
Volksplane VP-1 von aero-naut

Viel Fläche, viel Holz und noch mehr Spaß
Der Selbstbausatz der Volksplane aus den USA diente schon einer ganzen Reihe von Herstellern als Vorlage für einen Nachbau – die Volksplane ist ein beliebtes Objekt in unterschiedlichsten Modellgrößen und Materialien. Unkompliziert wie das Original, präsentieren sich die meisten Modelle einfach im Handling und bestechen durch unkomplizierte Flugeigenschaften. Das neue aero-naut-Modell fällt durch seine Größe sowie die Auswahl und Qualität der eingesetzten Materialien auf. Besonders hervorheben muss man den Aufbau und die vielen guten Detaillösungen. Das Modell ist ganz sicher etwas für eingefleischte Holzwürmer und Freunde großer Modelle – die Flächen weisen immerhin knappe 52 cm Tiefe bei einer Profilhöhe von 6 cm auf. Also dann, Platz in der Werkstatt schaffen und ran ans Vergnügen.
Wie das Original, ist auch das Modell ganz aus Holz aufgebaut. Als Material kommt hauptsächlich Sperrholz in unterschiedlichen Stärken zum Einsatz. Die meisten Teile sind mit einem Laser geschnitten und können problemlos aus den Holzplatten herausgebrochen werden. Da die Haltestege erfreulicherweise extrem schmal ausgelegt sind, ist ein Werkzeug dafür nicht unbedingt notwendig. Das Modell ist im Maßstab 1:2,5 gehalten und hat damit 3 m Spannweite und eine Rumpflänge von 2,25 m. Die Volksplane von aero-naut ist demzufolge etwas zum Hinschauen, denn übersehen kann man den Tiefdecker mit den abgestrebten Flächen nicht – weder in der Luft noch am Boden. Für ein solches Objekt sollte man auf jeden Fall über etwas Bauerfahrung verfügen. Schwierig ist der Aufbau aber keinesfalls, denn er wird in logischen Schritten in Wort und Bild gut dokumentiert. Es wird aber nicht jeder einzelne Schritt ausführlich beschrieben. Beim Testmodell gab es noch einige Irritationen bei der Ausführung einzelner Teile sowie deren Abmessungen. Einzelne Bauteile fehlten oder waren falsch beigelegt. Erfreulicherweise hat die Firma aero-naut schon in der Aufbauphase unseres Testmodells auf die Hinweise reagiert und die Mängel abgestellt. Der aktuell erhältliche Bausatz ist damit für alle interessierten Modellbauer in einwandfreiem Zustand. Hier zeigt sich der größte Vorteil der Fertigung in Deutschland – nur dadurch kann schnell und im Sinne der Modellbauer reagiert werden.
Los geht’s mit dem Rumpf
Der Aufbau beginnt mit dem mächtigen Kastenrumpf. Das Grundgerüst bilden vier Sperrholzspanten mit einer Materialstärke von 8 mm. Die mehrteiligen Sperrholz-Seitenteile (1,5 mm) werden mit Holzleim zusammengefügt, anschließend mit den Spanten verleimt und mit Schraubzwingen gesichert. An mehreren Stellen verstärken 8-mm-Kieferleisten das Gerüst, das insgesamt äußerst stabil ausfällt. Der Rumpfboden im Bereich des Tank- bzw. Akkuraums ist zusätzlich verstärkt. Gleiches gilt auch für die Aufnahme des Hauptfahrwerks. Diverse Materialdopplungen dienen der zusätzlichen Stabilität. Alle Bauteile sind bestens vorbereitet und zeichnen sich durch eine hervorragende Materialqualität und eine außerordentlich gute Passgenauigkeit aus. Die Beplankung des Rumpfrückens erfolgt mit 2-mm-Balsabrettern. Die Rumpfkanten der zwei vorderen Spanten sind abgerundet, sodass es notwendig wird, die Balsabretter aufzuschneiden und anschließend Schritt für Schritt entsprechend den Rundungen zu verleimen. Das Wässern und anschließende Biegen der Balsabeplankung in einem Schritt ist nicht unbedingt zu empfehlen. Um den vorderen Rumpfbereich zusätzlich zu stabilisieren, habe ich eine 0,6-mm-Sperrholzbeplankung aufgebracht. Das gibt eine glatte und druckfeste Oberfläche. Hinter dem offenen Cockpit ist eine Gepäckfachabdeckung vorgesehen, die aus Sperrholzteilen und einer GFK-Schale gefertigt wird. Die Befestigung erfolgt mit zwei Holzdübeln und einer Sicherungsschraube. Unter der Gepäckfachabdeckung befindet sich das Servobrett für die Aufnahme der beiden Rumpfservos. Der zusätzlich verstärkte Kopfspant ist mit Aussparungen für die Motorkabel versehen. Die GFK-Motorhaube wird mit Sperrholzabschnitten am Kopfspant verschraubt. Die Haube muss allerdings dem Rumpfquerschnitt noch genau angepasst werden. Innerhalb des Cockpits sind Verstärkungen für die Aufnahme der Flächenstreben vorgesehen. Das Hauptfahrwerk aus Alu wird mit sechs Schrauben unter der Bodenplatte befestigt. Für das Heckfahrwerk sind zwei Schrauben vorgesehen. Ausreichend dimensionierte Räder und Befestigungsmaterialien liegen dem Bausatz bei. Zwei seitliche Rumpföffnungen bieten einerseits den Zugang zu Akkus und Regler und andererseits ermöglichen sie die Befestigung und Anlenkung der Leitwerke. Der gesamte Rumpf wurde mit Oratex-Gewebefolie von Oracover bespannt, Motorhaube sowie Gepäckfachabdeckung mit Paletti-Sprühfarbe lackiert.





Tragflächen
Die Holm-/Rippenkonstruktion kommt fast gänzlich ohne Beplankung aus. Ein Großteil der Sperrholzrippen ist dreigeteilt – das Zusammenfügen erfolgt erst nach der aufwändigen Montage der Holme. Auf einem ebenen Baubrett werden zwei 12×8-mm-Kieferleisten mit einer durchgehenden, einseitigen Holmverkastung aus Sperrholz verleimt. Mit Hilfe von 12 Abstand-Schablonen können die beiden Kieferholme exakt ausgerichtet und anschließend mit einer geraden Latte mittels Schraubzwingen auf dem Baubrett bis zum Aushärten gesichert werden. Der vordere und hintere Holm sind identisch aufgebaut. Auf dem Baubrett liegend, werden anschließend an den vorgegebenen Stellen in beiden Holmen die entsprechenden Rippenteile (Vorder- und Hinterteil) eingesetzt, winklig ausgerichtet und verleimt. Dabei muss besonders auf den rechtwinkligen Sitz der Rippen geachtet werden. Ein zweiter wichtiger Punkt ist das exakte Ausrichten der Schraubenlöcher der GFK-Beschläge für die Flächenbefestigungen. Danach erfolgt das Zusammenfügen der mittleren Rippenteile mit dem vorderen- und dem hinteren Teil. Nach dem Trocknen können die Nasen- und die Endleisten eingesetzt und verleimt werden. Nun werden die Flächen verschliffen und es folgt das Beplanken im Mittelbereich, bei den Wurzelrippen, den Verstärkungsstreifen und den Rippenaufleimern. Im gleichen Zug werden die Kabel für die Flächenservos eingezogen. Hier hat es sich bewährt, 80 cm lange Strohhalme zu verwenden, damit die Kabel problemlos ausgetauscht werden können. Die Querruderservos werden in vorbereiteten Ausschnitten verschraubt und die elektrischen Verbindungen hergestellt. Nachdem die Streben-Befestigungen vorbereitet, eingesetzt und ausgerichtet wurden, folgt der Aufbau der Querruder mit Holmen und Rippen. Die Verbindung zur Fläche erfolgt mit Stiftscharnieren. Für eine höhere Festigkeit habe ich Hülsen aus Balsa in den Flächen und Querrudern verklebt, in die dann später die Stiftscharniere mit Epoxidharz geklebt werden.







Leitwerke
Die Leitwerke und Ruder entstehen aus einem Gerüst aus Rippen, Holmen und Leisten. Beide sind als Pendel auslegt. Das Seitenruder besitzt als hervorstechendes Merkmal einen Rohrholm aus CFK, auf dem alle Rippen aufgefädelt werden. Dieses Rohr wird nach der Montage aller Teile durch den Rumpfdeckel bis zum Rumpfboden gesteckt. Dort wird das Rohr in einer Sperrholzplatte drehbar gesichert. Auf dem Rohr wird ein Doppelruderhorn im Rumpfinneren verklebt und zusätzlich mit einem Stahlstift gesichert. Mittels zweier Stahllitzen wird die Anlenkung bis zum Servo geführt und dort verstellbar (Gabelkopf und Augenschraube) eingehängt. Während das Seitenleitwerk ohne Beplankung auskommt, wird das Höhenleitwerk mit 0,4-mm-Sperrholz teilbeplankt. Rippen, Holm, Nasen- und Endleiste werden auf dem Baubrett zusammengesteckt, verleimt und beplankt. Beidseitig werden an der Abschlussrippe je eine Nachbildung des Ausgleichsgewichtes aus Sperrholz angeschraubt, was dem Leitwerk ein vorbildgetreues Aussehen gibt. Auffällig ist auch die zusätzliche Trimmklappe, die im HLW integriert ist. Diese besteht aus Vollbalsa und muss mit Hobel und Schleifpapier noch in Form gebracht werden. Die Klappe wird mit Kunststoffscharnieren befestigt und mittels einer Gewindestange und Gabelköpfen von oben nach unten durch das Leitwerk angelenkt. Das Anlenkgestänge wird an einem Fixpunkt direkt am Rumpf eingehängt. Das Pendelleitwerk wird durch zwei große Augenschrauben und Bolzen am Rumpf beweglich befestigt und über eine Schubstange aus Buchenholz, ein Doppelruderhorn, Gewindestangen und Gabelköpfen mit dem Höhenruderservo verbunden. Das Höhenleitwerk wird auf null Grad zum Rumpfrücken eingestellt. Auch die Tragflächen und Leitwerke wurden abschließend mit Oratex bespannt.




Antrieb und Ausrüstung
Der Rumpf bietet angenehm viel Platz, um die Antriebskomponenten verstauen zu können. Der Elektromotor A60 von Hacker wird mit Hilfe des optional erhältlichen Motorträgers mit einem Sperrholzbrett und zwei Hartholzklötzen direkt am Motorspant mit acht Schrauben befestigt. Durch die vorgegebenen Lochabstände bietet der Motorträger die Möglichkeit, den Abstand zwischen Motorspant und Luftschraube genau einzustellen. Die Motorkabel werden verlängert und am Rumpfboden bis zum Regler geführt. Der Regler, ein Master Spin 99 Pro Opto, wird mit drei Schrauben am ersten Rumpfspant gesichert. Öffnungen auf der Unterseite der Motorhaube bieten die Möglichkeit der Belüftung von Akku und Regler. Der 10s-LiPo mit 4.000 mAh wird in einem Sperrholzkasten direkt hinter dem Motorspant mit Schrauben gesichert. Der Akku-Wechsel kann durch das Cockpit erfolgen. Mit einem Sperrholzbrett in zwei Nuten auf dem Akkukasten gelagert, wird der Akku sicher an seinem Platz gehalten. Eine zusätzliche Sicherung mit Schaumstoff für unterschiedliche Akkugrößen ist vorgesehen.




Gemütlich in der Luft
Im Charakter eines Motorseglers bewegt sich das Modell durch die Luft - der lange, schmale Rumpf und die großen Tragflächen tragen dazu bei, dass im Flug keine Hektik aufkommt. Ruhig und gemächlich zieht die Volksplane ihre Bahnen. Der kraftvolle Antrieb hat die berechneten und erwarteten Reserven. Um möglichst nahe an die dem Vorbild angepasste Geschwindigkeit zu kommen, reicht weniger als Halbgas aus. Die Antriebseinheit zieht das Modell ohne einzubrechen aber auch in einem steilen Winkel mit weit über 30° in die Höhe. Mit 68 A hält sich der Strom in denkbar wirtschaftlichen Grenzen. Der 10s-Akkupack ermöglicht eine Flugzeit von ca. acht bis zehn Minuten – unter der Prämisse, dass der Antrieb nicht ständig mit Vollgas betrieben wird. Vom Start weg verhält sich das Modell unkritisch und ist leicht zu beherrschen. Drei bis vier Meter Startstrecke reichen aus, um abzuheben und sacht gen Himmel zu fliegen. Nach minimalen Trimmkorrekturen zeigt sich ein sehr ausgewogenes Flugverhalten. Die Volksplane kommt mit ganz geringen Ruderausschlägen aus – kein Wunder bei den riesigen Ruderblättern. Die angegeben Ausschläge (Höhenruder: +/- 12 mm / Seitenruder: +/- 16 mm / Querruder: hoch 18 / runter 11 mm) können für die ersten Flüge übernommen werden. Mir persönlich war die Querruderwirkung etwas zu träge, deshalb habe ich die Ausschläge um ca. 20% vergrößert. Die Volksplane reagiert äußerst ruderfolgsam. Die Pendelruder haben eine hervorragende Wirkung. Kurven werden noch schöner durchflogen, wenn das Seitenruder mitgesteuert oder den Querrudern beigemischt wird. Die ständige Beimischung würde ich nicht empfehlen, hier sollte der Pilot mit Fingerspitzengefühl und Augenmaß an die Sache herangehen. Ein ausgewogenes Flugbild wird es ihm danken. Mit langsamen und tiefen Vorbeiflügen kann die Volksplane beim Piloten uind Betrachter gleichermaßen punkten. Trotz der knapp 14 kg Modellgewicht lässt sich das Modell unglaublich langsam machen. Die Volksplane bleibt auch bei geringster Geschwindigkeit absolut stabil. Damit erübrigen sich alle Bedenken hinsichtlich der Landung. Auch ohne Unterstützung durch Landeklappen – nur durch das Spiel mit Gashebel und Höhenruder – schwebt das Modell langsam ein und lässt sich butterweich aufsetzen. Kurz vom dem Aufsetzen kann man das Höhenruder voll durchziehen. Dabei wird die Volksplane so langsam, dass man glaubt, nebenher laufen zu können. Sicher lassen sich auch einige Figuren in die Luft zaubern aber außer schönen, runden Loopings, Steilkurven und Turns sollte man es dabei belassen. Möglich ist vieles – aber der Charakter des Modells verbietet es eigentlich.


Fazit
Die Volksplane ist deutlich dem Charter des Vorbilds angepasst. Sie zeichnet sich durch ein wunderschönes Flugbild aus und hinterlässt beim Betrachter und Piloten den Eindruck eines „echten“ Flugzeugs. Ganz klar wird das durch die Abmessungen des Modells wesentlich unterstützt. Aber auch die Flugeigenschaften können sich sehen lassen. Ausgewogen und ruhig zieht das Modell seine Bahnen. Der Motorisierung ist sparsam im Stromverbrauch, bei Bedarf aber auch leistungsfähig genug, um der Volksplane eine hohe Agilität zu verleihen. Die Langsamflugeigenschaften sind ein besonderer Leckerbissen, Landungen sind somit vollkommen unproblematisch, denn das Modell bleibt bis zum Aufsetzen absolut stabil. Die Materialauswahl für den Aufbau des Modells kann als hervorragend bezeichnet werden. Die Dokumentation in Wort und Bild ist stimmig, Bauerfahrung muss allerdings vorhanden sein. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass das Testmodell zum Zeitpunkt des Baus noch in der Erprobung war und noch einige Punkte abgestellt werden mussten. Das ist dankenswerter Weise von der Firma aero-naut auf die Hinweise des Autors sofort geschehen. Das aero-naut-Modell der Volksplane wird dem Namen des Vorbildes voll gerecht.

