

Tucson Aerobatic Shootout 2018
WETTKAMPF IN DER WÜSTE
Im Jahr 2018 fand vom 17. bis 21. Oktober das Tucson Aerobatic Shootout statt, 40 Piloten fanden ihren Weg in die Wüste im US-Bundesstaat Arizona. Aus Europa waren diesmal dabei: Gernot Bruckmann und meine Wenigkeit aus Österreich sowie Mel Nipkow aus der Schweiz. Aus Japan kamen Yuhei Suzuki und Manto Watanabe, aus Australien Aaron Garle und Cameron Robinson, aus Neuseeland Jarrod und Frazer Briggs, aus Mexiko Miguel Alcala und aus Puerto Rico Gabriel Altuz.
FRANZ KOGLER
Bei den Amerikanern waren mit Andrew Jesky, Jason Shulmann, David Moser und Bryant Mack alle Top-Piloten am Start. Einige Tage zuvor gab es aber an der Ostküste einen Wirbelsturm, wodurch mehrere Piloten ihre Teilnahme in letzter Sekunde absagen mussten.
Anreise zum Timpa Airfield
Wir (Gernot, seine Freundin Bettina und ich) flogen bereits am Donnerstag nach Tucson, um genügend Zeit zur Vorbereitung und zur Eingewöhnung zu haben. Unsere Modelle hatten wir dabei schon zwei Wochen zuvor via Luftfracht zu Desert Aircraft geschickt, wo wir sie zum Glück ohne Schäden entgegennehmen konnten.
Die nächsten Tage verbrachten wir auf dem Trainingsplatz, wobei wir nur wenige Flüge machen konnten, da der Samstag komplett verregnet war. Und am Sonntag blies ein derartiger Sturm, dass wir die Modelle nur im Windschatten unseres Transporters stehen lassen konnten. Am Dienstagnachmittag ging es dann los am Timpa Airfield: zuerst Anmeldung und dann die Punktrichter-Schulung – für mich sehr interessant, da die Piloten in den unteren Klassen (Sportsman bis Unlimited) auch für andere Arbeiten (Ansager, Schreiber oder Punktrichter) zur Verfügung stehen mussten; bei Nichterscheinen würde es sogar einen Verlust eigener Punkte nach sich ziehen!






Die Wertungsflüge
Von Mittwoch an flogen zuerst die vier Klassen (Sportsman, Intermediate, Advanced, Unlimited) gleichzeitig ihr Programm. Die Piloten stehen dabei rund 20 m auseinander und fliegen in einem sich überschneidenden Flugfenster ihre Programme. Das klingt im ersten Moment dramatisch, aber bei weit über 200 Flügen gab es nicht einen Abbruch wegen einer Gefährdung.
Nachmittags kam dann auch die Invitational Klasse an die Reihe, zuerst mit einem unbekannten (das erst am Morgen ausgegeben wurde), dann mit einem bekannten Programm. Diese Aufgaben hatten es in sich und wurden von Durchgang zu Durchgang komplizierter. Bis einschließlich Freitag bekamen wir die Ergebnisse der einzelnen Flüge genannt, ab Samstag (da fand das Finale für Sportsman bis Unlimited statt) wurden keine Ergebnisse mehr veröffentlicht. Somit wusste bis zur Siegerehrung niemand, wie es für ihn aussieht.
Hohe Leistungsdichte
Um zu verdeutlichen, wie eng es bei den Top-Piloten zuging: Gernot gewann vier Durchgänge, David Moser auch vier Durchgänge; Jason Shulmann siegte bei zwei Durchgängen, wurde aber nur Fünfter. Bei diesem Wettbewerb kann man sich keinen schlechten Tag erlauben, da es sonst sehr schnell ein paar Plätze nach hinten geht. Wer sich die Einzelwertungen ansehen möchte, kann dies auf der Website tun: www.tucsonaerobaticshootout.com
In den Tagen des Wettbewerbs hatten wir übrigens wettermäßig alles, von Sonne und 35° bis zum Sandsturm mit 60 km/h Wind, bei dem die Modelle am Boden festgemacht werden mussten.


Gernot hat es geschafft
Als die Piloten zur Siegerehrung aufgerufen wurden, war die Anspannung deutlich zu spüren, da ja niemand wusste, wo er mit seiner Endplatzierung lag. In der Invitational Klasse wurde Jason Shulmann Fünfter (trotz zwei Durchgangssiegen), auf Rang vier kam Bryant Mack, Dritter wurde Andrew Jesky, Zweiter David Moser und Erster: Gernot Bruckmann.
Als David aufgerufen wurde, blickte ich zu Gernot – und sah, wie er eine Träne in den Augen hatte. Ich weiß bis heute nicht, ob vom Sand oder vor Freude. Bei seinem siebten Auftritt hier in Tucson hat es Gernot geschafft, zu gewinnen. Mich freute es, dass ich zum zweiten Mal dabei sein und einen kleinen Teil dazu beitragen durfte.
Modelle und Technik
Technikmäßig ist zu sagen, dass lediglich vier GFK-Modelle am Platz waren: Gernot mit seiner eigenen Yak 55M (GFK-Rumpf, Styro-Balsa-Flügel), seiner Model Power Slick X360, Frazer Briggs mit der Extra 300 (GFK-Rumpf, Styro-Balsa-Flügel) und Spencer Nordquist mit einer CARF Extra 330 SC. Alle anderen Modelle waren aus Holz, wie es in Amerika so üblich ist.
Bei den Motoren gab es eigentlich nur einen Antrieb: DA-200; auch in den unteren Klassen wurde hauptsächlich dieser Motor verwendet, vereinzelt wurden auch DLE 222 eingesetzt.
Überrascht hat mich, dass es auch in den USA immer mehr Lärmprobleme gibt und dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer Dämpfer von europäischen Herstellern verwendet haben (Krumscheid, MTW). Daneben gab es die amerikanischen (JTEC Radiowave), die sogenannten Stock Muffler verschwinden mehr und mehr.
Bei den Fernsteuerungen wurden neben Futaba (etwa zu 70%) vor allem Spektrum, Jeti und DFA/JR eingesetzt. An Servos wurden neben Exemplaren von Futaba auch solche von MKS, DFA/JR und Hitec verwendet, dabei handelte es sich zu 95% um Hochvolt-Typen. Eine Besonderheit gab es: Bei den neuen Futaba-S.Bus-Servos setzten die Amerikaner 3s-LiPos mit Regulatoren ein, um konstant 8,4 V an den Servos zu haben.
Mein Dank
Bedanken möchte ich mich bei Dave Johnson (Desert Aircraft) als Sponsor für den Wettbewerb, bei Gernot Bruckmann für seine Hilfe, bei Volker Weiershäuser (MTW) für Krümmer und Dämpfer, bei Walter Grupp (Grupp Modellbau) für Falcon-Propeller, bei Andreas Golla (Hacker Motor) für die Akkus sowie bei Thomas Pfeiffer (Hepf) und Jeti Model. Ich bin gespannt, ob beim nächsten Shootout mehr Europäer den Weg nach Tucson finden, es würde mich freuen.

