

Im Interview: Ultramate-Entwickler Robin Trumpp
„Quäl das Modell und hab Spaß“
Von ihm stammt die Idee und das Design der neuen RT Ultramate EPP: Robin Trumpp, sechsfacher Deutscher Meister im F3A-Motorkunstflug. FMT-Autor Nils Brückner hat seinen F3A-Nationalmannschaftskollegen und alten Freund zur neuen Modellkonstruktion interviewt.
Nils Brückner (FMT): Robin, als wir auf der Hinreise zur F3A-WM in Argentinien im Zoll von Buenos Aires feststeckten, hast du mir mit verschmitztem Lächeln auf Deinem Handy Dein neues Projekt gezeigt. Dabei handelte es sich um die Ultramate. Wie kam es dazu, dass Du Dich für einen Doppeldecker als neues Projekt entschieden hast?
Robin Trumpp: Der Eraser war schon ein paar Jahre in verschiedenen Farben und Materialien auf dem Markt, daher war es höchste Zeit für etwas Neues. Nur was?! Bei den Indoormodellen gibt es mittlerweile fast alles – außer eben einem aktuellen, neutral fliegenden 3D-Doppeldecker. Christian Niklaß und ich hatten schon vor zwei Jahren damit angefangen, das Projekt zu zeichnen, aber zwischenzeitlich für ein Jahr auf Eis gelegt. Die Ultimate als Basis wurde es, weil ich selbst mit diesem Doppeldecker in den verschiedenen Größen von EMHW aufgewachsen und bekannt geworden bin und es somit auch ein Teil meiner Geschichte ist. Weiter ist es der für mich formschönste Kunstflugdoppeldecker.
Nils Brückner (FMT): Ohne nun irgendwelche Betriebsgeheimnisse erhaschen zu wollen, aber gab es für den Hersteller Probleme bei der Umsetzung des Pendelleitwerks? Ich stelle mir dies fertigungstechnisch doch bedeutend aufwendiger vor als ein konventionelles Leitwerk.
Robin Trumpp: In der Tat stieß ich anfangs auf Widerstand mit meiner Idee bzw. der Umsetzung eines Pendelleitwerks – weniger wegen der Fertigung, vielmehr wegen möglichem Flattern im Flug. Nachdem ich aber ein paar Skizzen erstellt hatte, um dem Hersteller zu zeigen, wie simpel die Realisierung sein kann, willigte er ein und fertigte ein erstes Muster – das auch dort intern von Piloten getestet wurde. Kurz darauf erhielt ich die erfreuliche Nachricht: „It works surprisingly well“. Tatsächlich ist es sehr einfach gehalten, funktioniert trotzdem tiptop und ist meiner Meinung nach sogar stabiler als ein normales Höhenruder mit Elastoflaps. Dazu ist die Wirkung genial. Vorausgesetzt, es kommt ein schnelles und rückstellgenaues Servo zum Einsatz.
Nils Brückner (FMT): Robin, wie würdest Du selbst die Ultramate in Bezug auf die Flugeigenschaften von Deinem allseits bekannten RT Eraser abgrenzen?
Robin Trumpp: Die Ultramate ist auf jeden Fall in allen Figuren extremer. Prinzipiell kann man sagen, dass man mit einem Doppeldecker im präzisen Kunstflug fliegerisch immer einen kleinen Rückschritt macht, da die Flügel nicht wie bei einem Mitteldecker ideal auf der Mittelachse sitzen. Das war einer der Punkte, an dem wir gegenüber dem Ultimate-Vorbild gebastelt haben. Der Flügelabstand ist geringer und symmetrisch zur Mittelachse. Man sollte aber nicht vergessen, dass es hier „nur“ um ein Silhouettenmodell geht. Unterm Strich haben wir so aber einen sehr neutral fliegenden Doppeldecker erhalten, der dank des Fast-90°-Pendelleitwerks und den großen Rudern unglaubliche Manöver mit hoher Rollrate zulässt.
Nils Brückner (FMT): Unter den Modellfliegern ist die Ultramate sehr schnell beliebt geworden, beinahe scheint es so, dass man nur Kunstflieger ist, wenn man eine solche besitzt. Hast Du den Erfolg des Modells so kommen sehen?
Robin Trumpp: Nein, überhaupt nicht! Erst bei der letzten Version war ich mit dem Ergebnis zufrieden. Wir haben bis zum Schluss an Hebelarmen, Spannweite, Rudergrößen etc. experimentiert. Auch das höhere Gewicht (180 bis 190 g) spielt keine Rolle, denn die Flächenbelastung und somit auch die Fluggeschwindigkeit ist aufgrund des zweiten Flügels nicht höher als bei einem Eindecker. Entscheidend ist aber letztendlich, wie das Modell bei den Leute ankommt. Darauf war nicht nur ich gespannt, sondern auch die Jungs von Hacker Motor, da die Slowflyerszene eher etwas rückgängig ist. Daher freut es uns umso mehr, dass bei Hacker Motor die erste Lieferung bereits weit vor dem Auslieferungstermin ausverkauft war. Zudem gibt es auch schon viele Ultramate-Fans auf der ganzen Welt. Erst kürzlich habe ich ein paar Baukästen des Modells nach Australien geschickt. Bei einer Modellbaumesse im Ally Pally in London war das Modell im Indoornetz DER Renner; und auch die Amis wollen diese Schaumwaffel jetzt unbedingt haben. Sogar ein Modellflieger aus Pakistan hat sich schon bei mir für das tolle Modell bedankt. Bei Youtube gibt es einige tolle und sehenswerte Videos der Ultramate von Toppiloten, die zeigen, was das Modell alles kann.
Nils Brückner (FMT): Was empfiehlst Du, worauf sollte man beim Bau und später beim Fliegen besonders achten?
Robin Trumpp: Beim Bau kommt es nur darauf an, das Modell sauber und gerade und nach Möglichkeit leicht zu bauen. Fies ist, wenn dünner Sekundenkleber in die Lagerung des Pendelleitwerks läuft… Wer nicht unbedingt Räder braucht, sollte diese weglassen. Das ist einfacher, leichter und locker ausreichend. Was die Ausstattung betrifft, sollte man nicht unbedingt an den Servos sparen. Ich bezweifle, dass Billigservos viel Freude bereiten. Wer sich die empfohlene Antriebsvariante von Hacker Motor zulegt oder die aus dem Eraser weiterverwendet, hat ein super abgestimmtes Antriebsset und wird auf Dauer viel Spaß haben. Beim Fliegen gilt: Quäl das Modell und hab Spaß!
Nils Brückner (FMT): Ich persönlich muss sagen, dass Deine Ultramate für mich ein absolutes Spaßgerät für meinen Garten geworden ist. Besonders Überschläge um die noch kahlen Äste der Apfelbäume lassen mich grinsen. Wie setzt Du Deine ein?
Robin Trumpp: Das stimmt, wenn man die ersten Überschläge macht, kann man es nicht glauben, dass ein Flugzeug einen so engen Looping fliegen kann – positiv wie negativ. Um runter zu kommen, nehme ich das Modell hin und wieder nach der Arbeit und „knalle“ im Garten kurz zwei bis drei Akkus leer – das tut gut.
Nils Brückner (FMT): Robin, danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, um mir und den Lesern der FMT einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Ultramate zu gewähren. In diesem Sinne: Go Ultramate!
