

Aerofly-Fotoszenerien selbst gemacht
Mein eigener Platz
Seit Jahren ist der Aerofly von IKARUS eine feste Größe im Bereich der RC-Flugsimulatoren. In der aktuellen Version des RC 7 gibt es jetzt eine Neuerung, die aufhorchen lässt: Man kann nicht nur in den enthaltenen Szenerien fliegen, sondern sich sogar von seinem eigenen Gelände ein virtuelles Abbild erstellen. Wie das funktioniert und was dafür erforderlich ist, haben wir uns genau angesehen.
Voraussetzungen
Um das neue Feature nutzen zu können wird zunächst natürlich eine Version des Aerofly RC 7 benötigt, zusätzlich ist ein 360°-Foto des Geländes erforderlich, das man in die virtuelle Welt übertragen möchte. Hierfür kann man ein Smartphone mit entsprechender Software nutzen, in meinem Fall ein Samsung Galaxy S5. Um eine gute Bildqualität zu erreichen, sollte für die Aufnahmen ein Stativ zum Einsatz kommen, preiswerte Exemplare mit schwenkbarem Kopf bekommt man beispielsweise bei eBay schon ab 30 bis 40 Euro. Zur Montage des Handys lassen sich entweder die auf der Homepage von IKARUS vorgeschlagenen Halterungen verwenden – oder man behilft sich selbst und fixiert das Smartphone beispielsweise mit Klemmen am Stativ. Da die 360°-Bilder recht schnell und einfach neu aufgenommen sind, kann man hier problemlos etwas improvisieren und testen, ehe man Geld für zusätzliches Zubehör ausgibt.
Wichtig bei der Aufnahme der Bilder ist auf jeden Fall ein sicherer Stand des Stativs. Und nach Möglichkeit sollten keine Objekte wie Modelle, Ausrüstungsgegenstände oder ein Auto im direkten Umfeld der Aufnahme liegen, da diese im Simulator später eher stören würden und mühsam als Kollisions-Objekte eingelernt werden müssten.
Als Beispiel…
… für meinen Artikel habe ich ein Gelände gewählt, das aufmerksame Leser bereits von einigen Fotos kennen dürften, nämlich meine Flugwiese oberhalb meines Heimatortes. Dieses Gelände bot sich durch seine hügelige Form sehr gut als Beispiel an und bietet meiner Meinung nach auch ein ansprechendes Panorama.
Bevor man beginnt, sollte man sich eine grundlegende Frage stellen: Welchen Aufwand möchte ich in meine Szenerie stecken und was traue ich mir zu? Will man ein ebenes, weitestgehend hindernisfreies Flugfeld anlegen, so genügen bereits einige wenige Arbeitsschritte, die sehr gut Schritt für Schritt nach den Tutorial-Videos auf der IKARUS-Homepage (www.ikarus.net/rc7-szenerie-workshop) abgearbeitet werden können. Will man jedoch ein hügeliges Gelände oder einen Hang als Szenerie gestalten, so sind hierfür wesentlich mehr Aufwand, aber auch Kenntnisse notwendig, da noch mit zusätzlicher Software gearbeitet werden muss.



Das Panoramabild
Zunächst einmal möchte ich auf die Basisschritte eingehen, welche mit dem 360°-Foto beginnen. Neben den bereits erwähnten Kriterien sollte man auf einen Tag mit möglichst klarer Sicht und auf den höchsten Sonnenstand des Tages warten, so dass Objekte keinen großen Schattenwurf haben. Das erstellte Foto kann natürlich noch mit einer Software wie Fotoshop nachbearbeitet werden, ich habe darauf jedoch bewusst verzichtet, um aufzuzeigen, dass man auch mit wenig Aufwand ein gutes Ergebnis erreichen kann.
Bei allen von mir aufgenommenen Bildern kamen Ungenauigkeiten bzw. Bildfehler nur im absoluten Nahbereich vor, meist in dem Bereich, in dem das letzte Foto ohne Stativ direkt nach unten gemacht wird. Prinzipiell ist dieser Bereich aber auch uninteressant, da er im Flugbetrieb eigentlich nie ins Sichtfeld rückt und solche Bildfehler somit nicht störend auffallen. Neben dem 360°-Bild sollte man übrigens noch ein klassisches Foto machen, das wird später zum Vorschaubild der Szenerie.
Konvertieren der Bilddaten
Nach dem Anpassen der Auflösung des 360°-Bilds (was zum Beispiel mit dem Windows-Standardprogramm Paint problemlos gelingt), muss es nun für den Simulator konvertiert werden. Das macht man mit Hilfe einer Software, die es – ebenso wie die Vorlage für die Szenerie – auf der IKARUS-Homepage kostenlos als Download gibt. Da während des gesamten Prozesses immer wieder mit bestimmten Dateien gearbeitet werden muss, empfehle ich, auf dem PC einen eigenen Ordner anzulegen, in dem alle benötigten Dateien abgelegt werden. Es kann zudem nicht schaden, in regelmäßigen Abständen Sicherheitskopien der bearbeiteten Daten anzulegen, denn so fängt man nicht wieder komplett bei null an, wenn einem ein Fehler unterläuft.
Nachdem das 360°-Bild mit der Konverter-Software bearbeitet wurde, was recht einfach und mit wenigen Klicks funktioniert, entstehen 64 Dateien, die in einem Programmordner des Aerofly abgelegt werden. Öffnet man nun den Simulator, so sieht man, dass man bereits in der eigenen Landschaft fliegen kann, allerdings noch mit einigen Einschränkungen: Es werden weder Objekte als Hindernisse wahrgenommen noch das Gelände erkannt, als Boden ist lediglich eine ebene Platte als Basismodell hinterlegt. Es können aber noch weitere Fehler auftauchen, beispielswiese eine falsche Perspektive (bedingt durch die Höhe der Kamera bei der Aufnahme) sowie das Vorhandensein von zwei Sonnen.
Simulierte Objekte
Wie diese Unstimmigkeiten zustande kommen, wird in den Tutorials ausführlich erklärt. Wie sie behoben werden (oder besser gesagt, wie die Position von simulierten Objekten angepasst werden kann), das mag für jemanden, der sich noch nie mit Programmierung befasst hat, zunächst ungewohnt sein, ist in Wirklichkeit aber einfacher, als es aussieht.
Die Position von Objekten, die innerhalb der Landschaft simuliert werden (zum Beispiel die Windfahne), kann man mit Hilfe einer Textdatei anpassen, in der alle Funktionen als einzelne Blöcke aufgeführt sind. Wichtig ist hier, anfangs nur genau das zu verändern, was im Tutorial erklärt wird, beispielsweise die Koordinaten der verschiedenen Objekte. Hat man das System aber erst einmal verstanden, so kommt man sehr schnell damit klar; man sollte hier jedoch nur solche Werte verändern, von denen man genau weiß, für was sie zuständig sind. Zudem sollte die Form der Blöcke nicht verändert werden, da sie sonst von der Software nicht mehr erkannt werden können. Auch hier empfehle ich vor jedem Schritt, eine Sicherungskopie der Textdatei anzulegen.
Die Platzierung der Objekte innerhalb der Szenerie ist schnell erklärt: Ihnen werden ganz einfach X- und Y-Koordinaten zugewiesen, was jedoch etwas Probieren erfordert, denn es ist kein sichtbarer Nullpunkt definiert, an dem man sich orientieren könnte. Mit drei bis vier Versuchen kommt man aber schnell dahinter, welche groben Werte nötig sind. Die Feinabstimmung, beispielsweise um ein Modell auf der Startbahn zu positionieren, erfordert dann noch weitere Versuche.
Im einfachsten Fall hat man nun bereits eine fertige Szenerie geschaffen, in der man fliegen kann. Der dafür nötige Zeitaufwand hängt natürlich auch stark von den Kenntnissen ab, die man bereits mitbringt. Beim ersten Anlauf sollte man einige Abende einplanen, um alles in Ruhe durchgehen zu können. Hat man erst einmal Übung, so kommt man auch problemlos binnen ein bis zwei Stunden zum Ziel.
Modellieren von Gelände
Etwas kniffliger wird es, wenn man sich die Mühe machen möchte, auch das Gelände entsprechend nachzugestalten. Dies verspricht nicht nur ein realistischeres Flugerlebnis, sondern auch das Fliegen im Hangaufwind sowie die Simulation von Verwirbelungen. Hierfür wird für die Gestaltung sowie das Importieren der Höhendaten Fremdsoftware benötigt, die auf der IKARUS-Homepage verlinkt ist. Dabei fallen zusätzliche Kosten von rund 7 Dollar (aktuell etwa 6,20 €) für ein Addon an.

Die erste Software, mit der gearbeitet wird, nennt sich Blender. Mithilfe des sogenannten OSM-Addons werden mit diesem Programm die Geländedaten ermittelt, hierfür muss das Fluggelände in einer online abrufbaren Karte ausgewählt werden. Diese Daten werden nun in ein Dateiformat konvertiert, das von der nächsten Software, Metaseq, verarbeitet werden kann.
Nachdem das 3D-Geländemodell in diesem Programm geöffnet wurde, kann es nun beliebig bearbeitet werden. Die grundlegend notwendigen Schritte werden in den Tutorials gut erklärt, auch wenn das Tempo dabei für mein Empfinden recht hoch ist. Durch das Pausieren der Videos oder das wiederholte Ansehen der Schritte kommt man aber gut mit. Gerade in dem Programm Metaseq ist es aber wichtig, nicht nur stumpf nach dem Video zu arbeiten, sondern sich alle Schritte und deren Bedeutung gut einzuprägen – diese Kenntnisse werden später noch benötigt.
Ein Schritt wird im Tutorial zum Testzeitpunkt nämlich nicht erwähnt (Anm.d.Red.: Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe hat IKARUS diesen Tutorial-Schritt auf seiner Homepage ergänzt): Ist das Geländemodell entsprechend dem Video erstellt und in den Aerofly übertragen, so kann es vorkommen, dass die Ausrichtung des Geländemodells nicht mit der abgebildeten Landschaft übereinstimmt. In meinem Fall war es notwendig, das Geländemodell in Metaseq deutlich zu drehen und minimal in eine Richtung zu kippen. Eine gute Übereinstimmung zu erreichen, ist schon eine gewisse Fleißaufgabe: Denn das Geländemodell muss dafür in Metaseq bearbeitet, konvertiert und in den Aerofly geladen werden, um dort die Änderung wiederum zu überprüfen. Nach und nach lassen sich so aber alle Details bis hin zum Standpunkt des Piloten fein abstimmen, so dass ein realistisches Fluggelände entsteht.
Das Ganze erfordert natürlich etwas Übung mit dem Programm, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, und auch hier gilt: Je mehr Zeit man investiert, desto besser wird das Ergebnis. Anfangs und ohne Vorkenntnisse kann solch ein Anpassen schon mal einen Abend in Anspruch nehmen, um ein gutes Ergebnis zu erreichen. Natürlich hängt der Schwierigkeitsgrad vom Gelände ab, eine klar definierte Hangkante lässt sich wesentlich einfacher anpassen als ein Gelände mit vielen kleinen Hügeln oder Wellen, bei denen eine klare Orientierung deutlich schwieriger ist.


Mit Kollisionsobjekten
Was für den letzten Feinschliff jetzt noch fehlt, sind sogenannte Kollisionsobjekte: Also Gegenstände wie Hütten und Bäume, die im Geländemodell natürlich nicht vorkommen, für eine realistische Simulation aber unerlässlich sind. Schließlich wäre es mehr als komisch, wenn ein Baum oder die Vereinshütte – so ganz anders als im echten Leben – einfach ohne Schäden durchflogen werden könnten.
Das Erstellen der Kollisionsobjekte ist aber zum Glück überraschend einfach. Und ihre Platzierung gelingt in einem komplexen Gelände sogar besser als auf der ebenen Platte, die zu Beginn als Basis dient; denn bei der Positionierung der Objekte und deren Größe kann man sich am Verlauf des Geländes orientieren.
Zum Erstellen der Objekte stellt Metaseq im Beginner-Modus einfache Basisformen wie Blöcke, Zylinder, Kegel oder Kugeln zur Verfügung, aus denen sich sehr einfach Objekte wie Bäume, Sträucher oder sonstiges abbilden lassen. Bei ihrer Positionierung kann man sich wie beschrieben grob am Geländemodell orientieren, die Feinabstimmung erfolgt aber auch hier wieder durch Testen in der Simulation. Wichtig für eine realistische Darstellung ist es meines Erachtens, die Verhältnisse am realen Platz zu kennen. Im optimalen Fall ist man dort auch schon geflogen und kann so die Simulation sehr gut auf ihre Realitätsnähe hin testen.



Mein Fazit
Zugegeben, für die erste eigene Szenerie wird man mit Sicherheit ein paar Abende benötigen und vielleicht auch mal etwas ins Grübeln geraten. Hat man aber jeden Schritt mal selbst gemacht, so bekommt man sehr schnell ein Gefühl für das Erstellen neuer Landschaften und die ganzen Arbeiten gehen dann deutlich leichter von der Hand. Die Tutorials sind sehr gut gemacht, so dass eigentlich jeder Schritt für Schritt zum Ziel kommen sollte. Als Lohn für die Mühen bekommt man ein Fluggelände, das den bereits im Simulator vorhandenen professionellen Szenerien kaum nachsteht und die Realität sehr gut wiedergibt. Künftig kann ich auf meinem Gelände zu jeder Zeit und bei jedem Wetter meine virtuellen Runden drehen…