
EDITORIAL

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Unlängst wurde ein sich selbst steuerndes Fahrrad entwickelt – ein echter Hingucker! Es kurvt durch die Strassen, versetzt Passanten in Staunen und wirft natürlich die Frage nach der Mission dieses autonomen Gefährts auf. Erfindungen werden gemeinhin von einer Problemstellung gespeist: Ein Beschwernis soll effizienter überwunden werden. Nach dem Nutzen dieser neuen Errungenschaft gefragt, meinen die Erfinder: «Ehrlich gesagt wissen wir das nicht so genau. Ideen sind gefragt.»
Auch die Existenz des Menschen beinhaltet Rätsel. Welche Idee verbirgt sich dahinter? Eine? Mehrere? Oder womöglich gar keine? An unser Sein lassen sich eine Unzahl von Fragen stellen. Aller «Philosophiererei» zum Trotz verlangt es uns Handlungen ab. Strategien zur Problembewältigung gibt es viele, ebenso vielfältig sind ihre Auswirkungen. Kommt dazu, dass wir uns nicht allein damit beschäftigen müssen, wie das Leben am besten zu meistern ist, sondern auch, welchem Zweck alle Unternehmungen letztlich dienen. An der Schwelle zum neuen Jahr prostet man sich zu. Mitunter schafft es die Wozu-das-alles?-Frage unter dem Einfluss von etwas Alkohol durch den Verdrängungsfilter nach oben ins vernebelte Bewusstsein.
«Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?»
Römer 8,32
Der Alltag müsste kontrollierbar, aber trotzdem herausfordernd sein, von Gefühlen wie Liebe und Frieden beseelt und dabei noch sinnstiftend, so hätten wir das gern. Kontrollverlust erleben wir als Schlund der Angst. Wir kennen die Namen der Besucher, die ungefragt unsere Lebensbühne betreten: Arbeitslosigkeit, Süchte, Todesfälle, eine schwere Krankheit, Bedrohungen durch Krieg, Hunger oder Umweltkatastrophen. Dennoch gilt es Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie uns zuweilen mächtig überfordern. Und dann sehen wir uns auch noch einem inneren, aus dem eigenen Herzen gespeisten Dilemma gegenüber: Wir wollen das Gute und tun doch immer wieder das Böse – Rücksichtslosigkeit, Unfreundlichkeit den Liebsten gegenüber, Egoismus, Neid und Gier. Der Konflikt scheint unlösbar, zuweilen verabscheuen wir uns deswegen selbst, bestrafen uns gar. Selbstkontrolle? Weit gefehlt!
Ich durfte mit dem ehemaligen Verleger Friedrich Hänssler sprechen. Bald kann er seinen neunzigsten Geburtstag feiern – ein warmherziger, intelligenter, humorvoller und noch immer wacher Geist. Sein Lebensfundament wurde hart erprobt, hielt schweren Zeiten und Tiefschlägen stand und liess ihn gestärkt daraus hervorgehen. Deshalb blickt er voller Dankbarkeit auf ein reiches, erfülltes Leben zurück. In der persönlichen Beziehung zu Jesus hat sich die Sinnfrage für ihn geklärt. Die Geschichte meines Gesprächspartners beweist auf wunderbare Weise, dass Gott hält, was er verspricht. Wer sich Seiner Führung anvertraut, wird nie enttäuscht! (Lesen Sie dazu das Interview ab Seite 18.) Keine einzige Schwierigkeit müssen wir ohne Gott meistern, denn Er hat versprochen: «Ich werde mit dir sein und dir damit alles schenken!» Wo Er ist, weicht die Angst.
Ich grüsse Sie ganz herzlich und wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr, ermutigt und getröstet in unserem Gott – was auch immer kommen mag.
