

TEST: RR FunCub XL von Multiplex
Groß geworden
Erwachsener, größer, total durchdacht und um einige Anwendungsmöglichkeiten erweitert steht sie da. Und sie macht, um es mal vorweg zu nehmen, alles was ihre Vorgänger können noch ein Stück besser. Bei einer Spannweite von 1,70 Meter ist die neue FunCub XL fast ein Viertel größer als die Vorgängermodelle Fun-Cub und EasyCub.

Die Größenzunahme merkt man besonders beim Volumen des Rumpfes, der viel wuchtiger wirkt und somit auch mehr Platz für Einbauten und Sonderfunktionen liefert. Das konstruktive Konzept lehnt sich, wie der Name schon vermuten lässt, stark an das einer Piper Cub an: gefälliges Aussehen, hervorragende Flugeigenschaften, Robustheit und Alltagstauglichkeit.
Varianten und Lieferumfang Die große FunCub ist in zwei Versionen lieferbar. Zum einen in der Kit-Variante, bei der alle Bauteile außer den Elektonikkomponenten enthalten sind, zum anderen in der hier getesteten RR-Version. Bis auf einen passenden Empfänger und einen Antriebsakku ist diese bereits komplett mit Antrieb und Servos ausgestattet und vormontiert. Das Modell selbst ist aus Elapor hergestellt, ein flexibler Schaum mit einer sehr glatten Oberfläche. Im Inneren der Bauteile sind sinnvolle Verstärkungen aus Holz und Kohlefaser verbaut und teilweise direkt mit eingeschäumt.
Bei einem Fluggewicht von 2.850 g wird natürlich ein kräftiger Antrieb benötigt. Multiplex hat der RR-Maschine daher einen Permax BL-O-4235-0480 und einen dazu passenden Multicont-BL-60-SD-Regler spendiert. In Verbindung mit einer 15×8“ großen Zweiblattluftschraube ist das Modell auch für Spezialeinsätze wirklich stark genug motorisiert.
Ebenfalls bereits eingebaut und verkabelt sind sechs Hitec-HS-225BB-Servos zur Steuerung der beiden Querruder, des Seiten- und Höhenruders sowie der beiden Landeklappen. Mit ihren fast 5 kg/cm sind diese kugelgelagerten Digitalservos mit Nylongetriebe üppig dimensioniert. Montiert sind die Servos jeweils nahe an ihren Arbeitsorten, so können die Anlenkungen kurz gehalten werden. Servos für die Sonderfunktionen Abwurfklappe und Schleppkupplung sind nicht enthalten. Die Einbauplätze sind jedoch vorbereitet und das Anlenkungsmaterial liegt bei.
Schnell reagiert – der Rückruf
Zum Verkaufsstart der neuen FunCub XL erreichte die Kunden ein Rückruf, der zeigt, wie ernst Multiplex seinen Qualitätsanspruch nimmt. So führten die Verlängerungskabel mancher RR-Modelle zu unkontrollierten Servobewegungen. Sofort stoppte Multiplex die Auslieferung der RR-Version und bot den Händlern und Käufern eine kostenlose Abholung der Baukästen bzw. der fertigen Tragflächen an, um die Kabel am Stammsitz in Bretten/ Deutschland auszutauschen. Alternativ konnten sich die Kunden einen Kabelsatz samt Anleitung zum Selbsteinbau, natürlich ebenfalls kostenlos, zuschicken lassen. Innerhalb weniger Tage war die ganze Aktion vorbildlich abgewickelt, sodass die RR FunCub XL bereits Ende Januar wieder an die Kunden und Händler ausgeliefert wurde.
Konstruktiver Aufbau
Komplexer als bei der FunCub, aber absolut alltagstauglich und sehr stabil, ist die Verbindung und Arretierung der Flächen konstruiert: Die V-Tragflächenstreben aus Kohlefaser sind fertig montiert und mit Aluminiumgabelköpfen und Kunststoffkugelgelenken ausgestattet. Tragflächenseitig werden sie in Messingkugelköpfen eingeklinkt, sie bleiben dann an den Tragflächen und können zum Transport eingeklappt werden. Am Rumpf werden sie mit einem kräftigen Aluminiumgabelkopf und einem selbstsichernden Stahlstift am Fahrwerk befestigt.
Die Flächensteckung besteht aus zwei Kohlefaserrohren, die Tragflächenenden werden dabei in die Flächenaufnahme am Rumpf eingeschoben und mit zwei Kunststoffschrauben gesichert. Die Servokabel sind tragflächenseitig fest eingebaut, die vom Rumpf kommenden Kabelenden werden einfach eingesteckt und verschwinden unsichtbar. Sinnvoll ist es hier, eine Markierung anzubringen, damit diese Kabel nicht vertauscht werden. Dieses ganze System ist sehr praxistauglich und macht einen äußerst vertrauenerweckenden Eindruck. Der Aufbau des Modells am Flugplatz ist damit auch in kürzester Zeit erledigt.
Ebenfalls für den rauen Modellflugalltag konzipiert ist das Fahrwerk. Angelehnt an die Tundraversionen der manntragenden Piper Cub hat Multiplex seinerzeit die FunCub mit großen Ballonrädern ausgestattet. Diesem sehr erfolgreichen Trend folgend ist auch die XL-FunCub mit solchen Rädern ausgerüstet. In Verbindung mit dem stabilen, zwei Millimeter starken Aluminiumfahrwerk erlauben die 125-mm-Ballonreifen Starts und Landungen jenseits gut befestigter Pisten, auf fast jedem Terrain. Das Spornrad ist ebenfalls sehr robust und wird vom Seitenruder mit angelenkt, so dass die FunCub XL auch auf dem Boden sehr wendig ist. Ein überzeugendes Design mit einem beim RR-Modell bereits aufgeklebten Dekorsatz trägt auch noch zum stimmigen Erscheinungsbild des Hochdeckers bei. Alle Aufkleber sind dabei gerade, blasenfrei und haltbar aufgebracht. Abgerundet wird die sehr gut ausgestattete RR-Version von einer deutschsprachigen, umfassend bebilderten und Schritt für Schritt erklärenden Montageund Betriebsanleitung. Alle relevanten Angaben zu Schwerpunkt, Ruderausschlägen und erforderlichen Mischern sind darin enthalten.
Zwei mal 3s
Multiplex hat das Modell für 6s-LiPos und eine Kapazität von 3.200 mAh ausgelegt. Beim Testmodell setzt sich der Akku aus zweien, in Reihe geschalteten 3s-Multiplex Li-BATT FX 3/1-3200 zusammen. Das dazu erforderliche Adapterkabel liegt dem RR-Satz fertig verlötet bei. Alternativ kann natürlich auch ein einzelner 6s-Akku eingesetzt werden. Und so habe ich auch einen etwas üppigeren 6s-5000-mAh-LiPo verwendet. Dieser passt ebenfalls problemlos in den Rumpf. Befestigt wird der Akku auf einem Sperrholzbrettchen mittels einer Klettbandschlaufe.
Wie viel Kanäle?
Zusätzlich zum Antriebsakku wird bei der RR-Version noch ein passender Empfänger benötigt. Wenn man keine V-Kabel einsetzt, kommt man mit den Grundfunktionen Höhe, Seite, 2 × Quer, 2 × Landeklappen und Motor auf sieben Kanäle. Wenn die optionalen Funktionen wie Schleppkupplung, Beleuchtung und Abwurfschacht aktiviert werden sollen, ist ein Empfänger mit zehn Kanälen erforderlich. Eingebaut wird der Empfänger am einfachsten mit dem beiliegenden, selbstklebenden Klettband oberhalb des Akkuraums. Die Stromversorgung der RC-Anlage erfolgt dabei über das im Regler enthaltene BEC-System.
Sonderfunktionen und Zubehör
Ein besonderer Reiz der neuen FunCub XL ist sicherlich die Möglichkeit, diverse Zusatzfunktionen einzubauen. Das Modell ist hierzu bereits weitgehend vorbereitet. Die Schleppkupplung ist bei der RR-Version schon eingebaut, es ist nur nötig, ein passendes Servo (Hitec HS-225BB) in den vorbereiteten Einbauschacht einzukleben und den beiliegenden Anlenkungsdraht zu verbinden. Ähnlich verhält es sich beim Abwurfschacht: Wenn er funktionslos ist, wird er durch eine einteilige Klappe verschlossen. Soll er aktiviert werden, wird diese durch eine bereits enthaltene zweiflügelige Klappe ersetzt – und ebenfalls mit einem Servo geöffnet und geschlossen. Was über diese Klappe abgeworfen werden kann, ist sehr individuell; Multiplex bietet kleine Fallschirmspringer als Zubehör an, aber auch der Abwurf von Bonbons ist möglich. Beachten sollte man aber, dass sich der Schwerpunkt und die Flugeigenschaften bei höherer Zuladung verändern können.
Eine vorbildgetreue Beleuchtung des Flugzeugs ist mit dem optional lieferbaren Power-Multilight-Beleuchtungssystem möglich. Die Kabel und LED-Halterungen sind beim RR-Modell bereits in der Tragfläche montiert. Auch der Einsatz auf dem Wasser ist mit der FunCub XL denkbar. Benötigt wird hierzu nur der ebenso lieferbare Schwimmersatz.
An einem Abend fertig
Die in der ausführlichen Anleitung beschriebene Rest-Montage des RR-Modells ist an einem Abend gut zu schaffen. Klebstoff wird dabei fast nicht benötigt, nur etwas Sekundenkleber zur Montage des Höhenleitwerks und seiner Streben. Alle anderen Teile werden verschraubt oder nur zusammengesteckt.
Etwas anspruchsvoller wird es, wenn die Servos und die Anlenkungen für die Sonderfunktionen Schleppkupplung und Abwurfschacht eingebaut werden sollen. Dadurch bedingt, dass die beiden Rumpfhälften bereits miteinander verklebt sind, folgt daraus eine friemelige Arbeit. Bei der Kitversion mit den geteilten Rumpfhälften sollte es jedoch keinerlei Schwierigkeiten geben, die beiden Sonderfunktionen gleich mit zu integrieren.
Der Schwerpunkt liegt bei 85 mm, gemessen von der Tragflächenvorderkante. Bei der Verwendung des empfohlenen Multiplex-Akkus passt dieser auch auf Anhieb, eine Zugabe von Ballast ist nicht erforderlich. Da der Antriebsakku nahezu im Schwerpunkt liegt, verschiebt er sich bei einem größeren Akku auch nur minimal in die kopflastige Richtung. Ein Unterschied im Flug ist mit dem 166 g schwereren 5.000er Akku nicht spürbar, was auf eine gutmütige Auslegung des Modells schließen lässt.
Die Werksangaben zu den Ruderausschlägen sind als gute Basis für den Erstflug nutzbar, hier hat ja sowieso jeder im Detail seine individuellen Vorstellungen. Lediglich die Beimischung des Tiefenruders von 4 mm beim Setzen der Landeklappen ist zu niedrig, ich habe den Wert auf 6 mm erhöht. Zusätzlich 40 bis 50% Expo auf Höhen- und Querruder sind ebenfalls zu empfehlen.

Die Flugeigenschaften…
… der FunCub XL passen absolut zum sehr positiven Bild, welches das Modell bisher abgegeben hat. Für den Start reicht die halbe Motorleistung locker aus, eine Unterstützung durch die Klappen ist dabei nicht nötig, sieht aber freilich gut aus. In der Luft merkt man gleich, dass sich die Maschine dort wohlfühlt. Sie ist sehr gutmütig und daher – neben ihrer Aufgabe als Allrounder und Funmodell – sogar für das Lehrer-Schüler-Fliegen geeignet. Die Reaktion auf das Abreißen der Strömung ist ausgesprochen harmlos und jederzeit kontrollierbar.
Das Geschwindigkeitsspektrum ist enorm und reicht sehr weit in den unteren Bereich, gerade wenn mit Klappen geflogen wird. Neben ihrer Gutmütigkeit ist die FunCub XL auch sehr wendig, das fast drei Kilogramm wiegende Modell kann dabei auf knappem Raum geflogen werden, ein Vorteil, der gerade beim Wasserflug sehr wichtig ist.
Im klassischen Kunstflug fühlt sie sich ebenfalls zuhause, freilich mit den konstruktionsbedingten Grenzen eines Schulterdeckers, was ihr nicht als Nachteil angerechnet werden kann. Looping, Turns und Rollen, auch gerissene Figuren macht die große FunCub gerne und ohne Probleme, beim Rückenflug möchte sie etwas gedrückt werden. Selbst 3D-Figuren wie Hovern und Torquen sind mit der FunCub problemlos möglich.

Und wenn es ans Landen geht, gibt‘s auch keine Überraschungen. Entweder man landet klassisch, Klappen auf 45 Grad und mit Schleppgas ranziehen und aufsetzen. Oder man macht es ganz spektakulär: aus großer Höhe, die Klappen auf Vollausschlag, das Modell auf den Kopf stellen und in einem Winkel von 45 Grad anfliegen, kurz vor dem Boden etwas ziehen und aufsetzen, bei etwas Gegenwind klappt das sogar fast auf der Stelle – eben genauso, wie es sich für eine „Fun“-Cub gehört. So ähnlich sind auch STOL-Starts möglich: die Klappen auf ca. 70 bis 80 Grad und Vollgas, von einer Startrollstrecke kann man dabei nicht mehr reden. Bei normaler Flugweise kommt man übrigens mit dem empfohlenen 3.200er Akku auf eine Flugzeit von etwa sechs bis sieben Minuten, mit dem 5000er sind es ungefähr zwei Minuten mehr.
Mein Fazit

Das Konzept der FunCub XL, der darin steckende Ideenreichtum, die durchdachten Details und die Verarbeitung sind absolute Oberklasse. Und genauso groß wie ihr Geschwindigkeitsbereich ist ihr Einsatzspektrum. Sie ist Schulungsflugzeug, Schleppmaschine, Kameraträger, Feierabendflieger, Bonbontransporter, Kunstflugtrainer, 3D-Maschine oder einfach nur ein geniales Spaßmodell.
TESTDATENBLATT | RR FUNCUB XL
Verwendungszweck: Allrounder
Modelltyp: RR-Modell
Hersteller/Vertrieb: Multiplex
Bezug und Info: Fachhandel, Infos: www.multiplex-rc.de, Tel.: 07252 580930
Preis (UVP): 399,90 € (RR-Version), auch erhältlich als Kit für 199,90 €
Lieferumfang (RR-Version): Komplettes Modell inkl. Antrieb und Servos
Erforderliches Zubehör: Empfänger mit 7-10 Kanälen, Antriebsakku, Sender
Bau- u. Betriebsanleitung: deutsch, mit 86 Grafiken und Skizzen auf 23 Seiten, mit Angaben zu Schwerpunkt und Ruderausschlägen
AUFBAU
Rumpf: Elaporschaum-Konstruktion mit CFK- und Holzverstärkungen
Tragfläche: zweiteilig, Elaporschaum mit CFK- und Holzverstärkungen,
CFK-Steckungsrohr
Leitwerk: Elaporschaum mit CFK- und Holzverstärkungen
TECHNISCHE DATEN
Spannweite: 1.700 mm
Länge: 1.200 mm
Spannweite HLW: 605 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 267 mm
Flächentiefe am Randbogen: 267 mm
Tragflächeninhalt: 41,92 dm²
Flächenbelastung: 70,8 g/dm² mit 3.200er LiPo, 74,7 g/dm² mit 5.000er LiPo
Tragflächenprofil Wurzel: k.A.
Tragflächenprofil Rand: k.A.
Profil des HLW: k.A.
Gewicht Herstellerangabe: 2.850 g
Fluggewicht Testmodell ohne Flugakku: 2.397 g
mit Flugakku 2 × 3s 3.200 mAh: 2.967 g
mit Flugakku 6s 5.000 mAh: 3.133 g
ANTRIEB IM TESTMODELL (BEI RR EINGEBAUT)
Motor: Permax BL-O 4235-0480
Akku: 2 × MPX Li-BATT FX 3/1-3200 (nicht enthalten)
Regler: Multicont BL-60 SD
Propeller: 15 × 8“
RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN
Höhe: Hitec HS-225BB
Seite: Hitec HS-225BB
Querruder: 2 × Hitec HS-225BB
Landeklappen: 2 × Hitec HS-225BB
Schleppkupplung (optional): Hitec HS-225BB
Abwurfschacht (optional): Hitec HS-225BB
Beleuchtung (optional): Power-Multilight
Verwendete Mischer: Tiefenruder zu Landeklappe
Empf.-Akku: BEC