

KAMPF DER (HOLZ-)KO NZEPTE
Lasercut vs. Fräsen Inside F5J vs. Friendly F5J
Willkommen im Land derer, die sich mit Macht dem ARF-Trend entgegenstemmen, dem klassischen Modellbau huldigen und durch eigene Farb- und Folienwahl ein Unikat mit dreiteiliger Fläche erstellen. Egal, ob in Lasercutoder Fräs-Technik. Und schon sind wir beim Knackpunkt, denn wenngleich beides Holzbausätze sind, könnten sie nicht unterschiedlicher sein – Fräsen gegen Lasercut eben.
TEXT UND FOTOS: RALPH UND MARIANNE MÜLLER

Preislich liegen sie auf Augenhöhe, bautechnisch trennen sie Welten. Den Laser„gecuteten“ Inside F5J von Höllein (vgl. den Test in der FMT 06/2016) hat man in einer Zeit zum bespannfertigen Rohbau gebracht, in der der Friendly (vgl. FMT 12/2017) allenfalls zur Hälfte fertig ist. Warum?
Mit oder ohne

Da sind zunächst einmal die völlig unterschiedlichen Philosophien: Bauplan mit Anleitung gegen „Bilderbuch“ ohne Plan, denn so kommt Jo Schusters Freundlicher zur Kundschaft – und zwar als verschnürtes und verpacktes Holzpaket.

Ganz anders die Strategie des Himmlischen: Da steht Perfektionismus ganz oben im Lastenheft von Unterlauter. Einem vorbildlichen, mehrfarbigen Bauplan im Maßstab 1:1, auf dem sich der Inside in rekordverdächtiger Bauzeit zusammenkleben lässt, haben die Franken eine mustergültige Bauanleitung samt Stückliste zur Seite gestellt, alles in einen passenden Karton verpackt und mit einem Bild und den technischen Daten versehen. Kein Wunder, dass der Bau, ohne Hürden überspringen zu müssen, gelingt. Rundrohrholmen und Co. sei Dank. Die perfekt passenden Balsarippen auf den CFK-Rohrholm auffädeln, auf dem Plan ausrichten, wenige Rippen mit Stecknadeln auf dem Baubrett fixieren und alle mit dem vorgeschlagenen, dünnen Sekundenkleber mit dem Holm verkleben. Alles andere auch. Also diese drei Flächenteile sind in Rekordzeit zu bauen.
Beim gänzlich hölzernen gefrästen Gegenstück, dem zwar auch ein mit über 100 Seiten etwas „überdimensioniertes“ Handbuch als Anleitung beiliegt, vermisst man die Nummerierung der einzelnen Holzteile schmerzlich. Deren Herausfiltern aus den vielen Holzbrettern anhand der Anleitungsbilder ist zeitraubend. Hat sich der Modellbauer aber erst mal zurechtgefunden, verliert er den Faden auch nicht mehr so schnell.
Sekundenkleber vs. Holzleim
Beiden Anleitungen hoch anzurechnen ist, dass sie explizit auch die zu verwendenden Kleber nennen: Beim Inside vorwiegend Sekundenkleber unterschiedlicher Viskosität, der Friendly setzt bauartbedingt überwiegend auf Holzleim. Doch der alleine macht es nicht, es kommt so eine Art „klebrischer“ Mix zu seinem Recht. Epoxidharz inklusive: Allein dadurch verkürzt sich seine Bauzeit keinesfalls, hat man aber, wie der Autor, zwei Baubretter und jede Menge Modellbau-Stecknadeln im Einsatz, spielen auch hier die Trockenzeiten keine große Rolle mehr. Außerdem geht es ja nicht darum, am schnellsten, sondern sauber zu bauen.

Das gelingt bei Stefan Hölleins Produkt ohne Nacharbeit, bei Jo Schusters Freundlichem ist hier und da etwas Feinschliff nötig; nicht weiter schlimm und CNC-gefräst kaum anders möglich. Und auf die Uhr gesehen habe ich auch nicht, schließlich soll Modellbau Spaß machen und ein lohnenswerter Zeitvertreib sein. Ich habe mich auch noch damit belohnt, Unikate zu schaffen, indem mit Oralight jedes der beiden Modelle recht individuell durchsichtig bespannt wurde.
Offen vs. teilbeplankt
Der Kampf der Konzepte beschränkt sich aber nicht auf die Fertigungstechnik, sondern auch auf die Bauweise: Da prallen die Philosophien „völlig offen“ gegen „teilbeplankt“ aufeinander. Was ist besser? Schwer zu sagen, denn der Inside ist aufgrund seiner moderneren Bauweise unter Einbeziehung von Hightech-Werkstoffen erstaunlich steif und dabei obendrein sehr leicht. Und somit viel schneller zu bauen! Da kann der deutlich schwerere, aber auch 60 Zentimeter größere Friendly mit seiner Teilbeplankung nicht ganz mithalten.















Kampf der Antriebskonzepte
Kommen wir zum nächsten, großen Unterschied, den Antrieben. Während im federleichten Inside ein preiswerter kleiner Brushless-Außenläufer, ein Hacker A 20-22 L, völlig ausreicht und in Koalition mit einem 3s-1.300-mAh-LiPo den Schwerpunkt an den rechen Fleck bringt, verlangt der Freundliche nach einem Getriebeantrieb.

Und da kann’s teuer werden. Die Anleitung favorisiert einen Poly-Tec 400 F5J/Light, 4,4:1. Damit wäre das F5J-typische, mäßige Steigen möglich. Da ich mehr wollte, fliegt jetzt ein Kontronik Kira 480-31, 5,2:1 in der Rumpfschnauze durch die Luft. Versorgt wird das Ganze aus einem 3s-LiPo mit 1.800 mAh. Den geregelten Stromfluss übernimmt ein Koby 40 LV und für den Vortrieb ist eine aero-naut 16×8 Zoll zuständig. Dieses Antriebskonzept passt wunderbar und stellt flotte Steigflugkraft bereit.
Fliegendes Holz
Und wie fliegen die beiden jetzt? Gute Frage, einfache Antwort: Völlig unterschiedlich! Der vollkommen Durchsichtige vom himmlisch Höllischen ist der Thermik-Floater schlechthin, kein Wunder, bei gerade mal 1.196 Gramm Fluggewicht. Ob es dazu wirklich eine 6-Klap-pen-Fläche braucht, sei dahingestellt.

Der deutlich größere (60 Zentimeter) und auch mit 1.720 Gramm wesentlich schwerere Friendly ist ebenfalls ein Thermikspezialist, aber eben auf seine Art. Während der Inside alles im Schleichgang erledigt, braucht sein Gegner für den Kreisflug etwas mehr Fahrt, was auch logisch ist, hat er doch von Haus aus die höhere Eigengeschwindigkeit. Einerseits. Dafür ist er aber, lässt man ihn im Rahmen seiner Möglichkeiten von der Leine, deutlich flotter unterwegs als das Federgewicht aus Franken. Andererseits. Aber nicht übertreiben, sonst wird der Freundliche doch noch garstig, fängt an, mit den Außenflächen zu schlagen. Ansonsten ist aber auch er ein braver Kumpel fürs genüssliche Thermikkurbeln. Für die Hangkantenhatz indes sind beide nicht auf die Welt gekommen.
Inside F5J
Modelltyp: Lasercut-Holzbausatz
Hersteller/Vertrieb: Der himmlische Höllein direkt bei
Bezug und Info: www.hoelleinshop.de Tel.: 09561 555999
Preis: 184,90 €
Spannweite: 2.875 mm
Länge: 1.435 mm
Gewicht/ Herstellerangabe: 1.100 g
Friendly F5J
Modelltyp: CNC-gefräster Holzbausatz
Hersteller/Vertrieb: Modellbauservice Schuster
Bezug und Info: direkt bei www.modellbauservice.com Tel.: 08206 9628246
Preis: 239,- €
Spannweite: 3.600 mm
Rumpflänge: 1.564 mm (inkl. SLW)
Gewicht/ Herstellerangabe: ca. 1.500 g