

Report: Kolibri-Treffen in Birkenfeld-Rimsberg
VERRÜCKT NACH TURBINE
Einmal im Jahr pilgern Piloten und Freunde von Martin Lamberts Miniturbine Kolibri, dieser kleinen Brüllbüchse, aus ganz Europa nach Birkenfeld-Rimsberg in der schönen Pfalz. Dort fand am Wochenende des 20. bis 22. April das nun bereits 11. Kolibri-Treffen statt.

Aus ganz Europa
Selbst von weiten Anreisen lässt sich die Koli-bri-Gemeinde nicht abschrecken. Da ist zum Beispiel die Schweizer Fraktion, die schon seit Langem zum festen Bestandteil des Treffens gehört. Ebenfalls dabei war auch schon Besuch von der Insel. Neil Hyde, der sympathische Engländer (konnte in diesem Jahr leider nicht hier sein), reist immerhin aus der Nähe von Manchester an. Nicht zu vergessen die lustigen Schweden, bei denen man jedes Jahr gespannt ist, was sie wohl für ein Gadget mitbringen werden. Die Jungs um Hendrik „Henke“ Thorammer sind ein unerschöpflicher Quell, was Innovationsgeist angeht. Sein neuestes Projekt ist ein Titan-Hosenrohr aus dem 3D-Drucker. Kostenpunkt des Einzelstücks: ca. 7.500 Euro!

Das absolute Highlight in diesem Jahr dürfte sicherlich die in 3.000 Arbeitsstunden vom 85-jährigen Arnold „Noldi“ Meier aus der Schweiz gebaute Pilatus PC-24 gewesen sein. Das Modell dieses zweistrahligen Businessjets hat eine Spannweite von 3,04 m, wiegt stolze 18 kg und wird von zwei Kolibri T45/ T50 angetrieben.

Impeller raus, Kolibri rein
Solche Extreme sind aber, obwohl sie das obere Level des Machbaren darstellen, eher die Ausnahme auf den Treffen. Was man vor allem spüren kann, ist der ungeheure Spaß am Tüfteln und „Einfach mal machen und schauen, was dabei herauskommt“. Da werden ganze Scharen von Schaummodellen ihres ursprünglichen Impellers befreit, und sie bekommen flugs eine Kolibri implantiert.
Oft wird auch ein von der Grundkonzeption recht einfaches Modell durch technisch raffinierte Details ungemein aufgewertet. Bei seiner aus EPS-Schaum bestehenden A-10 hat Michael Brendemühl beispielweise die Luftansaugung der zentral montierten Kolibri über die beiden Triebwerksgondeln des Originals realisiert. Die im 3D-Drucker entstandenen Fan-Triebwerke drehen sich so bereits auf dem Boden, sobald die Kolibri läuft – eine Show.
Ein anderes Beispiel ist die Freewing F-14 von Julius Jezerniczky mit funktionierenden Schwenkflügeln. Eine Kolibri unten dran geschraubt – und los geht der Spaß. Es gibt wohl keine einfachere und günstigere Art, an eine turbinenangetriebene Schwenkflügel-Tomcat zu kommen.

Und Eigenkonstruktionen
Technisch perfekt umgesetzt, mit einer kompletten Eigenkonstruktion, ist die X-31 von Andreas Hausen. Andreas hat bei seinem Modell die Schubvektrorsteuerung wie beim Original mittels dreier sogenannter Petals realisiert. Die Wendigkeit seines Modells war wirklich beeindruckend. Ralph Spohrs dagegen schwebte schon lange die Entwicklung einer kleinen Heinkel Salamander vor, er hatte aber wenig Interesse an einem Elektroimpeller. Erst die Verfügbarkeit der Kolibri gab ihm den Anstoß, die kleine Salamander tatsächlich zu entwickeln und zu vertreiben. Eine T-20 ist für dieses Modell vollkommen ausreichend. Ein Bausatz des pfeilschnellen, aber dennoch sehr gutmütigen Modells sowie ein passendes Schubrohr ist bei www.spohrs.net zu haben.

Martin Lambert ist da
Der Vater der Kolibri-Turbine, Martin Lambert, schraubt bei den Treffen auch gerne selbst und gibt wertvolle Tipps. Die absolute Mehrzahl der Probleme liege in der Peripherie, sagt Martin Lambert. So zuverlässig und unkompliziert die kleinen Wunderwerke auch sind, in einem Punkt mögen sie keine Abstriche: Absolute Sauberkeit in der Kraftstoffversorgung. Das sei den fast nicht mehr vorhandenen Toleranzen geschuldet. Ein Härchen reiche aus, um die geläppten Zahnräder der winzigen Kraftstoffpumpe zu blockieren, solange sie in der Startphase mit niedriger Spannung langsam hochgefahren wird. Aber auch hier weiß der Meister Rat: Einfach die Pumpe kurz direkt an den Turbinenakku anschließen (ohne die Turbine zu fluten, versteht sich). Meist reicht das schon, um das Problem, im wahrsten Sinne des Wortes, zu lösen.
Sollte man also ein kleines Problemchen haben oder einfach nur einen Rat benötigen, so lohnt es sich, Modell, Kolibri und Zubehör einzupacken und beim Treffen vorbeizukommen. Wohl nirgendwo auf der Welt wird man an einem einzigen Ort mehr geballte Kolibri-Kompetenz und Hilfe in Wort und Tat finden als bei diesem Treffen. Auch für alle Neugierigen, Einsteiger und Umsteiger eignet sich das Kolibri-Treffen ganz hervorragend, um mal hinein zu schnuppern.
Alle sind willkommen
Das ist auch die Intention des ersten Vorsitzenden des MSC Condor Birkenfeld, Jörg Werner: „Es freut mich, dass wir hier jedes Jahr sehr viele Stammgäste begrüßen können. Wir wären aber noch glücklicher, wenn ein paar neue Gesichter hinzukämen und von dieser einmaligen Gelegenheit, die Kolibri-Welt hautnah zu erleben, Gebrauch machen würden.“ Auch wenn das Treffen im eigentlichen Sinne ein Kolibri-Treffen ist, so werden natürlich Piloten mit anderen Kleinstturbinen nicht weggeschickt – sondern sind herzlich willkommen. Es ist allerdings sehr gut möglich, dass sie von der einmaligen Stimmung auf dem Treffen gepackt werden und sich der Wunsch spürbar macht, Teil dieser sympathischen Kolibri-Gemeinde zu werden.
Für das nächste Treffen sei die Online-Anmeldung auf der Seite des MSC-Condor Birkenfeld (www.msc-condor.de) empfohlen. Dieses Tool ist spätestens vier Wochen vor dem Event aktiv und hilft dem Verein bei der Planung.
