
EDITORIAL

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Eines Morgens sieht sich der Diener des Propheten Elisa einem riesigen Herr von Streitwagen gegenüber. Die ganze Stadt ist umzingelt, eingekesselt – no way out (2. Kön. 6,15)! Was für ein Schreck, kaum den Schlaf aus den Augen gerieben.
Der König von Aram führt Krieg gegen Israel und möchte den Propheten, der seine Pläne dauernd vereitelt, einfangen. Der Diener Elisas läuft verängstigt zu seinem Herrn: «O weh, mein Herr! Was sollen wir nun tun?»
Unschwer können wir die Verzweiflung angesichts dieser ausweglosen Situation nachempfinden, auch wenn wir uns noch nie blinkenden Speerspitzen gegenübersahen. Wer kennt nicht das Gefühl, am Ende einer Sackgasse zu sitzen, wo weder ein Wenden noch Weiterkommen ist – Mauern, soweit das Auge reicht? Was sind wir für blinde, vergessliche Geschöpfe! Nach «oben» ist der Weg doch immer offen! Wie Gott mit der eingangs geschilderten Situation mühelos fertig wurde, lesen Sie ab Seite 14.
Wie oft verlassen wir uns im Alltag auf unsere eigene Kraft, unsere Intelligenz und Vernunft und fallen dabei auf die Nase! Was vermögen wir schon gegen Schicksalsschläge? Wir haben nichts, aber auch gar nichts in der Hand, sondern sind jeden Moment auf den angewiesen, dem alle Macht gegeben ist.
«Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich.»
Jesaja 46,10
Wer seine eigenen Fähigkeiten überschätzt und meint, über genügend Schlagkraft zu verfügen, dem zeigt Gott in seiner Gnade die Bedürftigkeit, damit er sich nach oben orientiert und echte Hilfe erfährt. Dem, der angesichts der eigenen Kraftlosigkeit verzagt, sagt der himmlische Vater: «Ich komme zum Ziel! Hab keine Angst! Was auch geschieht, wenn du mich auf deiner Seite hast, kann dir kein Mensch schaden. Vergiss es nie: Ich bin bei dir, wo immer du auch bist.»
«Was ich beschlossen habe, geschieht ...» Egal, wie übermächtig sich der Feind auch gebärdet: Wenn Gott das Spielfeld betritt, dominiert Er. In allem erweist er sich als der Stärkere. Alles, was wir brauchen, ist ein kindliches Vertrauen in Ihn, selbst wenn das flehentliche Gebet nicht sofort erhört wird. Der Herr weiss, weshalb er noch zuwartet.
C. H. Mackintosh schreibt: «Der Unglaube schaut lieber auf die entgegenwirkenden Anstrengungen des Feindes als auf die Macht Gottes, die alles vollenden kann. Der Glaube dagegen richtet sein Auge auf die Macht Gottes, erringt auf diese Weise den Sieg und geniesst einen dauernden Frieden. Er hat es mit Gott und seiner unverbrüchlichen Treue zu tun; er stützt sich nicht auf den Triebsand menschlicher Händel und irdischer Einflüsse, sondern ruht auf dem unbeweglichen Fels des ewigen Wortes Gottes. Das Wort, Gott selbst, ist der heilige und zuverlässige Ruheplatz des Glaubens; mag kommen, was da will, er befindet sich in diesem Heiligtum der Kraft.»
Ein Freund schrieb mir: «Ich wünsche dir von Herzen Gottes Segen, seine Nähe, Kraft und Weisheit in deiner grossen Aufgabe als Redaktionsleiterin von ethos. Es ist gut, dass du dir für diese Aufgabe zu klein vorkommst. So kann Gott dich umso mehr segnen.» Oder mit den Worten von Oswald Chambers: «Je stärker uns unsere Bedürftigkeit bewusst ist, desto mehr Befriedigung verschafft uns unsere Abhängigkeit von Gott.»
Setzen auch Sie Ihr Vertrauen täglich auf den, dem nichts unmöglich ist. Ob als Eltern in der Erziehung, als Arbeitnehmer am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft, der Schule – an welchem Platz auch immer. Unter Gottes Führung gibt es nur scheinbare Niederlagen, das letzte Wort hat immer der Sieger: «Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?» (Röm. 8,31).
Herzlich,
