
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser
Vor 50 Jahren hielt Martin Luther King als Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung seine berühmte Rede: «I had a dream». Sie war voller biblischer Bezüge und drückte die Überzeugung aus, dass Menschen zur Freiheit berufen sind und dazu, sich als Geschöpfe Gottes zu achten. In einem kurzen Text erinnern wir an diese Rede und stellen aktuelle Bezüge her (S. 8). Thomas Baumann legt uns in der Rubrik «Gottesgespräch» (S. 45) ein Gebet ans Herz, das Martin Luther King besonders lieb war. Es ist ein bewegendes Lied. In dem Schmerz und der Schwäche, die hier bekannt werden, ist doch die Hiob-Hoffnung präsent: «Ich weiss, dass mein Erlöser lebt!». In dieser Weite bewegt sich diese factum-Ausgabe: In der Gewissheit, dass Gott uns auf dem Weg der Nachfolge Jesu nicht allein lässt und uns Kraft zum Handeln gibt. Was bedeutet es, in einer Zeit der Offenbarung zu leben? Es bedeutet, dass sich Dinge, Zusammenhänge offenbaren. Verborgene Wahrheit tritt aus dem Dunkel ans Licht. Manchmal geschieht das bei Grabungen wie jenen in Israel, von denen Alexander Schick berichtet. Gott offenbart sein Handeln und die Wahrheit der Schrift auch in alten Steinen und Scherben, die heute bei Grabungen ans Licht kommen (S. 33 bis 36). Auch neue Entdeckungen in der Quantenphysik haben etwas in gutem Sinne Enthüllendes. Die naturwissenschaftliche Methode, Erkenntnis zu gewinnen (beobachten, zählen, messen, das Experiment), hat der Menschheit zunächst einen enormen Zuwachs an Wissen beschert. Aber in ihrem Schlepptau entfaltete sich ein materialistisches Weltbild, welches die Wirklichkeit nur unzureichend abbildet. Allerdings ist dieses Weltbild der naturwissenschaftlichen Methode ebenso wenig zugänglich, wie es der Glaube ist. Wer also meint, das materialistische Weltbild selbst sei «erwiesen», der irrt.
Nun ist die Physik so weit vorgedrungen, dass sie die Grenzen dieses Weltbildes aufzeigt (vgl. S. 12–18). Unvermittelt rückt die geistige Dimension in den Vordergrund. Nicht nur die Dominanz des Geistigen über das Physische, auch das Ursächliche des Geistigen für das Physische wird jetzt deutlich. Die Bibel lehrt das seit jeher. Die Frage nach Zielgerichtetheit, nach Sinn und Zusammenhang stellt sich den Quantenphysikern. Die Bibel hat die Antworten. Das materialistische Weltbild wird sich nicht halten können. Es bahnt sich ein Paradigmenwechsel an. In Amerika wird über diese Dinge offen debattiert. Reinhard Junker, Biologe und Geschäftsführer der Studiengemeinschaft «Wort+Wissen», berichtet davon, wie Thomas Nagel, einer der profiliertesten Intellektuellen Amerikas, in seinem neuen Buch scharfsinnig und überzeugend die Grundannahmen des Materialismus und Naturalismus zerpflückt (S. 16). In Amerika hat sein Buch eine Debatte ausgelöst. Wird das auch geschehen, wenn sein Buch im Herbst auf Deutsch erscheint? Das ist fraglich, ausgerechnet die grundlegenden Fragen erregen hierzulande wenig öffentliches Interesse.
Von den Aufständen in der islamischen Ländern war die Welt überrascht. Unser Gesprächspartner Walid Phares (siehe Text S. 10–11) war nicht überrascht. In seinem Buch «The Coming Revolution. Struggle for Freedom in the Middle East» hatte er diese Unruhen vorausschauend beschrieben. Blauäugigkeit ist auch im Fall Iran eine fatale Haltung. Der Politologe Wahied Wahdat-Hagh (Interview ab S. 24) analysiert das Regime in Teheran glasklar – und ruft die Europäer zur Verantwortung. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre, Ihr Thomas Lachenmaier, Redaktionsleiter