

Test: Streamline 270V von D-Power
ARF Plus
Er soll gut in der Thermik kreisen können, wendig sein, um sich mit ein paar Kunstflugfiguren austoben zu können – und zudem gutmütige Flugeigenschaften haben. Und schnell gebaut sollte er auch noch sein. Zugegeben, das ist eine hohe Erwartungshaltung; wir sprechen hier von den Anforderungen an einen modernen Allroundsegler.

Die Philosophie
Den Streamline 270V bietet D-Power als ARF+ Modell an. Was das heißt? Der Kunde bekommt ein extrem weit fertiggestelltes Modell (sogar die Kabel sind schon verlegt!), das er dann nach seinen eignen Vorstellungen ausstatten kann. Dabei hat man also die Freiheit, die Komponenten entsprechend den Herstellerempfehlungen oder nach eigenem Gusto auszuwählen. Bei den Antriebskomponenten hat man hier in der Tat großen Spielraum, da bei den Außenläufermotoren der verschiedenen Hersteller die Lochabstände der Anschraubgewinde weitgehend die gleichen Maße haben.
Mehr Aufmerksamkeit ist jedoch bei der Auswahl der Servos geboten und hier speziell bei den Flächenservos, da bedingt durch die vom Hersteller bereits fertig eingesetzten Servorahmen nur ganz bestimmte Bauformen mit bestimmten Maßen verwendbar sind. 10-mm-Servo ist nicht gleich 10-mm-Servo, eine Abweichung in den Abmaßen von nur 1 mm in Länge oder Breite kann eine Montage unmöglich machen oder ein diffiziles Nacharbeiten der Servobefestigung nach sich ziehen. Das sollte man von vornherein vermeiden.
Alles fertig
Der Streamline kommt – abgesehen vom RC- und Antriebseinbau – so gut wie fix und fertig aus der Schachtel. Der GFK-Rumpf ist hochglänzend lackiert, damit nahtlos und im Bereich der Tragflächenanformung und einem kleinen Stück im vorderen Rumpfboot mit einer Lage CFK verstärkt. Die Tragflächen und Leitwerke bestehen aus einem mit Abachi-Holz beplankten Styroporkern und sind mit Oracover-Folie fertig bespannt. Die GFK-Randbögen sind fertig verklebt. Selbstredend sind die Steckungen fertig eingebaut, in den Tragflächen für einen 10-mm-CFK-Verbinder und in den Leitwerken für zwei 5 mm-CFK-Stäbe. Die Ruderklappen sind mittels Folienscharnier angeschlagen, wobei die Wölbklappen unten angeschlagen sind und so von oben angelenkt werden. Die Vorderkante der Wölbklappen ist leicht schräg geschliffen, womit sich ein kleiner Spalt an der Oberseite der Tragfläche bildet. Dieser ermöglicht es, die Wölbklappe auch leicht nach oben für eine Speed-Stellung auszuschlagen.
Die Fertigungsqualität ist über jeden Zweifel erhaben, für ein Modell konventioneller Machart in dieser Preisklasse kann man angesichts der gebotenen Qualität nur den Hut ziehen. Auch das Zubehör ist sehr reichhaltig vorhanden, neben den Hauptbaugruppen sind auch so Kleinigkeiten wie ein Aluminium-Spinner, Klettband zur Festlegung von Empfänger und Regler, Klettschlaufenband zur Befestigung des Akkus und eine Rolle Tesafilm enthalten.
Die beiliegende Bauanleitung informiert anschaulich zum Einbau der Servos und des Antriebsmotors. Sie nennt die Größen der Ruderausschläge und einen Maximal- und Minimal-Wert der Wölbklappen. Weitere Angaben zu Flugphasen oder Bremseinstellungen (wie etwas das Hochstellen der Querruder in der Butterflystellung oder die Zumischung des Tiefenruders) gibt es nicht.

Das Plus
Der Hersteller hat die Vorbereitungen zum Einbau der Antriebs- und RC-Komponenten extrem weit vorangetrieben. Ich kenne kein ARF-Modell in diesem Preisgefüge, das einen solch hohen Vorfertigungsgrad vorweisen kann. So sind der Rumpf und die Tragflächen mit den 6-Pol-MPX-Steckern als Trennstelle für die Servoleitungen versehen, die Kabelbäume in den Flächen fertig verlegt und mit Steckkontakten anschlussfertig konfektioniert. Die Alu-Ruderhörner an den Tragflächen und GFK-Ruderhörner an den Leitwerken sind fertig eingeklebt. Die Servorahmen in den Tragflächen sind fertig eingeleimt. Die Rudergestänge sind fertig zusammengebaut, Kontermuttern und Gabelköpfe aufgedreht und grob auf Länge eingestellt. Zur Arretierung der Tragflächen am Rumpf ist das Multilock-Tragflächenverriegelungssystem von Multiplex eingebaut. Der CFK-Motorspant und das Akkubrett sind fertig im Rumpf eingeharzt. Die Bohrungen für die Leitwerkssteckung am Rumpfheck sind fertig gebohrt. Die Einläufe für die Kühlluft in der Rumpfspitze und deren Abluftöffnungen im Rumpfheck sind fertig geformt und ausgefräst.

Allein aus dieser Aufzählung lässt sich der verbleibende Bauaufwand schon erahnen – er fällt extrem gering aus. Verlangt werden demnach das Einkleben der Carbon-Verbinder im Rumpf für das V-Leitwerk sowie das Befestigen und Anschließen von Motor, Regler, Empfänger und Servos und schlussendlich das Programmieren des Senders.

Der RC-Einbau
Die Montage der empfohlenen Servos in Rumpf und Tragflächen ist Minutensache. Einschrauben, Servokabel anstecken, Gestänge einhängen und fein justieren und nach einer Funktionskontrolle die Servoschachtabdeckungen anbringen – fertig. Allerdings ist bei der Montage der Tragflächenservos die Länge der verwendeten Schrauben zu beachten. Die den Servos beiliegenden Schrauben sind etwas zu lang bemessen und können die Oberseite der Tragfläche durchstoßen. Besser geeignet sind 2,2-mm-Blechschrauben mit einer Länge von 6,5 mm.
Die Servo-Kabel im Rumpf vom Tragflächenanschluss für die Querruder und Wölbklappen sind etwas zu kurz ausgefallen. Jedenfalls dann zu kurz, wenn man den Empfänger in einem Ausschnitt unterhalb des Servobretts unterbringen möchte, um stets ein einfachen Zugriff auf den Empfänger zu haben. Abhilfe schaffen dann etwa 10 cm lange Servo-Verlängerungen. Die andere Lösung besteht darin, den Empfänger in Schaumstoff dick einzupacken und hinter den beiden Servos für Seite und Höhe zwischen den Bowdenzügen einzuklemmen.

Leider sind die Ruderhörner an den Leitwerken ziemlich kurz geraten, sodass sich dadurch übergroße Ruderausschläge ergeben, selbst wenn die Gabelköpfe an den Servohebeln im innersten Loch eingehängt sind. So sind am Sender bis zu 50% Servowegverkürzung notwendig, um die Ausschläge auf das angegebene Maß einzustellen. Damit einhergehend ist eine Verringerung der Auflösung und damit Stellgenauigkeit. Ein bisschen unbefriedigend, aber nicht anders machbar.
Um die volle Leistungsfähigkeit des Streamline ausnutzen zu können, habe ich die Flugphasen Speed und Thermik sowie zum Bremsen eine Butterflystellung programmiert. Die Einstellwerte habe ich in der rechten Tabelle zusammengefasst.

Variabel beim Antrieb
Als Antrieb vorgesehen sind Motoren mit einem Durchmesser von 35 und 42 mm, wie die vom Hersteller empfohlenen Außenläufer AL 35-08 bzw. AL 42-07. Die Bohrlöcher im Motorspant passen für beide Motortypen. Beide Motoren sind für den Betrieb an 3s- oder 4s-LiPos geeignet, wobei der Hersteller die 4s-Lösung favorisiert. Wer vor einer Neuanschaffung steht, sollte den größeren Typ wählen, dieser passt allein von seinem Gewicht her besser zum Modell, denn die 50 g Mehrgewicht tragen dazu bei, den Schwerpunkt an die richtige Stelle zu rücken.

Bei der Wahl des Akkus sollte auch auf dessen Gewicht geachtet werden. Bei Verwendung von 3s-LiPos dürfen es durchaus Kapazitäten um die 5.000 mAh sein, das Gewicht kann auch über 350 bis 450 g liegen. Am selben Gewicht sollte man sich auch beim Einsatz von 4s-LiPos orientieren, hier kommen dann Kapazitäten von 3.000 bis 4.300 mAh in Betracht. Zur Schwerpunkteinstellung lassen sich die LiPos auf dem Akkubrett in einem weiten Bereich verschieben.
Leistungsmäßig betrachtet ist der 3s-Antrieb mehr als ein Flautenschieber, im Gegenteil, damit ist ein sicherer Steigflug im 45°-Winkel immer möglich. Die geringe Stromaufnahme erlaubt dann zahlreiche Steigflüge für eine lange Flugdauer. Der 4s-Antrieb passt jedoch besser zum Charakter des Streamline, mit ihm wird eine imposante Steigleistung möglich. In dieser Auslegung liegt die nutzbare Motorlaufzeit mit einem 3.000er Akku bei etwa 150 Sekunden.

Von Thermik bis Speed
Zum Start kann der Streamline gut am Rumpf gepackt werden. Nach einem mäßig kräftigen Wurf geht das Modell von allein in den Steigflug über. Kurz das Höhenruder angetippt und das Flugzeug rennt im 75°-Winkel stetig in den Himmel. Ein Wiesenschleicher ist der Streamline nicht, das offenbart er gleich nach dem Abstellen des Motors. Er will laufen (und mit entsprechender Fahrt geht er gut auf Strecke), ein „Hinhängen“ mit geringer Geschwindigkeit gefällt ihm gar nicht, dies quittiert er mit deutlich sichtbarem Leistungsverlust.


Nach den ersten Flügen habe ich den Schwerpunkt auf 74 mm zurückgelegt (Herstellerangabe: 70 bis 75 mm). Damit fängt sich das Modell nach einem Bahnneigungsflug in einem sehr weiten Abfangbogen gerade noch selbstständig ab. Die Wendigkeit über alle drei Achsen ist mit den angegebenen Ruderausschlägen gut. Wer eine noch höhere Rollrate möchte, kann die Querruderausschläge, soweit es das Servo noch zulässt, leicht vergrößern. Möglich wäre auch das Mitlaufenlassen der Wölbklappen zur Querruderfunktion, der mögliche Ausschlag nach oben ist zwar auf etwa 3 mm begrenzt, aber dennoch deutlich spürbar. Ist allerdings eine Speed-Flugphase programmiert, bei der die Wölbklappen nach oben gestellt sind, ist eine Querruderunterstützung durch die Wölbklappen nicht möglich, da die Wölbklappen keinen größeren Ausschlag nach oben zulassen und das Servo blockiert. Noch ein Wort zur Speedstellung: Diese wirkt wie ein „Gasgeben“ und der Streamline legt damit deutlich an Fahrt zu. Werden die Wölbklappen wieder in Normalstellung gefahren, vermindert sich die Geschwindigkeit zusehends.


In der Thermik-Flugphase kann das Modell etwas langsamer geflogen werden, was das Kreisen im Aufwind vereinfacht. Wird dann zu sehr am Höhenruder gezerrt und das Flugzeug dadurch zu stark ausgebremst, hat man schnell den Vorteil wieder verspielt. Beim langsamen Kreisen kommt es besonders darauf an, gefühlvoll mit der Kombination Quer- und Seitenruder umzugehen, nicht zu steil zu kurven, also mit dem Querruder das Modell ziemlich gerade zu halten und mit dem Seitenruder den Kreisdurchmesser zu bestimmen.
Im Grenzbereich verhält sich der Streamline so: Wird er durch Ziehen am Höhenruder sehr langsam gemacht, fängt er zunächst an zu pumpen, um dann schlagartig über eine Seite abzuschmieren. Nach einer halben Umdrehung fängt sich das Modell wieder von alleine ab, sofern das Höhenruder in Ruhe gelassen wird.

Der Segler ist festigkeitsmäßig übrigens sehr stabil gebaut und übersteht auch brutale Abfangmanöver bei Top-Speed. Der Rückenflug bedarf einer deutlichen Tiefenunterstützung, ein Drittel des negativen Höhenruderausschlags ist schon erforderlich. Vor der Rolle sollte ordentlich Fahrt aufgenommen werden, denn der Geschwindigkeitsverlust ab Mitte der Figur ist deutlich.
Zum Landen ist eine Butterfly-Stellung unabdingbar. Die hierbei notwendige Tiefenzumischung verhindert ein Aufbäumen des Flugzeugs und sollte so gewählt werden, dass das Modell leicht die Nase nach unten nimmt. Im Endanflug kurz über dem Boden zieht man mit dem Höhenruder die Fahrt heraus.

Dynamischer Allrounder
Der Streamline ist ein echter Allrounder mit einer Tendenz zum Hotliner, mit überzeugenden Leistungen und ausgewogenen Flugeigenschaften. Das letzte Quäntchen Thermik wird man mit ihm wohl nicht nutzen können, seine Stärke liegt mehr im dynamischen Flugverhalten. Die gebotene Qualität ist auf hohem Niveau, die sehr weit reichende Vorfertigung erlaubt kürzeste Zeiten bei der Fertigstellung.

Streamline 270V
Verwendungszweck: Allround-Elektrosegler
Modelltyp: ARF-Plus-Modell in GFK/Styro-Bauweise
Hersteller/ Vertrieb: D-Power
Bezug und Info: Fachhandel, Infos bei www.d-power-modellbau.com, Tel.: 0221 34664157
UVP: 389,- €
Lieferumfang: Rumpf, zweiteilige Fläche mit Querruder und Wölbklappen, Leitwerkshälften, Tragflächensteckung, Leitwerksverbinder, Kabinenhaube, Ruderanlenkungen, Kabelstrang, Servorahmen, Servoschachtabdeckungen, Tesafilm, Spinner, Klettband, Bauanleitung
Erforderliches Zubehör: Antrieb und RC-Ausrüstung
Bau- u. Betriebsanleitung: deutschsprachig, 9 Seiten mit 17 s/w-Fotos, Einstellwerte für Schwerpunkt und Ruderausschläge vorhanden
Aufbau
Rumpf: GFK, dreifarbig lackiert
Tragfläche: zweiteilig, Styrokern mit Abachi beplankt, dreifarbig bebügelt, CFK-Verbindungsstab 10 mm
Leitwerk: abnehmbar, Styrokern mit Abachi beplankt, dreifarbig bebügelt Kabinenhaube: GFK, lackiert, abnehmbar
Motoreinbau: Frontmontage, Motorspant aus CFK Akkuplatte, Klettverschluss, Akku
Einbau Flugakku: verschiebbar, für empfohlenen Akkutyp vorbereitet
Technische Daten
Spannweite: 2.700 mm
Länge: 1.335 mm (mit Spinner)
Spannweite HLW: 760 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 215 mm
Flächentiefe am Trapez: 215 mm
Flächentiefe am Randbogen: 115 mm
Tragflächeninhalt: 49,9 dm²
Flächenbelastung: 50,6 g/dm²
Tragflächenprofil: RG 15
Profil des HLW: symmetrisch
Gewicht/ Herstellerangabe: 2.240 g (o. Akku)
Fluggewicht Testmodell o. Flugakku: 2.174 g
mit 4s-3.000-mAh-LiPo: 2.524 g
Antrieb vom Hersteller empfohlen/verwendet
Motor: D-Power AL 35-08, D-Power AL 4207 (verwendet)
Regler: Comet 60 A
Propeller: 11×6“ bzw. 13×6“ (verwendet)
Akku: 4s-4.000-mAh-LiPo, 3.000-mAh verwendet
RC-Funktionen und Komponenten
Höhe/Seite: 2 × D-Power AS-340BBMG (nicht enthalten)
Querruder: 2 × D-Power AS-840BBMG (nicht enthalten)
Wölbklappen: 2 × D-Power AS-840BBMG (nicht enthalten)
Verwendete Flugphase Speed/Normal/
Mischer: Thermik, Butterfly, V-Leitwerk
Empfänger: Graupner GR 16 HoTT (verwendet)
Empf.-Akku: S-BEC 5A