
EDITORIAL
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Es ist Nachkriegszeit. Eine verwitwete Frau und Mutter vieler Kinder weiss sich kaum mehr zu helfen. Wie soll sie nur die hungrigen Mäuler stopfen? Sie macht sich auf den Weg zum Metzger, einem gottlosen Mann. «Bitte, könnten Sie mir etwas Fleisch geben? Gott wird Sie dafür segnen.» – «Ich gebe Ihnen so viel Fleisch, wie dieser Segen wiegt.» Mit einem spöttischen Grinsen legt der Mann ein winziges Stück Fleisch auf die Waage. Verdutzt hält er inne. Die Waage steht still. Er überprüft sie, stapelt immer mehr Fleisch darauf, doch der Zeiger bewegt sich nicht. Der Metzger kann auf die Waage packen, soviel er will – der Segen wiegt schwerer!
Der erste Dank für diese Jubiläumsausgabe gebührt unserem himmlischen Vater. Ohne Seinen Segen würden wir heute nicht das 30-jährige Bestehen von ethos feiern. Wie treu hat Er Seine Hand über der Arbeit gehalten!
Ich kann mich noch gut an den März 1983 erinnern. Wir Kinder durften bis in die frühen Morgenstunden mithelfen, die hunderttausend (!) ethos der Erstauflage nach Postleitzahlen zu sortieren. Dietmar, einer der Helfer, schlief nach getanem Werk gleich auf dem Packtisch, andere in den Gängen. Abenteuer pur – ganz nach dem Geschmack von Kindern!
Der Antrieb meiner Eltern, diese Aufgabe in Angriff zu nehmen, war jedoch weniger Abenteuerlust als vielmehr die selbst erlebte Gnade eines grossen Gottes. Mit ethos wollten sie andern von der Freude, Jesus Christus als Herrn und Erlöser zu kennen, erzählen und Menschen eine hoffnungsvolle Perspektive geben. Es sollte nicht ihr Werk sein. In dankbarem Bewusstsein um die Abhängigkeit von Gott wurden selbst schwierige Situationen nicht zur Bedrohung.
Dieses Vertrauen meiner Eltern in Ihn hat meinen Glauben nachhaltig geprägt. Zugegeben, als sicherheitsbedürftiges Mädchen habe ich mir oft gewünscht, Gott möge ausweglos erscheinende Situationen gar nicht erst zulassen. Sie haben mir Angst gemacht, Kraft gekostet und ab und zu den Schlaf geraubt. Es dauerte, bis ich merkte, dass glauben heisst, Gott bedingungslos zu vertrauen. Ich musste nicht ängstlich unsere Möglichkeiten berechnen. Gott hat Mittel und Wege. Als Familie beteten wir gemeinsam, wenn der Drucktermin nahte und noch viele Artikel, passende Fotos (damals gab es noch keine Bildportale im Internet ...) oder das Geld fehlten. Es würde hier den Rahmen sprengen, von allen Erlebnissen zu berichten, wie Gottes Hilfe nie zu spät kam.
Auch der zweite Dank geht an Ihn, unseren Herrn Jesus Christus. Ostern steht vor der Tür. Mit seinem stellvertretenden Tod am Kreuz für unsere Schuld und seine Auferstehung hat Er für alle den Zugang zu Gott und damit dem Himmel frei gemacht. Er ist der «Mantel der Gerechtigkeit» vor Gott und macht jeden würdig, der dieses Geschenk annimmt – aus Gnade, unverdient, ohne eigenes Hinzutun von Werken, die wir so gerne vorweisen möchten und die doch niemals reichen würden. Annahme ohne Bedingung und Seinen Segen obendrauf. Danke, Herr Jesus, für dieses Ostergeschenk!
Ein herzliches Dankeschön auch an Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Sie das Anliegen von ethos – die gute Botschaft zu verbreiten – mittragen.
Herzlichst,
Daniela Wagner-Schwengeler
