

WAS FÜR EIN Freund!
In England erzählt man sich die Geschichte vom mutigen Landstreicher Saver. Wieder einmal unterwegs, hört er von weitem lautes Schreien. Saver beginnt zu laufen. Einige Jungs sind beim Bahngleis. Sie scheinen sich diesen Ort zum Spielen ausgesucht zu haben. In ihren Gesichtern spiegelt sich Ohnmacht. Schnell erfasst der Landstreicher den Grund ihres Rufens – ein Bub hat seinen Fuss unglücklich zwischen einer Schwelle und einer Stahlstange eingeklemmt. Die Jungs versuchen mit vereinten Kräften, ihren Freund freizubekommen – erfolglos. Er ist an Ort und Stelle gefangen.
Das Drama spielt sich direkt vor einem Tunnel, in der Nähe der Ortschaft Hattersley, ab. «Lauft in die Stadt und holt Hilfe!», ruft Saver den Kindern zu. Inzwischen will er versuchen, den Buben zu befreien.
Plötzlich, die Kinder sind kaum den Blicken der beiden entschwunden, ertönt ein lautes Pfeifen. Es kündigt einen Zug an, der hinten in den Tunnel einfährt. Kalt läuft es dem Landstreicher den Rücken hinunter. Jeden Moment wird der Zug aus dem Tunnel schiessen.
Schnell packt Saver den eingeklemmten Fuss des Buben und versucht ihn leicht zu drehen. Es klappt! Gleichzeitig befiehlt er ihm: «Leg dich ganz flach zwischen die Schienen!» – «Ich habe Angst!», ruft der Bub. Flehend schaut er den Landstreicher an, in den Augen blankes Entsetzen. «Hol mich hier heraus.»
Savers Blicke hetzen in Richtung des herannahenden Zuges, dann zum Jungen auf den Schienen. Ohne zu zögern packt der Landstreicher die Hand des Jungen und legt sich mit ihm zusammen ganz flach zwischen die Gleise. Dabei hält er ihn ganz fest an sich gedrückt. Gleich darauf donnert der Zug über die beiden hinweg.
Als alles vorbei ist, stehen die beiden wieder auf – völlig unverletzt. Noch bevor Hilfe aus der Stadt da ist, konnte der Landstreicher den Bub aus der Schiene befreien. Er drückt ihm nochmals die Hand und verschwindet dann unerkannt. Kein Entrinnen, ausgeliefert – wer kennt diese Angst nicht?
Gott sah unsere Verlorenheit. Er kam in diese Welt und wurde Mensch, um uns zu erlösen. Er streckt seine Hand nach uns aus, ruft jeden von uns zurück in seine Gemeinschaft. Schon Jesu Geburt wurde mit den Worten angekündigt: «Fürchtet euch nicht!» Als Brücke hat er sich über den Abgrund der Schuld gelegt, der sich zwischen Gott und Mensch aufgetan hat. Sind wir über sie zum Leben gekommen? Wenn ja, dürfen wir als seine Kinder erleben, dass wir auch in grösster Angst nie alleine sind. Jesus legt sich mit uns zwischen die Schienen und umfängt uns mit seiner Liebe, während der Zug über uns hinwegdonnert. Was für ein Freund!
überliefert