

MUSS ICH DEN GLAUBEN FÜHLEN?
Früher störte es mich, wie wenig meine Gefühle beim Bibellesen – ob alleine zu Hause oder im Gottesdienst – der Tiefe, der Dringlichkeit und der Ergriffenheit der Texte entsprach, die ich vor mir hatte. Wohl wusste ich um die Wichtigkeit der Worte. Nur, ich fühlte sie nicht.
«Freut euch am Herrn»? Wenn ich vier unwillige Kinder aus dem Bett schleppen musste und eins davon auf dem Weg zur Kirche gespuckt hat? Freude braucht doch einen Auslöser! Oder muss ich schauspielern?
«Sag in allen Dingen Dank» – wofür? Die verpatzte Klausur? Die Freundin, die mir den Rücken gekehrt hat? Soll ich heucheln, so tun als ob?
«Er hat uns erlöst» – schön wäre es, vor allem von den Hunderten von unlösbaren Problemen erlöst zu sein, die gerade jetzt nach meiner Zuwendung schreien.
«Überschwängliche Gnade Gottes» – hätte ich gerne ... um die Migräne zu verkraften oder die murrenden Menschen um mich herum, oder beides.
So fühlte sich meine Bibellese manchmal wie das Aufeinanderprallen…