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Test: Premier Aircraft Ventique 60E von Lindinger
Quique Somenzini hat der Szene schon des Öfteren seinen Stempel aufgedrückt, zahlreiche sehr erfolgreiche und beliebte Modelle entstammen seiner Feder. Vor kurzer Zeit gründete er zusammen mit David Ribbe und Dan Asher die neue Firma Flex Innovations, die als erstes Modell unter dem Label Premier Aircraft die Ventique präsentiert.
Mit oder ohne Servos?
Schon auf den ersten Blick hebt sich die Ventique 60E dank ihrer geschwungenen Linienführung deutlich aus dem einheitlichen Pulk ähnlich großer Modelle heraus. Auch auf den zweiten Blick macht das Modell neugierig, denn die Konstruktion sieht nicht nur optionale Sideforce-Generatoren vor, sondern zeigt eine Sharktooth, also Haifischzahn genannte, ungewöhnliche Gestaltung der Nasenleiste im äußeren Bereich.

Entscheidet man sich für das Modell, so hat man die Qual der Wahl, denn es wird in zwei Versionen angeboten. Neben der klassischen ARF-Variante gibt es noch eine ARFSV genannte Alternative die bereits vier hochvolttaugliche Digitalservos beinhaltet. Diese liegen dem Baukasten jedoch nicht einfach nur bei, sondern sind bereits fertig eingebaut und soweit wie möglich mit Anlenkungsgestängen versehen.

Der geringere Bauaufwand sowie die Frage, wie es um die Qualität der verbauten Servos bestellt ist, machten die Wahl für mich leicht – so dass ich mich für das Komplettset entschied. Auch beim Antrieb vertraute ich auf den empfohlenen und im Set mit einem passenden Regler erhältlichen Potenza-Außenläufer, für dessen Montage die Ventique bereits vorbereitet ist.

Hohe Vorfertigung
Obwohl der Baukasten wirklich alle nötigen Teile beinhaltet, sind der Lieferumfang und vor allem der Kleinteilebeutel überraschend übersichtlich. Das liegt vor allem daran, dass sämtliche Ruderhörner bereits fertig verklebt und auch die Anlenkungen so weit wie möglich vormontiert sind. Bei den Tragflächen zeigt sich der Vorfertigungsgrad am höchsten, denn hier sind die Querruderservos inklusive der Anlenkungen bereits fertig montiert und auch das Querruder ist mit Stiftscharnieren bereits fertig angeschlagen. Etwas unvollständig wirkt lediglich die Form der Randbögen, denn hier dürfen Sie noch die Wingtips verschrauben.

In der Nasenleiste sind die Öffnungen für die gezackten Nasenleisten bereits vorhanden und müssen nur noch von der Folie freigeschnitten werden. Die Zacken bestehen aus einer lackierten Kunststoffplatte; sie werden lediglich eingeschoben und mit etwas Kleber fixiert, ich habe hierfür UHU por verwendet. Das verwendete Material ist in der Dicke so bemessen, dass es beim Transport ausreichend robust ist und nicht so schnell umknickt oder abbricht, aber dennoch kein unnötiges Mehrgewicht mitbringt.

Etwas mehr Arbeit als die Tragflächen macht der Rumpf, denn hier sind das Höhenleitwerk sowie Seitenruder und Fahrwerk aus Transportgründen noch nicht montiert. Wie bei den Flügeln sind auch im Rumpf die Servos für Seiten- und Höhenruder fertig verschraubt. Während das Höhenruderservo im Heck direkt vor Ort sitzt, ist das Seitenruderservo weiter vorne montiert und bewegt das Ruder über Stahllitzen. Die notwendigen Arbeiten im hinteren Rumpfbereich beschränken sich also auf das Einkleben des Höhenleitwerks sowie das Anschlagen der Ruder. Um die beiden Höhenruderblätter miteinander zu verbinden, liegt dem Baukasten ein solider Stahldrahtbügel bei, der eine sehr torsionssteife Verbindung ergibt, was für sauberes Fliegen unerlässlich ist. Die Aussparung im Rumpf und die Bohrungen für die Scharniere passen perfekt, so dass hier wirklich nur noch die Teile zu verkleben sind.

Während das Höhenrudergestänge anschließend nur noch am Ruderhorn verschraubt werden muss, verlangt die Anlenkung des Seitenruders etwas mehr Aufmerksamkeit, denn hier ist auf eine leichte Spannung der Seile zu achten. Für das im Heck sitzende Höhenruderservo wird abschließend noch ein Verlängerungskabel benötigt, um die Verbindung zum Empfänger herzustellen. Dieses liegt jedoch nicht bei und muss separat besorgt werden.
Antriebs-Montage
Weiter geht es mit dem Einbau des Antriebs. Der im Set mit dem Regler erhältliche Potenza-Außenläufer macht einen sauber verarbeiteten Eindruck, auch alles zur Montage notwendige Zubehör liegt bei. Der 80-A-Regler verfügt über kein BEC – das bedeutet, dass unabhängig von der Eignung der Servos auch darauf geachtet werden sollte, dass der verwendete Empfänger die höhere Spannung verträgt. Das ist bei den meisten modernen Exemplaren jedoch der Fall.
Für den Einbau des empfohlenen Antriebs ist der Motordom perfekt vorbereitet und auch die Einschlagmuttern sitzen bereits an ihrem Platz, so dass der Motor nur noch mit vier Schrauben befestigt werden muss. Den Regler habe ich einfach auf der Unterseite des Doms mit Kabelbinder fixiert, so liegt er optimal im kühlenden Luftstrom.
Nun kommt der kniffligste Schritt, nämlich das Ausrichten und die Montage der Motorhaube. Hierfür wird der beiliegende Spinner auf dem Mitnehmer verschraubt und die Motorhaube an diesem ausgerichtet – so dass zwischen Rückplatte und Motorhaube ein gleichmäßiger Spalt mit etwa 2 mm entsteht. Die Motorhaube arretieren Sie im Anschluss mit vier Holzschrauben an Sperrholzlaschen. Dieser Arbeitsschritt ist in der allgemein sehr gut gemachten Anleitung bestens beschrieben, daher sollten auch unerfahrenere Modellbauer hier sicher zum Ziel kommen.
Das Fahrwerk
Nun steht noch das Fahrwerk an. Der beiliegende CFK-Bügel macht einen sehr guten Eindruck, ist leicht und passt in der Festigkeit sehr gut zum Modellgewicht. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es lediglich bei den Radschuhen, denn hier sitzt die bereits eingeklebte Einschlagmutter nicht korrekt und muss deshalb gelöst und mit einer frischen Bohrung neu verklebt werden. Dieses Problem betrifft aber nur Baukästen einer frühen Serie. Dem Testmodell lag ein Beiblatt bei, auf welchem der Hersteller das Problem und die Lösung beschreibt sowie auf einige andere kleine Abweichungen von der Anleitung eingeht. Hier wird also aktiv Produktpflege betrieben und der Kunde mit solchen Problemen nicht alleine gelassen.
Abgesehen von dieser kleinen Änderung an den Radschuhen beschränkt sich die Montage des Fahrwerks auf reine Schraubarbeiten, also ist auch dieser Schritt sehr schnell erledigt. Die beiliegenden Reifen sind groß genug, um auch auf Rasenpisten zu fliegen, die nicht gerade Golfplatzqualitäten haben. Auch das Fahrwerksbrett im Rumpf macht einen stabilen Eindruck.
Empfänger und Stromversorgung
Nach dem Abschluss der Montagearbeiten, die sich mit etwas Erfahrung problemlos an ein bis zwei gemütlichen Abenden erledigen lassen, folgen nun die erste komplette Montage des Modells sowie der Einbau von Empfänger und Stromversorgung.

Um die HV-Servos mit Strom zu versorgen, kann man entweder einen kleinen 2s-LiPo als Empfängerakku einsetzen oder ein entsprechendes BEC verbauen. Ich entschied mich für Letzteres, mit einem Jeti-BEC.

Beim Auswiegen zeigt sich, dass ein 6s-3.700-mAh-LiPo genau mittig auf dem Akkubrett platziert werden kann, aber auch mit einem größeren Pack lässt sich der Schwerpunkt problemlos erreichen. Der Schwerpunkt liegt ziemlich genau in der Mitte des Steckungsrohrs, so dass er bei Verwendung verschiedener Akkus einfach und schnell überprüft werden kann. Die ganz genaue Lage muss man später ohnehin erfliegen und individuell einstellen.

Beim Propeller fiel meine Wahl auf einen 16×8“ Xoar, der in etwa der Empfehlung entspricht. Die Stromaufnahme liegt mit diesem bei 74 A, was im typischen Flugbetrieb mit kurzen Vollgasphasen absolut kein Problem darstellt. Die Antriebstemperatur blieb damit auch bei sommerlichen Temperaturen stets im grünen Bereich.

Das Programmieren des Modells auf den Sender ist abschließend schnell erledigt, so dass es nun zu den ersten Testflügen auf den Platz gehen kann. Für den Transport liegen dem Baukasten fertige Flächenschutztaschen aus alubedampfter Luftpolsterfolie bei, die jedoch nur dann verwendet werden können, wenn die Sideforce-Generatoren nicht montiert sind.

Das Aufrüsten auf dem Platz ist ebenfalls schnell erledigt, denn die Tragflächen müssen nur an den Rumpf gesteckt und je Seite mit einer M3-Inbusschraube gesichert werden. Der Zugang zum Rumpf erfolgt über eine großzügige Haube aus tiefgezogenem Kunststoff, die sehr leicht, aber auch recht empfindlich ist und deshalb beim Transport sorgfältig behandelt werden sollte. Am Rumpf gehalten wird sie über Zapfen auf der Vorder- sowie einen Riegel auf der Rückseite – und damit kann man sie mit einem Handgriff schnell abnehmen.
Fliegen wie Quique?
Für den ersten Flug montierte ich die beiliegenden Sideforce-Generatoren, was mit je zwei Schrauben je Seite geschieht. Verzichtet man auf diese, nehmen zwei passgenaue Rippen ihren Platz ein, so dass kein Spalt in der Fläche entsteht.
Der kräftige Antrieb hat mit der Ventique natürlich leichtes Spiel, das Modell ist nach wenigen Metern in der Luft. Nach minimalen Trimmkorrekturen und einer kurzen Eingewöhnungsrunde kann es schon durch die ersten Figuren gehen, wobei sich auch die Einstellwerte wie Schwerpunkt, Sturz und Seitenzug kontrollieren lassen. Die empfohlenen Werte erweisen sich dabei als gute Basis.
Wohl auch aufgrund des kurzen Rumpfs ist die Ventique auf allen Rudern sehr agil und es zeigt sich schnell, dass ihre Stärken eindeutig im 3D-Flug liegen. Hier kann das Modell seine Wendigkeit voll ausspielen und insbesondere mit montierten Sideforce-Generatoren extrem eng und langsam geflogen werden. Im Harrier bzw. beim Hovern ist dabei keinerlei Flächenwackeln festzustellen, das Modell liegt sauber und ruhig in der Luft und gibt dem Piloten stets ein sicheres Gefühl. An diesem Verhalten hat mit Sicherheit auch die gezackte Nasenleiste ihren Anteil, die sich im Normalflug kaum bemerkbar macht, mit zunehmendem Anstellwinkel jedoch als Turbulator wirkt und somit hilft, die Strömung am Flügel zu halten. Auch ohne die Sideforce-Generatoren lassen sich derartige Figuren natürlich fliegen, die Ventique ist dann aber etwas unruhiger und will mehr ausgesteuert werden.

Ganz anders sieht es beim weiträumigen Fliegen aus, hier verhält sich die Ventique ohne Anbauteile deutlich neutraler und ruhiger. Eine kleine Eigenart ist jedoch bei gerissenen Rollen oder dem Trudeln zu berücksichtigen, denn die Maschine dreht etwa eine viertel Umdrehung nach. Dieser Umstand ist nicht unbedingt nachteilig, verlangt aber ein wenig Übung, um solche Manöver sauber ausleiten zu können. Überraschenderweise ist dieses Verhalten mit Sideforce-Generatoren noch etwas ausgeprägter. Abgesehen davon hat das Modell jedoch keinerlei Eigenleben und auch der Messerflug geling ohne Mischer wie an der Schnur gezogen.

Die Leistung des Antriebs passt perfekt und entfaltet jederzeit genug Schub, um die Ventique aus jeder Lage sicher nach oben wegzuziehen. Für einen dynamischen, weiträumigen Flugstil muss in den Aufwärtspassagen nicht einmal die volle Motorleistung abgerufen werden, um eine ausreichende Steiggeschwindigkeit zu erreichen. Die Flugzeit liegt schon mit 3.500er LiPos bei 6 bis 8 Minuten. Die empfohlene Akkugröße reicht bis zu 5.000 mAh – dies macht meiner Meinung nach jedoch nur dann Sinn, wenn in erster Linie dynamisch geflogen wird, denn im 3D-Bereich ist das zusätzliche Gewicht eher nachteilig und die gewonnene Flugzeit somit eher zweitrangig.

Fazit
Mit der Ventique hat Quique Somenzini ein Modell geschaffen, das mit sehr guten Flugeigenschaften – insbesondere im 3D-Flug – aufwarten kann. Die durchdachte Bauweise ermöglicht trotz des recht voluminösen Rumpfes ein geringes Gewicht, was zusammen mit den aerodynamisch wirksamen Anbauteilen für gutmütige Flugeigenschaften sorgt. Auch die verbauten Servos konnten mit hoher Rückstellgenauigkeit und Stellgeschwindigkeit überzeugen, so dass sich zusammen mit dem separat erhältlichen Antrieb ein rundum gelungenes Paket ergibt.

TESTDATENBLATT | Premier Aircraft Ventique 60E
Verwendungszweck: 3D-Kunstflug
Modelltyp: ARF-Modell in Holzbauweise
Hersteller/Vertrieb: Flex Innovations/Lindinger
Bezug und Info: Modellbau Lindinger, Internet: www. lindinger.at, Tel.: +43 (0)7582 813130
UVP: 549,99 € (mit Servos) / 329,99 € (ohne Servos)
Lieferumfang: Modell in Holzbauweise fertig erstellt und bespannt, tiefgezogene und lackierte Rumpfabdeckung, Fahrwerk und Kleinteile, Schutztaschen, Anleitung, je nach Version mit 4 × HV-Servos
Erforderl. Zubehör: Antrieb, Empfänger, Stromversorgung
Bau- u. Betriebsanleitung: 33 Seiten, deutsch, zahlreiche Bilder/ Skizzen, mit allen erforderlichen Einstellwerten
AUFBAU:
Rumpf: Holzbauweise (Balsa/Sperrholz), fertig bespannt
Tragfläche: Holzbauweise (Balsa/Sperrholz), teilbeplankt, fertig bespannt
Leitwerk: Holzbauweise (Balsa/Sperrholz), teilbeplankt, fertig bespannt Motorhaube/Pylon: GFK, fertig lackiert
Kabinenhaube: tiefgezogen, fertig lackiert
Motoreinbau: Montage auf Motordom, fertig vorbereitet
Einbau Flugakku: Klettschlaufe auf Akkubrett
TECHNISCHE DATEN:
Spannweite: 1,60 m
Länge: 1,54 m inkl. Spinner
Spannweite HLW: 630 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 435 mm
Flächentiefe am Randbogen: 215 mm
Tragflächeninhalt: 52 dm²
Tragflächenbelastung: 64-68 g/dm²
Tragflächenprofil Wurzel: symmetrisch
Tragflächenprofil Rand: symmetrisch
Profil des HLW: symmetrisch
Gewicht/ Herstellerangabe: 3.600 g
Fluggewicht Testmodell o. Flugakku: 2.732 g (+30 g mit Sideforce-Generatoren)
mit 6s-3.500-mAh-LiPo: 3.333 g (+ 30 g mit SFG)
mit 6s-5.000-mAh-LiPo: 3.521 g (+ 30 g mit SFG)
ANTRIEB VOM HERSTELLER EMPFOHLEN/VERWENDET:
Motor: Potenza 60/470 kV
Regler: Skywalker 80 A Opto
Propeller: 16,6×7“, 15×8“, 17×7“ / verwendet: 16×8“
Akku: 6s-LiPo mit 3.500 bis 5.000 mAh
RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN:
Höhenruder: Potenza DS19410TGV Digital HV-Servo
Seitenruder: Potenza DS19410TGV Digital HV-Servo
Querruder: 2 × Potenza DS19410TGV Digital HV-Servo
Fernsteueranlage: Jeti DS16
Empfänger: Jeti R9
Empf.-Akku: Jeti-BEC, eingestellt auf 8 V