

TEST: ANDREAS VON HÖLLEIN
Himmlisch
Schick sieht er aus. Dazu trägt besonders der geschwungene Rumpf bei. Er erinnert an die Form von F3J-Modellen. Der Schwung – nach vorne weit heruntergezogen – sorgt dafür, dass der Leitwerksbereich schon mal etwas höher liegt und auch bei Landungen in höherem Gras geschützt ist. So kommt neben dem ästhetischen auch ein praktischer Aspekt hinzu.

Doch vor der Landung muss ja erst mal gestartet und geflogen werden. Zum Start ist eigentlich nicht viel zu sagen. Denn der ist problemlos. Natürlich ist die Voraussetzung dafür, dass das Modell ohne Verzug gebaut ist und der Hochstarthaken in Relation zum Schwerpunkt an der richtigen Stelle sitzt. Der verzugsfreie Aufbau des Modells sollte aufgrund der lasergeschnittenen Teile und der guten Vorbereitung des Baukastens immer gelingen.
Obenbleiben
Das Ausklinken aus dem Hochstartseil geschieht ohne nennenswertes Nachdrücken. Meist ist es ein harmonischer Übergang in den freien Flug. Lediglich dann, wenn durch genügend Gegenwind auch der Gummi nach oben gezogen wird, entsteht so viel Zug am Seil, dass man den AndREaS „herausziehen“ muss. Das ist aber ganz normal.
Obenbleiben ist fast garantiert. Mit seinen knapp 13 g/dm² Flächenbelastung ist dieser R.E.S.-Flieger fürs Thermikfliegen bestens aufgestellt. In Kombination mit dem verwendeten Profil sorgt das geringe Fluggewicht für lange Thermik-Flüge. Und dieses Potenzial spürt man sofort, wenn er aus dem Seil ist. Der Gleitwinkel ist erstaunlich flach. Thermische Aufwinde zeigt der AndREaS verlässlich an. Wie sollte es bei einem so leichten Modell auch anders sein.
Die Reaktionen auf die Ruder sind prompt. Manchmal sind sie fast etwas zu agil. Mischt man allerdings etwa 40 bis 50% Expo auf Höhe und vor allem Seite, wird der Flug deutlich ruhiger. Das macht Sinn. Jede unnütze Steuerbewegung kostet Höhe. Andererseits benötigt man die größeren Ausschläge, wenn es etwas heftiger zur Sache geht und vielleicht auch bei der (Ziel-)Landung. Der Kreisflug in der Thermik ist harmonisch und ohne große Ruderausschläge zu absolvieren.
Die beiden Dreh-Störklappen auf der Trag-flächen-Oberseite wirken sehr gut. Und das ist gut so. Denn mit dosiertem Einsatz lässt sich der Landeanflug sehr gut einteilen. Ein Wegdrehen des Modells kurz vor dem Aufsetzen, wenn die Fluggeschwindigkeit ganz gering ist, war eigentlich nicht zu beobachten.
R.E.S.-Wettbewerb
Keine Frage, der AndREas eignet sich nicht nur für das vergnügliche Thermikfliegen, sondern auch sehr gut für den Einsatz im Wettbewerb. Das dünne Profil sorgt für einen relativ guten Gleitwinkel. Mit 470 g ist er im Konkurrenzfeld nicht der Leichteste, aber immer noch gut dabei. Wir glauben, dass bei den meisten Wetterlagen das untere Gewichts-Extrem nicht das Optimum darstellt. Es werden derzeit teilweise Modelle mit Gewichten deutlich unter 400 g eingesetzt. Das mag bei absoluter Windstille und früh am Morgen ohne Thermik-Einfluss für Hochstart und Flug ein Vorteil sein. Doch wenn die Thermik und ein wenig Gegenwind für den Hochstart da sind, haben Modelle mit Gewichten zwischen 400 und 500 g einen Vorteil. Ein passendes Profil vorausgesetzt, kommt man dann schneller durch Abwindfelder, um den nächsten Aufwind zu erreichen. Auch der Aktionsradius aus gegebener Höhe wird größer. Mehr Aktionsradius erhöht die Chance, Thermik zu finden. Hier passt der AndREaS perfekt.
Dazu kommt, dass ein etwas schwereres (das ist natürlich relativ zu sehen) Modell meist auch stabiler ist, was bei Start, Landung und auch beim Transport so seine Vorteile hat. Einen weiteren Vorteil spielt der AndREaS dadurch aus, dass man mit zusätzlichem Ballast „spielen“ kann. Anfangs hat dies bei uns Fragen aufgeworfen, doch bald wurde es klar: Die doppelt ausgeführte Steckung kann einfach zum Ballastieren genutzt werden. Ob ein oder zwei Flächenstähle verwendet werden, macht schon mal 26 g Unterschied aus; das sind immerhin rund 6% des Modellgewichts. Wir haben auch eine Steckung mit einem CFK-Stab für schwächere Bedingungen ausprobiert. Auch das hat funktioniert. So ergaben sich folgende Variationen im Fluggewicht und in der Flächenbelastung:
· mit CFK-Steckung: 450 g und 12,9 g/dm²
· mit Stahl-Steckung: 470 g und 13,5 g/dm²
· mit doppelter Stahl-Steckung: 496 g und 14,3 g/dm²
Ein Abend reicht nicht
Die Bauanleitung ist sehr ausführlich. Sie enthält bei jedem Bauabschnitt auch Hinweise für zu verwendende Klebstoffe und Hilfsmittel wie Nadeln, Tesa-Film, Gewichte zum Beschweren usw. Mit Text und 233 (!) Farb-Bildern wird der Bau des Modells sehr anschaulich erklärt. Der farbig gedruckte Bauplan ist ebenfalls exzellent. Alle Einzelteile sind im Maßstab 1:1 mit ihrer Teile-Nummer gezeichnet. Eine vollständige Stückliste kommt ergänzend hinzu. Vorbildlich.
Der Bau ist nicht an zwei, drei Abenden zu realisieren. Das ist schon anhand der fast 300 Einzelteile zu ersehen. Aber für Holzwürmer ist der Aufbau ein Genuss. Wenn man jeweils am Abend und am Wochenende dran bleiben kann, sollte man schon eine Woche veranschlagen. Alle Einzelkomponenten sind direkt auf dem Bauplan – mit Schutzfolie abgedeckt – zu bauen. Die Passform der lasergeschnittenen Teile ist perfekt.
Der Kastenrumpf hat vorne auf den Innenseiten dünne Sperrholzverstärkungen, außen Balsaholz. Damit ist er vorne recht hart und stabil. Hinten ist er leicht und ein wenig weich. Allerdings braucht es deshalb vorne wenig oder gar kein Trimmgewicht. Die Hö-henleitwerks-Auflage besteht aus Sperrholz mit eingeklebten Muttern. Somit ist das Höhenleitwerk für den Transport abnehmbar. Man muss dazu allerdings den Höhenruder-Bowdenzug vorne am Servo lösen und ihn soweit herausziehen, dass man den Stahldraht vom Ruderhebel trennen kann. Beim Einbau der Bowdenzug-Röhrchen sollte man vor dem Festkleben die Leichtgängigkeit prüfen. Stellt man am fertigen Rumpf fest, dass die kleinen Servos im Neutralpunkt nicht genau zurückstellen, weil in den Bowdenzügen zu viel Reibung ist, hat man ein Problem. Höhen- und Seitenleitwerk sind in der Balsa-Stäbchen-Bauweise sehr leicht, was der Schwerpunkt-Einstellung und der Wendigkeit zugutekommt. Die zweiteilige Tragfläche ist eine reine Holzkonstruktion mit einem Hauptholm aus Kiefer (2 × 5 mm). Zwei dieser Kiefernholme habe ich beim Testmodell vorsichtshalber ausgetauscht, denn die Maserung war bei diesen Leisten unterbrochen. Die Rippen werden auf den geschlitzten Holmsteg aufgesteckt und mit dem Hauptholm verklebt. Der Rippenabstand ist damit gegeben, die Ausrichtung ist durch Zapfen an den Rippen und Aussparungen in der Beplankung gewährleistet. Die Beplankungen sind sehr passgenau vorgearbeitet und müssen exakt positioniert werden. Das gelang beim ersten Aufbringen der oberen Beplankung nicht gut, da der vorgeschlagene dicke Sekundenkleber zu schnell reagierte und die exakte Ausrichtung verhinderte. Mit Holzleim konnte sie jedoch problemlos aufgebracht werden.
Äußeres und Inneres
Bespannt wurde das ganze Flugzeug mit Oracover light. Diese Folie ist sehr leicht und lässt sich gut verarbeiten. Aufgrund der stabilen Bauweise des Modells hat sich durch das Bespannen kein Verzug eingestellt.
Die vom Hersteller empfohlenen Servos wurden eingesetzt. Diese passen perfekt. Die Graupner-C261-Servos für Höhen- und Seitenruder haben in den mitgelieferten Hebeln allerdings zu große Bohrungen für den 0,8-mm-Stahldraht. Es gibt hierfür jedoch spezielle Servohebel mit 1-mm-Bohrungen.
Oder man muss die Löcher mit Bowdenzug-Röhrchen ausbüchsen, wie in der Anleitung in Bild 190 und 206 dargestellt ist. Mit dem vorgesehenen 800er Eneloop-Akku konnte der Schwerpunkt mit lediglich fünf Gramm Ballast-Zugabe in der Rumpfspitze eingestellt werden.
Wer sollte einen AndREaS haben?
Ganz klar: Wer gerne mal wieder ein Modell aus Holz aufbauen und keine bösen Überraschungen erleben möchte. Und natürlich der Pilot, der ein leistungsfähiges und handliches Thermikmodell fliegen will. Und wer für den Feierabend oder den Urlaub ein unkompliziertes Segelflugmodell sucht. Und last but not least für den R.E.S.-Wettbewerb.
Nachtrag: Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass es mittlerweile beim Himmlischen Höllein auch eine Elektro-Version des AndREaS gibt.
EINZELTEILGEWICHTE ohne Bespannung mit Bespannung

TESTDATENBLATT | ANDREAS
Verwendungszweck: Thermikflug und R.E.S.-Wettbewerb
Modelltyp: Holzbausatzmodell
Hersteller/Vertrieb: Der himmlische Höllein
Bezug und Info: direkt bei www.hoelleinshop. com, Tel.: 09561 555999
UVP: 134,90 €
Lieferumfang: Holz-Baukasten mit allen zum Bau notwendigen Teilen, gela-
sert, sämtliche Kleinteile
Erforderl. Zubehör: Bespannmaterial, Servos, Akku, Sender und Empfänger
Bau- u. Betriebsanleitung: sehr umfangreich, ausführlich farbig bebildert, nur deutsche Sprache
AUFBAU
Rumpf: Balsa/Sperrholz-Kastenrumpf
Tragfläche: Rippenbauweise mit Kiefernholm
Leitwerk: Balsa-Stäbchenbauweise
Kabinenhaube: Deckel
TECHNISCHE DATEN
Spannweite: 1.980 mm
Länge: 1.160 mm
Spannweite HLW: 420 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 195 mm
Flächentiefe am Randbogen: 112 mm
Tragflächenprofil: MB-674RES 8,5%
Profil des HLW: ebenes Brett
Gewicht/Herstellerangabe: ab 490 g
Gewicht/Testmodell: ab 450 g (vgl. Text)
Tragflächeninhalt/ Testmodell: 34,7 dm²
Flächenbelastung/ Testmodell: 13,5 g/dm² (bei 470 g)
RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN
Höhenruder: Graupner C 261
Seitenruder: Graupner C 261
Bremsklappe: 2 × Hitec HS-55
Empfänger: Futaba R6106HF
Empf.-Akku: 4s 800 mAh Eneloop