
DEN Standort WECHSELN

Unsere geistlichen Einsichten können wir nie als einen festen Besitz haben, denn sie werden immer wieder geprüft und angefochten und müssen dadurch aufs Neue gewonnen und auch verändert werden. In manchen Stunden können wir fröhlich und getrost über unseren Glauben sprechen, doch wir wissen auch um jene Stunden, in denen ganz andere Worte über unsere Lippen kommen. Das erlebten auch die grossen Glaubensmenschen der Bibel. Denken wir nur an Davids Versagen beim Ehebruch mit Batseba. Doch dann sehen wir wieder, wie David und andere durch Nebel und Dunkel hindurch zurückfanden in das helle Licht der Gemeinschaft mit Gott.
«Du stellst mich vor dein Angesicht ewiglich.»
Psalm 41,13
Die Not unserer dunklen Stunden liegt darin, dass wir bei uns stehen bleiben. Wir sind auf uns selbst fixiert und fühlen uns kümmerlich klein oder aufgeblasen gross. Wir verstecken uns vor Gott oder wollen uns von ihm lösen. Doch wenn wir stehen bleiben, hintreten vor Gott und uns in das Licht seines Angesichts stellen, dann können wir an ihm und seinem Wort gesund werden. Vor ihm werden unsere Gefühle und Gedanken ins rechte Licht gerückt. Das Kleine wird klein und das Grosse wird gross.
Das Herz fängt wieder an, im rechten Takt zu schlagen, und das Dunkel weicht aus den Augen. Dabei hat sich die Umwelt nicht geändert und unsere Erfahrung ist dieselbe geblieben. Die Last der Gegenwart und die Aufgaben der Zukunft sind noch immer da, wir spüren sie. Aber bei Gott lernen wir, anders zu sehen, zu denken, zu beurteilen und zu fühlen – und dadurch bekommen wir einen neuen Umgang mit uns selbst. Einen Umgang, der die alte geistliche Erfahrung nicht krampfhaft festhält, sondern vertieft und neu gewinnt. Wir bekommen neue Luft und können auf einmal wieder Dinge denken und tun, die vorher unmöglich schienen. Ja, Gottes Gegenwart reisst uns den Horizont des Himmels auf und lässt uns in aller Not und Bedrängnis das ewige Leben jetzt schon schmecken.
Aus der Quelle, Werner Schlittenhardt, CV Verlag
GEBET: Herr, ich möchte heute nicht bei mir selbst stehen bleiben, ich will vor dich treten mit der Not meines Herzens. Lass mich dein Licht sehen und hilf mir, fröhlich meinen Weg zu gehen.