

Luscombe Silvaire 8 von aero-naut
Semi-Scale-Trainer
Gepaart mit einem äußerst leichten Aufbau, präsentiert sich die Luscombe Silvaire 8 ganz im Stile der Flugzeuge der 1930er Jahre. Mit dem komplett in Holzbauweise entstehenden Hochdecker und seinen abgestrebten Flächen bleibt sich aero-naut treu und liefert einen durchdachten und vollständigen Bausatz.
So geht Qualität
Einen Bauplan sucht man vergebens – dafür liegt dem Bausatz eine Baubeschreibung als Hochglanzbroschüre im A4-Format bei, die ihresgleichen sucht. Die Aufmachung ist für mich ein Novum, einfach edel. Auf 40 Seiten mit rund 100 farbigen Skizzen wird man Schritt für Schritt zum fertigen Modell geführt. Jeder Schritt ist ausführlich beschrieben und jeweils mit einer oder mehreren Abbildungen dokumentiert. Es versteht sich von selbst, dass die Nummerierung auf den Bauteilen auch in der Beschreibung und auf den Abbildungen deutlich angegeben ist. Zusätzlich sind für den jeweiligen Arbeitsschritt besonders wichtige Bauteile farblich hervorgehoben und zum Teil in einer Explosionszeichnung dargestellt.
Holz bestimmt den Aufbau. Die Qualität der verwendeten Materialien lässt keine Wünsche offen. Aber nicht nur die Materialqualität kann als hervorragend bezeichnet werden, sondern auch die Passgenauigkeit aller Teile verdient ein ganz besonderes Lob. Die präzise geschnittenen Laserteile sind ohne Nacharbeit direkt zu verwenden. Hier stimmt einfach alles. Ein weiterer Punkt: Obwohl es sich bei der Luscombe Silvaire um eine relativ einfache Konstruktion handelt, bietet der Hersteller eine Vielzahl an durchdachten Details, die den Bausatz zusätzlich deutlich aufwerten.



Problemlos im Aufbau
Der Großteil der Modellteile ist aus Balsa- oder Sperrholz hergestellt und sauber gelasert. Die dünnen Haltestege lassen sich mit einem Balsamesser problemlos durchtrennen. Eine Nacharbeit ist nur dann notwendig, wenn Stoßkanten miteinander verklebt werden müssen. Dann ist es von Vorteil, wenn die dunklen, gelaserten Kanten vorher kurz mit Schleifpapier gesäubert werden. Das garantiert eine feste Klebeverbindung. Grundsätzlich sollte für den Aufbau des Modells Holzleim verwendet werden. Die Benutzung von Sekundenkleber ist die Ausnahme und dient nur zum kurzzeitigen Heften. Für Scharniere, Fahrwerke, Flügelsteckung und Steckungsrohr kommt 5-Minuten-Epoxidharz zum Einsatz.
Liegen Klammern, Modellbaunadeln, Klebeband und ein paar Gewichte zum Beschweren während der Trocknungsphasen bereit, beginnt der Aufbau mit dem Seiten- und Höhenleitwerk. Dazu werden die vorbereiteten Beplankungsteile auf ein mit Folie abgedecktes Baubrett geheftet und mit den Rippen und Holmen verleimt. Die Teile sind miteinander verzahnt. Dadurch wird einerseits gewährleistet, dass eine gute Verbindung zwischen ihnen besteht, andererseits können kaum Fehler beim Aufbau auftreten. Gerade für Leute, die noch nicht so viel Holzbauerfahrung haben, ist das extrem hilfreich. Die Schlitze für die Scharniere sind bereits vorgefräst. In der Seitenflosse sind auch gleichzeitig das Ruderhorn sowie der Fahrwerksdraht für das Heckfahrwerk zu montieren. Nach der Trocknung werden die Leitwerke mit der zweiten Beplankung verschlossen.

Die Flächen entstehen
Der Aufbau der Tragflächen ähnelt dem der Leitwerke, wobei die Beplankungen jeweils aus mehreren Teilen zusammengefügt werden. Die Tragfläche hat eine leichte V-Form. In einem ersten Schritt erfolgt der Aufbau auf einem ebenen Baubrett von der Wurzelrippe bis zum Beginn der V-Form des äußeren Flächenteils. Im zweiten Schritt wird die Beplankung für das äußere Teil in der angegebenen V-Form unterlegt. Anschließend erfolgt die Verleimung der Rippen und Holme. Öffnungen für die Servobrettchen sind bereits vorbereitet, für die Querruder sind Aussparungen in den Tragflächen vorbereitet. Die Querruder müssen separat aufgebaut werden. Vor dem Beplanken erfolgt noch das Einharzen der Flächensteckungen mit Epoxid. Verstärkungen für die Aufnahme der Flügelstreben sind mit entsprechenden Bohrungen versehen. Die Servoschächte werden mit Sperrholzrahmen verstärkt. Neben der Flügelsteckung erfolgt eine zusätzliche Flächensicherung aus Sperrholzteilen in Form von Zungen, die mit je einer Schraube durch den Rumpf gesichert werden: einstecken, verschrauben, fertig.
Die Querruder sind mit wenigen Teilen in gewohnter Weise schnell aufgebaut, verleimt und nach dem Trocknen zu verschleifen. Auch an dieser Stelle sind die Schlitze für die Scharniere passgenau vorbereitet. Für die Sicherung der Servos sind Servodeckel vorgesehen. Mit Hilfe von Hartholzabschnitten und Holzleim erfolgt die Befestigung der Servos an den Deckeln. Für zusätzliche Sicherheit habe ich die Hartholzabschnitte jeweils mit einer kurzen Schraube an den Deckeln befestigt.

Danach der Rumpf
Der Aufbau des Kastenrumpfes erfolgt in bekannter Weise mit Spanten und Balsabrettchen. Diese müssen aus mehreren Teilen verleimt und mit Verstärkungen versehen werden. Ein Servobrett, die Aufnahmen für das Fahrwerk und das Steckungsrohr müssen winklig in einer Seitenfläche verleimt werden. Mit dem Aufsetzen und Verleimen der zweiten Seite ist der eigentliche Kasten fertig. Zusammen mit den Spanten ergibt sich dann die endgültige Rumpfform. Deckel und Boden vervollständigen den Aufbau. Der Motorspant schließt den Rumpf nach vorn ab. Der Kabinendeckel muss gesondert aufgebaut und in den Rumpf eingepasst werden. Mit insgesamt vier Magneten wird der Deckel gesichert. Im Rumpfausschnitt befinden sich die Gegenstücke, die für einen sicheren Halt auch während des Fluges sorgen. Zu beachten ist, dass die Seitenteile des Rumpfs unterschiedlich lang sind. Damit ist dem Seitenzug des Motors Rechnung getragen.
Ruder, Streben, Fahrwerk
Nach dem sorgfältigen Verschleifen der Modellteile können die restlichen Arbeiten in Angriff genommen werden. Dazu gehören das Einbringen der Scharniere in die Ruder, das Einsetzen der Ruder, die Montage von Sei-ten- und Höhenleitwerk und das Verleimen der Ruderhörner. Die Kabel für die Rumpfservos habe ich innerhalb des Rumpfs in Strohhalmen verlegt. Die Sicherung der Servodeckel mit den angeschraubten Servos erfolgt mit jeweils vier kurzen Schrauben. Die Anlenkungen für alle Servos liegen dem Bausatz bei, müssen allerdings noch auf die richtige Länge gebracht werden, mit Gabelköpfen, Gewindestangen und Kontermuttern.
In die Flügelstreben aus profilierten Abachi-Leisten sind beidseitig kurze Gewindestücke einzuharzen. Die notwendigen Löcher sollten mit einem dünnen Bohrer (1,5 mm) gesetzt werden. Mit Gabelköpfen auf beiden Seiten können die exakten Längen eingestellt werden. Kontermuttern und Loctite 648 sorgen dafür, dass die Streben genau in Flugrichtung verbleiben. Die Streben sind im Rumpf (wie auch in den Flächen) mit je einem Metalllager versehen, in das Gabelköpfe eingehängt werden.
Die Fahrwerke werden noch mit Rädern bestückt, Stellringe sorgen für den richtigen Abstand zum Fahrwerksdraht. Eine Sicherung der Madenschrauben mit beispielsweise Loctite 648 ist zwingend nötig, damit die Räder nicht in der Luft verloren gehen. Die Fahrwerksverkleidungen aus Sperrholz habe ich mit Metallbügeln und kurzen Schrauben am Fahrwerksdraht befestigt und mit Epoxid gesichert. Wenn der Rohbau fertiggestellt ist, erfolgt das Bügeln und Verzieren des Modells mit Oracover und Orastick. Das Bügeln sollte möglichst vor dem Anbringen der Ruder, Ruderhörner, Fahrwerke usw. erfolgen, damit erleichtert man sich die Arbeit wesentlich.




Elektronische Ausstattung
Der von mir als Antrieb gewählte A30-12L V4 von Hacker leistet maximal 500 W, was schon deutlich über der Herstellerempfehlung (ab 350 W) liegt und im Grunde eine Übermotorisierung bedeutet. Im Flug genügt daher bei mir schon sparsames Halbgas mit moderaten Strömen von etwa 15 A. Bei Vollgas fließen knapp 70 A. Mit der aero-naut-Luftschraube CAM-Carbon Light 11×6“ erreicht man am Boden bei Vollgas rund 9.500 1/min, bei Halbgas etwa 6.500 1/min. Der Rumpf bietet übrigens reichlich Platz für die Befestigung eines 4s-LiPos mit etwa 3.800 mAh. Die Befestigung erfolgt mit Klettband. Der vorgegebene Schwerpunkt von 60 mm lässt nur mit dem Akku unkompliziert einstellen.
Antriebswärme staut sich übrigens nicht im Rumpf, der nämlich perfekt durchlüftet ist: Mit breiten Lufteinlässen im Motorspant, einem zusätzlichen Lufteinlauf im unteren Bereich und einer Ablufthutze auf dem Rumpfdeckel, die die Luft wieder austreten lässt. Motor, Akku, Regler und Empfänger erhalten dadurch eine ideale Zwangsbelüftung.
Alle Ruder werden bei mir mit HS-81-Servos von Hitec angesteuert, die hervorragend auf die Servodeckel passen. Mit nur vier Servos und dem Motor würde schon ein Vierkanalempfänger genügen, sofern die beiden Querruderservos mit einem V-Kabel zusammengefasst werden. Steuert man sie getrennt an, braucht’s eben fünf Kanäle.
Einfacher Transport
Die geteilten Tragflächen sind mit Kohlefaserstäben steckbar im Rumpf gelagert. Zwei Flächenzungen aus Sperrholz dienen dabei der Sicherung der Flügel am Rumpf, mit zwei Kunststoff-Schrauben werden sie arretiert. Dadurch und wegen den überschaubaren Abmessungen ist das Modell also einfach zu transportieren und zu lagern. Das Hauptfahrwerk wird in einen Schlitz im Rumpfboden gesteckt und mit einem Sperrholzteil gesichert. Wenn dieses Teil nicht verklebt wird, ist das Fahrwerk auch jederzeit demontierbar. Mit der großen Kabinenhaube hat man übrigens idealen Zugriff auf die Antriebskomponenten und den Empfänger. Insgesamt acht Magnete halten die Haube fest an ihrem Platz.

In der Flugerprobung
Beim Start genügt mit meiner potenten Motorisierung schon Halbgas, bei einer Startstrecke von etwa drei bis vier Metern. Die Luscombe reagiert mit den eingestellten Ruderausschlägen (Querruder 10° unten, 15° oben, Höhenruder jeweils 10°, Seitenruder 20°) ziemlich direkt, lässt sich aber auch sehr feinfühlig beherrschen. 30% Expo entschärft die direkte Ruderwirkung. Die Maschine ist gutmütig und lässt sich unglaublich langsam machen – wobei sie nicht über die Fläche abkippt. Bei abgestelltem Motor gleitet sie sogar nicht mal schlecht. Landungen sind also völlig entspannt.
Kunstflug geht natürlich auch, die nötige Festigkeit dafür hat die Konstruktion. Die Luscombe fliegt schöne Loops, bei den Rollen dreht sie – hochdeckertypisch – im letzten Viertel etwas schneller zurück. Auf- und Abschwünge sehen klasse aus, Rückenflug gelingt mit nur leichtem Drücken, auch der Turn klappt bestens und lässt sich problemlos und feinfühlig aussteuern. Und wie gesagt: Bei meinem Antrieb steigt sie senkrecht bis zur Sichtgrenze.
Mein Fazit
Holzbau erfreut sich schon seit geraumer Zeit wieder großer Beliebtheit. aero-naut fühlt sich dem seit jeher verpflichtet – den Enthusiasmus des schwäbischen Herstellers sieht man in jedem Satz der Baubeschreibung. Mit viel Liebe zum Detail wurde hier ein Modell entwickelt, das gut aussieht, robust ist, sehr gut und unkritisch fliegt, hervorragende Langsamflugeigenschaften hat und sogar für den Kunstflug zu haben ist.

