

Geht doch
Baupraxis: Segler-Kabinenhauben einpassen
Kabinenhauben von größeren Scale-Segelflugmodellen werden in der Regel lose geliefert und sind dann mit einem Rahmen oder einer Wanne zu verkleben. Dieses Zuschneiden, Verkleben und korrekte Anpassen ans Modell gehört zu den Aufgaben, die so mancher Modellflieger am liebsten… Doch mit etwas Umsicht und Sorgfalt geht das einfacher, als man denkt.

Erst grob
Zunächst schneiden wir die Haube grob zurecht, also mit deutlichem Übermaß. Dann kleben wir den Rahmen (bzw. die Wanne) mit Tesafilm provisorisch, aber fest an ihren vorgesehenen Platz. Wenn er genau passt, muss er überall am Rumpf satt aufliegen. Hier müssen wir so lange in kleinen Schritten schneiden, bis die Haube auf dem Rahmen, nicht auf dem Rumpf, sitzt und exakt an der Nahtstelle Rumpf/Rahmen endet. Ich benutze dazu einen Filzstift (lässt sich mit Spiritus schonend wieder entfernen) und markiere die Stellen, die noch beschnitten werden müssen. Das kann dauern, zumal ich jedes Mal die Markierungen, die nicht ganz weggeschnitten sind, mit Spiritus entferne, um beim nächsten Anpassen die Problemstellen besser sehen zu können.

Der Rahmen muss natürlich überall genug Spielraum lassen, damit die Haube möglichst bündig mit dem Rumpf abschließt. Sollte der Rahmen dafür zu dick oder zu dünn sein, muss das nachgearbeitet werden. Sonst steht die Haube oder der Rumpf nachher über oder man sieht zwischen Rumpf und Haube seitlich durch. Jetzt wird die Haube aber erst mal beiseite gelegt.

Vordere Passung
Als Nächstes wird die Haubenverriegelung installiert. Das muss jetzt geschehen, denn wenn man es später macht, kann es wieder zu Passungsschwierigkeiten kommen. Welche Technik zum Zuge kommt, ist Geschmackssache. Ich bevorzuge die Variante mit Stahldraht und Messingkugel.
Zunächst wird der Rahmen aber vorne mit einem Dorn (oder zwei Dornen) versehen. Dieser ragt schräg nach vorne unten und passt satt in ein Loch am Rumpf. Dazu bohrt man ein etwas dünneres Loch durch Rahmen und Rumpfrand. In der Regel muss man den Rumpfrand hier vorher verstärken (reichlich Harz-Gewebeschnipsel) oder mit einem kleinen, stabilen Holzspant breit genug machen. Sitzt alles sauber, werden der Dorn eingeklebt, evtl. noch verstärkt (Glasschnipsel um den Ansatz des Dorns) und die Passung nochmal genau kontrolliert. Dann kann man an die Verriegelung gehen.
Die Verriegelung
Einen Stahldraht verlöten Sie auf einer Seite mit einer Messingkugel. Ein Bowdenzugröhrchen wird in weitem Bogen von der Flächenwurzel an der Endleiste unter dem Flügel zur Cockpit-Mitte geführt. Im Cockpit ist ein passendes Loch zu bohren. Das Ganze muss so verlegt werden, dass es nicht zu leichtgängig ist, damit es sich nicht versehentlich öffnen kann. Da bei meiner JS1 dennoch etwas Spiel vorhanden war, habe ich die Haube durch zwei Magnete links und rechts zusätzlich fixiert.

Dennoch ist es mir schon mal passiert, dass ich eine Haube verloren habe, weil sie nicht korrekt verschlossen war. Seither nutze ich das Haubenset von Gromotec, das anstelle des Stahldrahts mit einer Bowdenzuglitze arbeitet. Der Verriegelungs-Dorn wird vorne von einer Feder gehalten. Zum Öffnen zieht man also am Bowdenzug und lässt das Ganze zum Verriegeln schnappen. Sehr gut! Wichtig ist hier, dass man die Bohrung exakt setzt. Dazu baue ich die Verriegelung fest ein, mache einen Tropfen Farbe vorne auf die Spitze des Dorns, ziehe und halte am Bowdenzug, setze die Haube auf, presse sie fest auf den Rumpf und lasse dann den Bowdenzug ein paar Mal schnappen. Das gibt eine schöne Markierung an der Haube. Hier wird gebohrt. Und zwar so groß, dass ein genau auf den Dorn passendes Kohle- oder Metallröhrchen reinpasst. Nun wird die Haube verschlossen und das Röhrchen so nach hinten geschoben, bis es an die Dornführung anstößt. Jetzt das Röhrchen, also die Führung des Dorns, verkleben. Damit hat man den ganzen vorne herausstehenden Teil des Dorns in der Haube geführt und kann sicher sein, dass es auch hält.
Verkleben der Haube

Passt alles wirklich gut? Wen ja, wird jetzt der Rahmen abgenommen und der gesamte Rand des Rumpfes mehrere Zentimeter breit mit Trennmittel behandelt. Das kann auch Trennwachs o.Ä. sein. Ich benutze aber gerne Folientrennmittel, weil es nicht so streng riecht und sich relativ leicht entfernen lässt (Spiritus und Wasser). Es wird mit einem Pinsel satt aufgetragen. Nicht sparen! Trocknen lassen.
Jetzt wird der Rahmen wieder aufgesetzt, verriegelt und passt hoffentlich noch. Manchmal muss man dünnere, nach unten offene Rahmen von innen abstützen, damit sie am Rumpf fest anliegen. Dies kann man mit kleinen Holzleistchen erreichen, die man provisorisch mit etwas Klebstoff fixiert dazwischenklemmt. Die Klebstoffreste kann man später nach dem Entfernen der Leistchen wieder wegschleifen. Bei Kabinenhauben mit Cockpitwannen oder Rahmen mit eingeklebtem abschließendem Brett kann man sich das natürlich sparen.
Dann können wir die Haube endlich verkleben. Hier hat jeder seine eigene Methode. Ich benutze dazu 24-Stunden-Epoxid. Damit habe ich genug Zeit, alles auszurichten und die Verklebung hält nachher auch sicher. Aber nur, wenn wir die Haube innen und auch den Rahmen vorher sauber angeschliffen haben. Natürlich sollten Sie nur so viel anschleifen, wie der Rahmen breit ist, plus eventuell ein paar Millimeter. Später lackieren wir den Rand zwar, aber dieser soll ja relativ schmal bleiben. Muss man ein bisschen ausgleichen, kann das Harz etwas angedickt werden. So lässt es sich auch besser auftragen, ohne gleich wieder abzufließen.
Gefühl ist gefragt

Jetzt wird also das angedickte Harz gleichmäßig auf den Haubenrahmen aufgetragen. Dann sollten Sie die Haube vorsichtig aufsetzen, ohne sie unnötig verschieben zu müssen, denn sonst verschmieren wir sie an Stellen, die man nachher sieht. Umgekehrt die Haube innen einzustreichen, würde dies zwar verhindern, aber das endet meist in einer Riesensauerei, weil man innen nun mal schlechter rankommt und auch keine klare Begrenzung des Randes hat. Abkleben geht innen auch nicht. Der Rahmen lässt sich dagegen viel leichter kontrolliert einstreichen.
Sitzt die Haube überall nahtlos auf, wird sie über die gesamte Kantenlänge mit Kreppband o.Ä. festgeklebt. Das Klebeband fest andrücken, denn wir wollen wie gesagt alles exakt bündig haben. Eventuell vorhandene, nicht ganz anliegende Haubenteile werden mit Hilfe eines Gummis fixiert, das man zusätzlich an diesen Stellen noch mit kleinen Depron- oder Balsastückchen unterlegen kann.
Jetzt müssen wir warten bis zum nächsten Tag. Dann ziehen wir das Klebeband ab, entfernen die Haube (ein paar gefühlvolle Handkanten-Schläge dürften zum Lösen genügen) und reinigen alles von Harz- und Trennmittelresten.


Lackier-Arbeiten
Nun geht es wieder ans Abkleben. Diesmal wird die Haube so abgeklebt, dass rundherum ein Rand lackiert werden kann. Der Rest muss komplett abgedeckt sein, bei unten offenen Rahmen, wenn man spritzt, auch innen. Manche lackieren mit einem weichen Pinsel und leicht verdünnter Farbe, ich spritze mit einer Farbspritzpistole. Am schönsten wird es, wenn man dieselbe Farbe zur Verfügung hat wie die des Rumpfes (Achtung: Weiß ist nicht gleich Weiß!). Richtig gut hält eigentlich nur 2-Komponenten-Lack, aber auch nur dann, wenn die Haube außen sauber angeschliffen und entfettet (Aceton) wurde. Eine Grundierung mit weißem Haftgrund verbessert die Lackhaftung und bringt Farben besser zur Geltung.
Wenn die Farbe durchgetrocknet ist, ziehen wir alles vorsichtig ab, reinigen eventuelle Klebebandreste mit Spiritus und freuen uns über eine gut passende Haube. 100% perfekt wird es wohl nie sein, ich jedenfalls finde immer noch hier und da ein paar Ungenauigkeiten und Passfehler. Aber wir haben uns redlich Mühe gegeben. Und das zahlt sich aus.