

Moralisieren oder relativieren?
Den Markt der Erziehungsratgeber dominieren zwei Hauptströmungen: Die einen betonen die Disziplinierung und beklagen Autoritätsverlust und Rollenumkehr. Andere legen den Nachdruck auf die freie Entfaltung des Kindes.
Als Vater von fünf Kindern beobachte ich beide «Geleise» auch bei mir selbst: Am Freitag ist «Trödelstimmung», die Wochenaufgaben sind noch nicht erledigt. Ich bedränge meine Söhne, was viel Kraft kostet. Aus einer gesunden Forderung, die den Kindern etwas zutraut, kann schnell ein ungeduldiges Herummeckern werden.
Zweites Beispiel: Meine Frau weist mich auf ein Versäumnis hin. Ich antworte mit einer Ausrede. Sie blickt mich an und meint: «Du machst es gleich wie deine Söhne.» Verdutzt halte ich inne. Im ersten Moment liegt es mir auf der Zunge, eine weitere Ausrede zu platzieren.
Gedanken des Autors und Predigers Timothy Keller gaben mir entscheidende und wertvolle Anstösse. Er zeigt auf, was für eine Herzenshaltung den geschilderten Szenen…