

EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser
Wir reden viel von Umwelt-, Steuer- und Verkehrssündern. Aber wer eine Verkehrsanordnung missachtet, begeht eine Bagetelle im Vergleich zur Missachtung Gottes. Sünde ist ein ernstes Wort. Man sollte nicht leichtfertig damit umgehen. Bei Sünde, die sich auf Gott bezieht, geht es um Leben und Tod! Der deutsche Begriff ist abgeleitet von «Sund» und von «(ab-)sondern». Ein Sund ist ein Meeresarm, der zwei Landteile voneinander abschneidet. Sünde bedeutet Trennung. Abgewendet vom Schöpfer leben wir so, wie wir es für richtig halten. In der Meinung, selbst zu bestimmen, merken wir nicht, dass wir unter dem Einfluss fremder Mächte stehen. Sünde führt in die falsche Richtung. Sie verhindert gelingendes Leben und echte Liebe, sie gefährdet und zerstört. Sünde bedeutet Verirrung, Zielverfehlung und in der Folge Fremdherrschaft, Versklavtsein. Dabei redet die Sünde nicht vom Tod, sondern sie verspricht uns Lebensfreude. Sie rät uns auch nicht, Gott zu verlassen, sondern sie flüstert uns zu, wir könnten Gott gleich sein. Sünde verführt. In unserer Selbstverliebtheit und Naivität erkennen wir diesen Betrug nicht. Aber die Absage an den uns liebenden Gott, das Missachten seiner Gebote, das Nichteintreten auf sein Versöhnungsangebot, bedeuten Bruch, Graben, tödliche Trennung vom Leben schon jetzt und in der Ewigkeit. Wenn wir von Sünde reden, geht es nicht in erster Linie um unser Verhalten und Versagen, sondern um unser Verhältnis oder Nicht-Verhältnis zu Gott als dem Leben und der Liebe. Wir sind nicht Sünder, weil wir sündigen, sondern wir sündigen, weil wir von Gott getrennt leben. Es geht zuerst einmal darum, diese Trennung zu erkennen und aufzuheben.
«Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.»
Markus 2,17
Wer von Sünde spricht, muss auch von Vergebung reden. In jeder neuen Ausgabe unseres Heftes erklären wir deshalb den Weg der Umkehr und wir rufen zur Versöhnung mit Gott auf. Das heisst, wir schreiben von dem, der nicht nur darauf wartet, bis die Sünder zu ihm kommen, sondern der sich nach der Rückkehr der Verlorenen sehnt und sie sucht. So wie ein Hirte, der die Herde verlässt, um das eine, von ihm verlorene Tier, zu suchen, um es dann auf den Schultern nach Hause zu tragen (vgl. Lukas 15). Er verlässt hundert Schafe, um eines zu retten! Unlogisch? Es kommt uns zugute, dass Gottes Mathematik nicht unserer Logik entspricht. Denn wenn wir tausend Schritte von ihm weggegangen sind, so genügt – dank der Liebe und Vergebungsbereitschaft Gottes – ein einziger Schritt, um zu ihm zurückzukehren!
Vor 2000 Jahren starb der Sohn Gottes am Marterholz, langsam unter furchtbaren Qualen, mit von Nägeln durchbohrten Händen und Füssen. Er hatte das Gesetz der Sünde und ihre Folgen auf sich geladen und so ihre Macht gebrochen – für uns! Liebe Leserin, lieber Leser, der Ruf Christi will nicht mit «wahr» oder «falsch» beantwortet sein, sondern mit «ja» oder «nein».
Herzliche Grüsse, Ihr Rolf Höneisen