

EDITORIAL
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Bestimmt kennen auch Sie Menschen, die jedem kleineren oder grösseren Problem mantramässig den Satz hinterherschieben: «Es kommt schon gut!» Wirklich? Schönrederei ist ein Problembewältigungsversuch, der nicht zum Ziel führt.
Was, wenn keine Lösung in Sicht ist und die anfangs leisen Zweifel zu marternden Dauergästen werden? Fragen tauchen auf, die sich nicht mehr bagatellisieren oder verdrängen lassen: «Gott, hast du mich vergessen, mir deine Liebe entzogen? Habe ich noch nicht genug gelitten? Was hat das für einen Sinn? Kann ich dir weiterhin vertrauen, auch wenn die Umstände eine andere Sprache sprechen?»
Habakuk war ein Prophet Gottes, dessen Leben nie einfach verlief. Ein Mann, dem Gott unglaublich viel zumutete. Wie manch anderer Prophet ist er mir ein grosses Glaubensvorbild. Worin lag Habakuks Stärke? Ganz einfach: Er kannte seinen Gott! Als von Gottes Verheissungen nichts zu sehen war und die Not schwer auf ihm lastete, tat er das einzig Richtige: Er stellte sich auf einen Turm und hielt, bildlich gesprochen, Ausschau nach dem Herrn in der Gewissheit: Er wird kommen, zu Seiner Zeit. Diese Haltung kann auch für uns wegweisend sein. Wenn sich Gottes Antwort verzögert, dann setze dem Zweifel aktives Warten entgegen. Klage Ihm deine Not, stelle Ihm deine Fragen, aber rechne ganz sicher damit, dass der himmlische Vater zu jedem Wort steht, das er gesagt hat! Gott kann sich selbst nicht verleugnen!
Das Finale bringt der Prophet in diesem wunderbaren Vers zum Ausdruck: «Der Gerechte aber wird durch Glauben leben» (Hab. 2,4 b).
Paulus nimmt diese Aussage im Römerbrief wieder auf. Das grosse Thema dort ist die Rechtfertigung allein aus Glauben und nicht durch Werke. Gerecht nennt Gott in seinem Wort nicht Menschen, die durch Eigenanstrengung versuchen, unfehlbar zu sein, sondern solche, die anerkennen, dass sie Sünder sind, Vergebung brauchen und auf seine Gnade angewiesen sind.
Der Gerechte ist nur dann gerecht, wenn er auf der Grundlage des Glaubens zu Gott kommt. Im Galaterbrief bekämpft Paulus das Bestreben, das Gesetz als Grundlage des Heils für Christen wieder einzuführen. Paulus zeigt, dass das Gesetz für diesen Zweck völlig untauglich ist.
Im Hebräerbrief schliesslich hat Paulus es mit Christen zu tun, die durch äusseren Druck und Verfolgung in ihrem Glauben erschüttert waren und deshalb zum Judentum zurückkehren wollten. Paulus lenkt ihren Blick auf die Glaubensmänner und -frauen des Alten Testaments, die an dem festhielten, was ihnen verheissen war, obwohl sie es noch nicht sahen. Er betont: «Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht» (Hebr. 11,1).
«Wenn sich Gottes Antwort verzögert, dann setze dem Zweifel aktives Warten entgegen.»
«Eine Zuflucht ist [dir] der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme» (5. Mose 33,27). – Vieles kann uns ängstigen. Corona scheint das Trittbrett eines Zuges zu sein, der schnell Fahrt aufnimmt auf lange verfolgte Ziele, wie beispielsweise die Förderung des gläsernen Menschen – Stichwort digitale ID, die global eingeführt werden soll. Doch vergessen wir nicht: Den letzten Schachzug macht Gott! «Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen» (2. Petr. 1,19).
Alles wird gut, denn unser Herr kommt bald. Wie findet er uns vor?
Herzlich, Ihre
