

PORTRÄT: DMAX „Die Modellbauer – das Duell“ – die L-39 Albatros Teil 3
Vom Zuschauer zum Teilnehmer
In den letzten beiden Ausgaben berichtete ich, wie aus einer harmlosen Mail ein 150-tägiges Mammutprojekt wurde, ich habe den Aufbau des Modells beschrieben und die Abläufe bei den Dreharbeiten. Zu Beginn der Beitragsserie stellte ich Ihnen auch den kleinen rationalen Engel und den emotionalen Teufel vor, die wir Modellbauer ab und an auf den Schultern sitzen haben. Der Engel mahnt meist zur Vernunft und versucht uns vom Klick auf den „Kaufen-Button“ abzuhalten, der Teufel drängelt: „Drück, drück...!“

Mein Bericht in der vorangegangenen Ausgabe endete nicht ganz drei Wochen vor der Messe. Der Jungfernflug und noch drei weitere Einstellflüge machten Appetit auf mehr, aber zuerst musste noch das Finish aufs Modell. Wie im letzten Heft beschrieben, konnten wir nach einem Besuch des Flugmuseums in Hermeskeil die korrekten Abmessungen aller Deckel und Schrauben an der Oberfläche ermitteln. Ich zeichnete die Teile, die Jörg Redl mit dem Schneidplotter ausschnitt.
Letzte Arbeiten
Nach dem Erstflug machte ich mich dann daran, die Blechstöße einzuritzen und wollte mit dem Aufkleben der zuvor vorsichtig angeschliffenen, geplotteten Teile beginnen. Beim Seitenleitwerk gelang das auch sehr gut, denn hier mussten nur einzelne Kreuzschrauben angebracht werden. Schwieriger war der Rumpf, denn ich hatte zwar die Schrauben gleich in die entsprechenden Deckel gezeichnet, um mir Arbeit zu sparen, aber die Transferfolie, die Jörg mitgeschickt hatte, klebte nicht richtig. Die Klebekraft war eher mit einem Fliegenfänger zu vergleichen, ein vernünftiger Transfer war so nicht möglich. So brachten Tobi, Anna und ich so viele Deckel mit Schrauben von Hand auf, wie wir in der Kürze der Zeit schafften. Denn schon zwei Tage später musste das Modell zu Jörg, der mir versprochen hatte, das Finish innerhalb von zwei Wochen zu erstellen.
Das Finish
Bevor es zum Lackieren ging, bauten wir noch Tank und Turbine aus, damit auch ja kein Tröpfchen Kraftstoff die Lackierarbeiten versaut, und dann ab damit zu JR-Foliendesign. Die folgenden zwei Wochen waren für mich schlimmer als das Warten aufs Christkind in meiner Kindheit. Ich selbst hätte das niemals in der kurzen Zeit geschafft. Ob Jörg rechtzeitig fertig wird und wie das fertige Finish wohl wirkt, waren für mich unbekannte Größen. Aber auch diese Zeit ging vorbei und so fuhr ich zwei Wochen später – am Mittwoch vor der Messe in Friedrichshafen – zu Jörg, um das Modell zu holen.
Jörg wirkte etwas verunsichert als ich eintraf, was mich nichts Gutes erwarten ließ. Er führte mich zur L-39 und ich wusste erst nicht, warum seine Stimmung so gedrückt war. Er zeigte mir dann eine (!) Rotznase und die ein oder andere Fehlstelle im Lack, für deren Ausbesserung die Zeit nicht reichte. Sicher war auch die von mir grundierte Oberfläche für einige kleine Mängel verantwortlich, aber die Fehlstellen waren so winzig und unauffällig, dass sie bisher noch niemand bemerkt hat. Ich war glücklich und mir ist natürlich bewusst, dass mit mehr Zeit ein besseres Ergebnis möglich gewesen wäre. Aber wir haben alle am zeitlichen Limit gearbeitet und dafür bin ich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden!
Mit fertiger Lackierung und eingeschalteter Beleuchtung von Unilight sieht die L-39 wirklich eindrucksvoll aus. Die LEDs kommen auch an einem sonnigen Tag sehr gut zur Geltung. Die Landescheinwerfer sind derart hell, dass man sie nie aus der Nähe direkt anschauen sollte. Im harmlosesten Fall hat man sonst minutenlang einen hellen Fleck im Blickfeld.
Das Verhängnis nimmt seinen Lauf
Wieder zuhause, kamen am Donnerstag Tobi und Dirk vorbei, um Turbine und Tank einzubauen und noch ein paar kleinere Einstellarbeiten durchzuführen. Wir bauten noch einen Smoker ein, denn schließlich wollten wir in Friedrichshafen mit allen Funktionen glänzen. Für einen Testlauf war keine Zeit mehr, ab im schlimmsten Fall geht eben der Smoker nicht. Dachten wir...
Am späten Donnerstagabend wurden die Autos beladen und am Freitag ging es dann los nach Friedrichshafen. Meine Frau Teresa begleitete mich als moralische Unterstützung, Dirk und Tobi als Teammitglieder und Helfer. An der Messe angekommen, wollten wir als Erstes das Modell aufbauen und noch eben den Smoker testen. Der Aufbau war schnell erledigt, das Modell wurde betankt und die Startsequenz eingeleitet. Der erste Start gelang nicht auf Anhieb, vermutlich Luft in der Leitung. Also nochmal: Schalter umlegen, Gasknüppel vor und zurück… nichts! Der erste Blick ging auf die eingebaute Mini-GSU, diese zeigte „Main“ an. Das half zunächst nicht weiter und wir standen ziemlich ratlos da. Es wurde das Handbuch gewälzt, aber nirgends
war zu lesen, was ein Main-Fehler bedeutet. Also beim Hersteller anrufen. Ich beschrieb Arno Hausmann das Problem und zu meiner Erleichterung wusste er auch sofort, wo das Problem liegt. Arno hatte diesen Fehler bisher nur einmal erlebt, das aber selbst. Der Main-Fehler zeigt an, dass es auf der Pumpenleitung zu einem Kurzschluss gekommen ist. Wenn das kein Paradebeispiel für Murphy‘s Law ist. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt schlägt ein dermaßen seltener Fehler ausgerechnet bei mir zu. Aber wenigstens wussten wir jetzt, wo der Fehler zu suchen ist. Nur leider hatten wir jetzt keine Zeit mehr, den Kurzschluss ausfindig zu machen – es war 18 Uhr und wir mussten die Messe verlassen.
Am Samstagmorgen standen wir so früh wie möglich Gewehr bei Fuß, um mit der Fehlersuche zu beginnen, denn um die Mittagszeit sollten die Wertungsflüge stattfinden. Zunächst trennten wir die Pumpe von der ECU und leiteten wieder die Startsequenz ein, die diesmal ohne Fehleranzeige ablief, es war also tatsächlich die Pumpe. Wir suchten überall, konnten aber keinen Kurzschluss finden. Das Kabel war in Ordnung, am Stecker lösten wir die Isolierung, konnten aber auch kein Problem finden. Blieb also nur die Pumpe. Wie sollten wir in Friedrichshafen eine passende Pumpe auftreiben? Ich klapperte die Flugmodellbauhalle ab und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich fündig wurde: Bei Smoke-EL war eine entsprechende Pumpe verfügbar und sogar mit dem passenden Kabel und Stecker fertig konfektioniert. Mit der Pumpe im Gepäck ging es wieder an den Jet, um selbige einzubauen. Wir steckten sie zuerst nur an die ECU, um die Startsequenz zu testen. Eine reine Formalität, dachten wir. Aber als dann wieder der Fehler „Main“ angezeigt wurde, war die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Der Fehler lag offensichtlich nicht oder nicht nur an der Pumpe, sondern innerhalb der ECU. Eine neue ECU in der Kürze der Zeit aufzutreiben, war unmöglich. Hätten wir das am Vorabend gewusst, hätte ich mich ins Auto gesetzt und wäre die knapp 600 km nach Langerwehe und zurück gefahren. Aber das Leben ist nun mal kein Konjunktiv.

Die Duell-Gegner
Als wir Knut Hinz und seine Helfer kennenlernten und er von unserer Misere erfuhr, versuchte er sofort zu helfen. Aber auch ihm wurde schnell klar, dass beim vorliegenden Fehler nur ein Tausch der ECU in Frage kam. Knuts Hilfsbereitschaft fand ich sehr sympathisch und da ich selbst nicht fliegen konnte, drückte ich ihm die Daumen für seinen Flug. Wir standen vor der Baubewertung noch ein wenig beisammen, die Stimmung besserte sich bei mir so langsam und nach ein paar Witzen und nicht böse gemeinten Frotzeleien über unsere Modelle, ging es mir wieder gut. An der Situation war halt nichts zu ändern.
Tobi, Dirk und ich begutachteten Knuts F-18, die wirklich toll gemacht war und eine sehr schöne Lackierung trug. Uns fiel aber auch auf, dass die F-18 deutlich kleiner war als unsere L-39, dafür aber ziemlich schwer. Auf Gras ließ sie sich kaum rollen, da das Gewicht die kleinen Räder in den unebenen Grasboden drückte. Ich fragte Knut, was die Maschine denn wiegt und er sagte mir, dass sie nass mit knapp unter 25 kg dasteht. Hoppla, ein ganz schöner Brocken.
Bei der Baubewertung – oder nennen wir es lieber Begutachtung – hatte die F-18 natürlich die Nase vorn, denn durch das schon vorgefertigte GFK-Modell konnte Knut viel Zeit sparen, die er dann in die Lackierung und die Decals investiert hat. Zur wirklich gelungenen Lackierung hat mir Knut berichtet, dass sich bei einem Lackierschritt die darunter liegende Farbschicht anlöste, wodurch er mit großem Aufwand wieder von vorn beginnen musste. Er wurde also auch nicht lange vor der Messe fertig – auch er konnte erst kurz vor der Messe fliegen.

Die Entscheidung
Die Jury hatte nun eine eigentlich unmögliche Aufgabe, sie musste zwei Modelle vergleichen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Zum einen ein kompletter Holzeigenbau, bei dem sogar das Fahrwerk selbstgemacht ist. Und auf der anderen Seite ein Voll-GFK-Modell mit wunderschöner, aufwändiger und selbstgemachter Lackierung. Nun, eine Entscheidung musste getroffen werden. Das Konzept der Sendung sieht das nun einmal vor, aber vorher musste Knut noch fliegen.

Da ich nicht starten konnte, hatte Knut im Finale die besseren Karten. Seine Maschine brach dann jedoch beim Start aus, rollte im Gras weiter und Knut versuchte, die F-18 mit Gewalt und Vollgas vom Boden zu reißen. Dass das ein Fehler war, wusste er nachher auch. In dieser Situation und vor lauter Nervosität hatte er falsch gehandelt, das ist menschlich. Ob es nun am schlecht reagierenden Bugrad lag, mit dem die Maschine nicht in der Spur und damit auf der Piste zu halten war oder an den nicht gesetzten Klappen als Auftriebshilfe, in Verbindung mit dem hohen Abfluggewicht und den kleinen Rädern im Gras, darüber lässt sich viel spekulieren. Ich habe mich bei den nachfolgenden Diskussionen zurückgehalten und anderen die Bewertung überlassen. Ich freue mich für Knut, dass er Glück im Unglück hatte und die Schäden relativ gering waren.
Damit blieb auch Knuts F-18 am Boden und die Entscheidung alleine der Jury überlassen. Knut und ich waren uns zu dem Zeitpunkt jedoch schon einig, dass es eher eine untergeordnete Rolle spielt, wer das Duell gewinnen wird. Beide Teams hatten Spaß an ihrem Projekt. Ein Sieg ist für den Gewinner eine schöne Bestätigung, aber eine „Niederlage“ negiert ja nicht automatisch die ganzen vorangegangenen positiven Erfahrungen.
Bei der kurz und knapp gehaltenen Siegerehrung hatte in den Augen der Punktrichter Knuts Team die Nase vorn und er bekam den Pokal mit dem 3D-gedruckten Schriftzug „Die Modellbauer“ überreicht. Viele meiner Freunde sagten mir danach, sie hätten mich vorne gesehen. Das ist wohl ganz natürlich, dass man seinen Freund favorisiert. Wäre die Abstimmung anders ausgegangen, hätten Knuts Freunde und Bekannte bestimmt ähnlich reagiert. Ich gönne ihm den Sieg von Herzen, umgekehrt hätte er das bestimmt auch getan, denn wir haben beide großen Respekt vor der Leistung des jeweils anderen Teams.
Letztlich bleibt die Erinnerung an eine interessante und aufregende Zeit mit vielen alten und neuen Freunden und außerdem habe ich ja noch einen ziemlich schicken Jet im Hangar stehen, der mir in der kommenden Saison mit seinen guten Flugeigenschaften viel Freude bereiten wird.

Wieder zuhause
Ich bekam gleich Dienstag nach der Messe ein Päckchen von evoJet mit einer neuen ECU und einer neuen Pumpe. Im Laufe der Woche tauschte ich die Teile aus und am Wochenende ging es bei wunderschönem Wetter auf den Flugplatz. Das Modell wurde aufgebaut, betankt und dann mit Spannung gestartet. Die Turbine sprang wieder wie gewohnt an und der darauffolgende Flug – nun mit vollständiger Lackierung – war einfach ein Genuss. Zufällig hielt an dem Tag auch noch eine Corvette Stingray mit ebenfalls blauer Lackierung an unserem Flugplatz. Die Gelegenheit habe ich natürlich gleich für Fotos genutzt – ein schöner Abschluss für ein aufregendes Modellfliegerjahr.
Alles nur gespielt?
Zum Schluss möchte ich noch ein wenig über den Wahrheitsgehalt des gesendeten Beitrags schreiben. Hierzu habe ich schon die tollsten Verschwörungstheorien gelesen, wonach alles nur gestellt war und ich mich beim Lesen fragen musste, ob ich eigentlich echt bin oder nur eine raffinierte Computeranimation?
Ich kann mich natürlich nur auf meinen Beitrag beziehen. Der gesamte Beitrag wurde, wie schon erwähnt, mit Material aus nur drei Drehtagen erstellt. Das hat wirtschaftliche Gründe, denn so ein Kamerateam kostet natürlich eine Menge Geld. An diesen drei Drehtagen musste ein von Anfang bis Ende möglichst vollständiger Beitrag entstehen. Zum ersten Drehtag musste ich also schon einen ersten Baufortschritt vorweisen. Daher wurde die Unterhaltung zwischen Dirk und mir, bei der wir uns auf dieses Modell einigten, nachgestellt. Die aufgezeichnete Unterhaltung fand aber tatsächlich so statt, allerdings nicht bei mir im Keller, sondern bei Dirk. Das war die einzige Szene, die wir nachgestellt haben. Der Rest, man möge mir glauben oder nicht, hat sich tatsächlich so zugetragen wie gesendet.
Jens war stets auf Szenen aus, die für den Zuschauer interessant sind. Schließlich soll am Ende eine Unterhaltungssendung entstehen. Es sollte also nicht nur gefilmt werden, wie alles glattgeht – Missgeschicke waren durchaus erwünscht. Daran hat es am Anfang des Baus auch nicht gemangelt, denn ständig ist irgendwo eine Leiste oder eine Rippe gebrochen, das blieb bei der filigranen Bauweise nicht aus. Emotionale Ausbrüche konnte und wollte ich allerdings nicht bieten, denn das wäre nicht ich gewesen. Ich bin beim Bau eigentlich immer ruhig und besonnen. Um mich aus der Fassung zu bringen, muss schon ganz schön viel schiefgehen und das war bei dem gut durchdachten Bausatz nicht der Fall. Die defekte ECU lieferte zwar genug Nährboden für einige erlesene Pfälzer Flüche, aber da war dann gerade keine Kamera in der Nähe.
Das Interview, das an einigen Stellen eingespielt wurde, hatten wir nicht abgesprochen, ich habe auch keinen Text dazu vorbereitet. Wir hatten nur kurz über die Fragen gesprochen, die Antworten kamen spontan und waren nicht einstudiert. Wenn dem so wäre, hätte man das sicher gemerkt, denn ich bin kein guter Schauspieler. An einigen Stellen hatten sich in der Video-Nachbearbeitung Fehler eingeschlichen, die einem Jetflieger sofort auffallen. So erwähnte der Sprecher, dass unsere Turbinen 180, beziehungsweise 200 kg Schub hätten. Gemeint waren natürlich Newton. Ich hatte Jens angeboten, den fertigen Beitrag noch vor der Ausstrahlung auf solche Fehler hin zu prüfen. Die Zeit zwischen Messe und Ausstrahlung war jedoch so knapp bemessen, dass er genug damit zu tun hatte, den Beitrag überhaupt rechtzeitig fertigzustellen, sodass am Ende für Korrekturen keine Zeit mehr war.

Fazit
Was soll man nun als Modellbauer von diesem Format halten? Ist die Sendung eine Werbung für den Jetflug? Nein, natürlich nicht! Das war aber auch gar nicht das Ziel der Sendung. DMAX – die Modellbauer ist eine Unterhaltungssendung, nicht mehr und nicht weniger. Wie ich im ersten Beitrag schon erwähnte, geht es darum, den Zuschauer mit einem interessanten und realitätsnahen Beitrag zu unterhalten. Dass dabei auch mal was schiefgehen kann, ist doch ganz normal. Fehler, die man bei einem Erstflug macht und die auf Nervosität oder die Komplexität des Modells zurückzuführen sind, gehören zum Schicksal eines Modellfliegers. Knut und mir wäre es auch lieber gewesen, wenn wir in Friedrichshafen hätten fliegen können, um danach mit wehendem Seidenschal und Sonnenbrille in die Kamera zu grinsen. Kollege Murphy hatte aber andere Pläne mit uns.

Ich hatte nicht den Eindruck, dass wir dem Image des Modellflugs und speziell dem Jetfliegen geschadet hätten. Wenn so etwas zu erwarten gewesen wäre, hätte ich mich auch nicht dazu bereit erklärt. Ich hatte jedenfalls eine tolle Zeit mit Tobi und Dirk und noch vielen weiteren neuen Freunden. Für mich war die Teilnahme eine Bereicherung, die ich nicht missen möchte.