlichen Gewissenshäftlinge in der Welt stehen. Viele erleiden Misshandlungen, Verlust von Angehörigen, Angst und Verfolgung. Informationen darüber erinnern an unsere Verantwortung. In der Bibel wird mit eindringlichen Worten davon gesprochen: «Denkt an die Gefangenen, und nehmt an ihrem Schicksal Anteil, als wärt ihr selbst mit ihnen im Gefängnis. Habt Mitgefühl mit den Misshandelten, als wäre es euer Körper, dem die Schmerzen zugefügt werden» (Hebr. 13,3). «Als wäre es euer Körper» – wir dürfen die Augen vor dem, was in der Welt mit den Jesusleuten geschieht, nicht verschliessen. Wir Christen sollen auch «aufeinander achthaben» und uns gegenseitig wohltun. Dabei spielt das Gebet, gerade für die notleidenden Geschwister, eine zentrale Rolle. Hans von Keler hat es so formuliert: «Das Gebet ersetzt keine Tat, aber das Gebet ist eine Tat, die durch nichts ersetzt werden kann.» Des Gebetes bedürfen auch die Christen in Ägypten. Kaum etwas setzt ihnen so zu wie die Welle von Entführungen ihrer Kinder. Darüber berichtet unser Korrespondent Markus Symank aus Kairo. Viele ägyptische Christen haben sich ein Kreuz tätowieren lassen. Dieser Brauch ist uns etwas fremd, aber er ist doch ein mutiges öffentliches Bekenntnis zu dem Gekreuzigten. Wie schwer fällt es uns oft, in einer dem Christlichen gleichgültig oder ablehnend gegenüberstehenden Kultur Christus zu bekennen – obwohl wir allenfalls Widerspruch oder Spott zu fürchten haben. In mancherlei Hinsicht können uns die verfolgten Christen Vorbild sein, mit ihrem Bekennermut allemal. Die Titelgeschichte dieser Ausgabe von factum ist eine Reaktion auf die Ereignisse in der Ukraine. Unsicherheiten tauchen auf, bange Fragen: Wo führt das noch hin? Da ist neben dem gründlichen, konzentrierten und intensiven Studium der Bibel auch das Studium der «ungeschriebenen Bücher» – der Schöpfung – zu empfehlen. Wenn wir jetzt die wundersame Entfaltung des Lebens beobachten und dabei dem Gedanken Raum geben, wer der Schöpfer dieser Wirklichkeit ist, dann liegt darin Trost. Sich in der Wirklichkeit Gottes neu zu verankern, im geschriebenen und im ungeschriebenen Buch, das lehrt auch in unsicherer Zeit Staunen über den Schöpfer und lässt neu zur Ruhe kommen. Dass ein solches Lesen in diesem «ungeschriebenen Buch» in factum eine grosse Rolle spielt (in Heft 1/14 etwa in dem Text über Eisblumen, in der Ausgabe 9/13 in dem Text über das wundersame Aussehen von Käfern), ist nahe liegend. Denn dass die von Gott geschaffene Welt Zeugnis vom Schöpfer gibt, gehört gewissermassen zur DNA von factum. Das intensive Studieren dieses «ungeschriebenen Buches» festigt uns in der Wirklichkeit und führt uns aus der Zerstreuung heraus. Im Frühjahr, wenn die Natur aufblüht und die enormen Wachstumskräfte sichtbar werden, ist dies eine besondere Freude. Mit dieser Empfehlung und Ermunterung grüsse ich Sie sehr herzlich,