
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Er war Mitglied im Kirchengemeinderat. Seine Stimme hatte Gewicht. Es schien nicht verwunderlich, dass ihn der CVJM zum Vorsitzenden wählte. Eines Abends dachte er über seine Arbeit in der Gemeinde Jesu nach, schlief dabei ein und träumte: Ein Unbekannter kam zu ihm und fragte ihn nach seinem Dienst für Jesus. Erfreut berichtete der Schlafende von seinem Werk. Da sah er vor sich die Zahl 100, und der Fremde schlüsselte sie so auf: Begeisterung – 10 Punkte, Persönlicher Ehrgeiz – 23 Punkte, Aussicht auf Belohnung – 19 Punkte, Stolz auf die Gemeinde – 15 Punkte, Einbildung auf Fähigkeiten – 14 Punkte, Freude am Angeben und Herrschen – 12 Punkte, Liebe zu Gott – 4 Punkte, Liebe zu den Menschen – 3 Punkte.
Ein neues Jahr liegt vor uns, Start vieler gut gemeinter Vorsätze. Ob wir sie umsetzen und durchhalten, hängt von dem ab, was uns antreibt und ob uns das Ziel lohnenswert erscheint. Was ist unsere Kraftquelle, unser Ziel? Weshalb scheitern so viele unserer ernsthaft verfolgten Bemühungen?
«Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft!» (Mark. 12,30). Der Schlüssel liegt in der Liebe zu Gott. Unsere Motive müssen von dieser Liebe angetrieben sein.
Gott machte uns mit Jesus ein unvorstellbar grosses Geschenk. Sein Tod für unser Leben! Das Gericht an seinem geliebten Sohn für unseren Freispruch! Hat Sie diese Liebe schon so berührt, dass Sie Ihm das Steuer Ihres Lebens völlig überlassen haben, er den Kurs bestimmen kann? Bekommt er 100 Punkte, will heissen, Ihr ungeteiltes Herz?
Psychoanalytiker vergleichen die menschliche Seele manchmal mit einem Eisberg, dessen weitaus grösserer Teil unter dem Wasserspiegel liegt, für uns unsichtbar. Gott aber vermag auch die verborgensten Winkel unserer Seele auszuleuchten. Er weiss nicht nur jeden Gedanken, sondern auch unsere Hintergedanken; nicht nur unsere Worte, auch unsere Gesinnung. Und er kennt die Motive, die hinter unseren Taten stehen. (Mehr dazu im Artikel «Warum tun wir, was wir tun?», ab Seite 6.)
Im Gespräch mit Katharina Knoblauch, einer jungen Frau, die in Nicaragua unter Prostituierten arbeitet, wurde mir deutlich, wie konsequent sie alles, was sie tut, ihrem grossen Lebensziel – ihrem Herrn zu dienen – unterordnet. Seit einigen Monaten ist die Lage in diesem Land sehr gefährlich, doch Katharina meint dankbar: «Es hilft mir, zielorientiert zu leben, weil jeder Tag mein letzter sein könnte.» Lesen Sie das Interview mit dieser beeindruckenden Frau (ab Seite 14).
Die blinde Hellen Keller (sie war zudem taubstumm, lernte jedoch sprechen und studierte gar) sagte: «Es ist kein Problem, blind zu sein, aber es ist ein Problem, sehen zu können und keine Vision zu haben.» Wie wahr, denn unser Lebensziel prägt unseren Lebensstil. Wer Gott nachfolgen will, ist darauf bedacht, seine Ziele mit Gottes Wort in Einklang zu bringen. ER will uns die Augen für seine Absichten öffnen. Im Artikel «Sexuelle Beliebigkeit» geht Nicola Vollkommer Gottes Gedanken zu diesem Thema auf den Grund. Das Leben beweist: Seine Anordnungen sind gut für uns und keine Spassbremsen, wie manche behaupten.
Liebe Leserinnen, liebe Leser: Es ist mir ein Anliegen, Ihnen an dieser Stelle ganz herzlich zu danken für Ihre Treue, alle Gebete, dafür dass Sie ethos in Form eines Geschenk-Abos an Freunde und Bekannte weitergeben, für die ermutigenden Zeilen, die uns immer wieder erreichen, aber auch für jede konstruktive Kritik.
Im Vertrauen auf unseren Herrn wollen wir unsere Arbeit auch im kommenden Jahr tun und hoffen, dass Sie weiterhin viel Freude und inneren Gewinn beim Lesen unserer Zeitschrift haben.
Im Namen der gesamten ethos-Redaktion wünsche ich Ihnen Gottes reichen Segen für das neue Jahr! Bleiben Sie bewahrt in Ihm.
Herzlich, Ihre
