

Report: Jet-Weltmeisterschaft in Deutschland
Start-Ziel-Siege
11. Jet World Masters 2015 in Leutkirch

Im zweijährigen Turnus treffen sich die besten Scale-Jet-Piloten der Welt, um den Titel des Weltmeisters nach den Regeln des IJMC auszufliegen. Genau zwanzig Jahre ist es her, als die erste WM in Neu-Ulm ausgetragen wurde. Unter den knapp 60 Piloten aus 15 Nationen waren bei der 11. WM in Leutkirch auch einige dabei, die bereits in Neu-Ulm an der 1.WM teilnahmen.

Schon die Eröffnungsflugshow zeigte, dass diese Jubiläums-WM eine besondere werden könnte – nach offiziellen Schätzungen kamen etwa 25.000 interessierte Zuschauer auf den Flugplatz in Unterzeil. Damit hatte im Vorfeld kaum jemand gerechnet. Ein sehr guter Start für das Organisationsteam um Frank Dohrmann, hatte es doch einigen Rummel und Ärger im Vorfeld der Veranstaltung gegeben. Zwei Wochen vor Beginn der WM hatte der Mitorganisator Winfried Ohlgart sein Amt niedergelegt und ihm schlossen sich viele Helfer aus dem Jetpower-Team an. Dank der kurzfristigen und spontanen Hilfe der umliegenden Modellflugvereine, mobilisiert und motiviert vom Gastgeber Erbgraf von Waldburg zu Zeil, der das Flugplatzgelände zur Verfügung stellte, konnten die Vorbereitungen aber rechtzeitig abgeschlossen werden. Die Teilnehmer und Zuschauer fühlten sich wohl, der Flugplatz war perfekt für eine solch große Veranstaltung vorbereitet und die Gastfreundschaft war kaum zu überbieten. Und so hielt das hohe Publikumsinteresse auch bis zum Finaltag an. Ohne zu übertreiben, kann man wohl von der am besten besuchten Jet-Weltmeisterschaft bisher sprechen.
Aufwändige Modelle
Am Montag konnte es dann mit dem ersten Wertungsdurchgang losgehen, parallel wurde mit der Baubewertung gestartet. Geflogen wird in zwei Klassen, bis 13,5 kg Leergewicht und bis 20 kg Leergewicht. Leider gab es gleich im ersten Durchgang ein paar wenige Ausfälle. So verlor Brian Busuttil aus Malta seine schöne MiG-15 bereits vor der Baubewertung aufgrund eines technischen Defekts. Auch die Österreicher und die Niederländer verloren im ersten Durchgang je eine Maschine. Im Vergleich zu früheren WMs war die Ausfallquote aber deutlich geringer.
Auch das technische Niveau der Modelle ist stark gestiegen. Die Arbeit, die mancher Pilot in sein Modell investiert, ist schon enorm. Entsprechend gespannt war man auch auf die ersten Zwischenergebnisse. In der Baubewertung lag in beiden Klasse ein Russe in Front. Die große Yak-130 von Vitaly Robertus ist bereits länger bekannt, die etwas kleinere Version, mit der sein Helfer Pavel Lapshov am Start war, wurde im vergangenen Jahr bei der Scale-WM in Frankreich zum ersten Mal eingesetzt. Bei den Deutschen hatte Burkhard Dotzauer seinen neuen Eurofighter im Einsatz, Thomas Gleißner flog zum ersten Mal in einem Wettbewerb den großen Starfighter aus dem Hause Airworld. Sowohl das Urmodell für den Bausatz als auch das Wettbewerbsmodell wurden von Wolfgang Weber in einer beeindruckenden Qualität gefertigt. In der kleinen Klasse brachte Martin Schempp eine schön detaillierte Iskra an den Start, die eigens für die 13,5-kg-Klasse der WM konstruiert wurde.
Hohes Niveau
Fliegerisch war das deutsche Team wieder eine sichere Bank, vor allem in der 20-kg-Klasse. Im ersten Durchgang waren vier Deutsche unter den ersten fünf! Die Leistungsdichte ist deutlich enger geworden und es kommen einige gute Piloten nach. So wusste der junge Österreicher Fabian Tschabrun nicht nur das Publikum sondern auch die Jury mit seinen Flügen zu überzeugen. Die Schweizer Mannschaft hat über die letzten Jahre bereits eine deutliche Verjüngung erfahrenen und mit Pascal Thoma, Adrian Senn und Andreas Schär hoffnungsvollen Nachwuchs.
Die vorläufige Rangliste zeigte dann in der kleinen Klasse Pavel Lapshov vor Phillip Avonds und Frederic Rosina. In der großen Klasse führte Vitaly Robertus vor Stephan Völker und Thomas Gleißner. Bei dem ein oder anderen begann zu diesem Zeitpunkt bereits das Rechnen. Auch nach dem zweiten Wertungsdurchgang sah die Rangfolge identisch aus und alles Rechnen brachte nichts, die zwei Weltmeistertitel waren bereits sicher in russischer Hand. In der 13,5-kg-Klasse war nur theoretisch noch etwas möglich, in der 20-kg-Klasse war von Platz 2 bis 7 noch alles offen.
Und so wurde das Finale am Samstag noch einmal richtig spannend. Die bestplatzierten Piloten gingen in aufsteigender Reihenfolge an den Start (Platz 4 bis 1 in der 13,5-kg-Klasse; Platz 6 bis 1 in der 20-kg-Klasse), wobei das deutsche Team gleich mit fünf Piloten vertreten war. Es war wie erwartet spannend und es gab wirklich schöne Flüge zu sehen.
Blumenzeremonie
Zum Abschluss der WM wurde nach dem Finale der besten zehn Piloten noch eine Flugshow organisiert. Diese lockte zwar nicht so viele Zuschauer wie die Eröffnungsfeier an, war aber dennoch gut besucht. Um die Zuschauer noch mehr in das Wettbewerbsgeschehen einzubinden, wurden die jeweils drei besten Piloten der beiden Klassen im Rahmen einer Blumen-Zeremonie geehrt. Für die Zuschauer war die vorgezogene Siegerehrung ganz nett, für die abendliche, offizielle Preisverleihung hat es aber auch jegliche Spannung genommen. Eigentlich schade, denn gerade die Preisverleihung ist immer einer der Höhepunkte zum Abschluss eines Wettbewerbs. Zumal es die Pokale, Medaillen und Urkunden auch erst abends gab. Zum Schluss ging es dann noch um die Nationen-Wertung, in der die Ergebnisse der besten drei Teilnehmer jeden Landes addiert werden. Obwohl es extrem knapp zuging, konnte das deutsche Team seinen Titel erneut verteidigen. Das russische Team lag nicht einmal einen Prozentpunkt dahinter, gefolgt von den Schweizern.
Fairplay
Es gab Zeiten, da war die Konkurrenz unter den Teams unübersehbar. Seit ein paar Jahren ändert sich dies jedoch merklich. So ist es immer häufiger zu sehen, dass sich die Teilnehmer länderübergreifend unterstützen. Nachdem der Amerikaner Andy Andreas Pech bei seinem Trainingsflug hatte und seinen Albatros stark beschädigte, wurde in einer zweitägigen Aktion das Modell wieder repariert. Stephan Völker und Michael Pistor haben zwei Tage lang den beschädigten Flügel wieder fit gemacht, so dass Andy alle drei Durchgänge fliegen konnte. Als Dank für seine Mühen bekam Stephan ein paar Cowboystiefel geschenkt, die er zum letzten Wertungsflug getragen hat. Das deutsche Team war auch als Ansager bei den unterschiedlichen Nationen immer wieder im Einsatz.
Was gibt’s Neues?
Im Bereich der Technik gab es nicht viele Neuheiten zu sehen. Es gibt einen Trend zu elektrischen Fahrwerken, die sich aber auf der WM eher anfälliger präsentierten als die bewährte Druckluft-Technik. Es gab einige neue Modelle zu sehen, im Großen und Ganzen wurde aber auf bewährtes Material zurückgegriffen. Kein Wunder, denn neben dem finanziellen Aufwand steckt auch sehr viel Zeit im Bau eines wettbewerbstauglichen Jets, zumindest wenn man vorne mitmischen möchte. Entsprechend fielen auch manche Reaktionen auf die Ergebnisse der Baubewertung aus, vor allem bei Teilnehmern, die aufgrund vorheriger Wettbewerbsergebnisse ihre Modelle verbessert hatten. Die Enttäuschung ist auch verständlich, da man verlorene Baupunkte kaum im Fliegen wieder gut machen kann. Es wurde erneut viel über das Reglement diskutiert und es bleibt spannend, ob es für die kommende Jet-WM bereits Änderungen geben wird. Aller Voraussicht nach wird 2017 die Jetgemeinde in Italien zusammenkommen um den 12. Weltmeister auszufliegen. Sicher ist der nächste Austragungsort noch nicht – und nicht nur deshalb ist es spannend, zu sehen, wo die Entwicklung hingehen wird.

TOP-Ten der 20-kg-Klasse

TOP-Ten der 13,5-kg-Klasse

TOP-Ten Länderwertung
