

Zeitgeschichte «Die Hirne vernebelt, verdunkelt ...»
Die Tagebücher des Justizbeamten Friedrich Kellner werfen ein neues Licht auf den Alltag im Dritten Reich. Die Menschen konnten wissen, was geschah. Willig liessen sie sich verführen.
Friedrich Kellner, geboren 1885, war zur Zeit des Nationalsozialismus Justizinspektor in Laubach. Er verzweifelte an dem, was er beobachtete, sah sich aber ausserstande, dem nationalsozialistischen Wahnsinn Einhalt zu gebieten. 1920 war er der SPD beigetreten. In Mainz hatte er öffentlich vor Adolf Hitler und «Mein Kampf» gewarnt. Dort kannte man ihn, und als die NSDAP 1932 als stärkste Partei im Reichstag aus den Wahlen hervorging, hatte er sich um eine Versetzung an das Amtsgericht in das oberhessische Laubach beworben. In dieser Kleinstadt, die schon damals zu einem Wahlkreis mit über 70 Prozent NSDAP-Wählern gehörte, sollte Kellner die Kriegsjahre verbringen. Er wohnte mit seiner Frau im Gerichtsgebäude in der Wohnung unter dem…