

REIFE-ZEIT
FMS F4U Corsair V3 von D-Power
Schon die beiden Vorgängerversionen dieser Corsair von FMS kannte man als gut fliegenden EPO-Warbid. Jetzt hat die 1,7-m-Maschine ein umfangreiches V3-Upgrade bekommen. Die Liste der Neuerungen ist lang: Ein neuer Antrieb, ein optimierter Propeller und ein Ganzmetall-Fahrwerk kamen dazu, außerdem ein vergrößertes Akkufach mit neuem Verschluss, verbesserte Ruderscharniere, kugelgelagerte Räder, neue Anlenkungen und jede Menge Scale-Details. Und ein Reflex-Gyro-System ist in der Combo auch dabei. Wie sich all das im rauen Dienstalltag dieses Jägers bewährt? Wir finden es heraus.
FOTOS: GEORG RODENBECK, FILMAUFNAHMEN: MATTHIAS FÖRSTER

Die Musterung
Alle EPO-Teile sind vorbildgetreu lackiert, mit Hoheitszeichen beklebt und mit vielen Scale-Details versehen. Im Rumpf sind der Antrieb, das Seitenruderservo und das einziehbare Heckfahrwerk betriebsfertig montiert. Die elektronischen Komponenten – wie die Lichtsteuerung, der Doorsequenzer und das Reflex-Gyro-System – sind ebenfalls flugfertig angeschlossen. Die zweiteiligen Tragflächen beinhalten die drehbaren Einziehfahrwerke (inklusive der sequenziell gesteuerten Fahrwerksklappen) sowie die Beleuchtung.
Wie beim Original sind die Landeklappen pro Seite dreiteilig ausgelegt. Dabei sind die Landeklappen und Querruder in Hohlkehlen mit Kunststoffscharnieren gelagert. In dem einteiligen Höhenleitwerk sind die beiden Klappen ebenfalls in Hohlkehlen mit Kunststoffscharnieren angeschlagen, sie werden mit je einem Servo angesteuert. Der Bausatz beinhaltet außerdem die Montageteile für den Propeller und noch als Tragflächenaußenlasten einen Satz Raketen-Attrappen und zwei Zusatztanks.

Die Montage
Am besten lädt man schon nach dem Auspacken des Modells den (nicht enthaltenen) 6s-LiPo-Akku für die anstehenden Einstellarbeiten. Denn nach kurzem Studium der Bauanleitung wird klar: Der Zusammenbau ist recht zügig erledigt. So werden die Tragflächenhälften mit zwei Kunststoff-Steckungsrohren verbunden und mit vier Schrauben unter dem Rumpf fixiert. Die Servos, die Einziehfahrwerke und die Beleuchtung werden pro Seite mit einem XH-Balancerstecker mit der Elektronik im Rumpf verbunden.
Als Nächstes werden das einteilige Höhenleitwerk angeschraubt und das Seitenruder in die Scharniere eingeclipst. Unter den Tragflächen werden die Raketenträger mit einer kleinen Kreuzschlitzschraube befestigt und die Zusatztanks in eine Halterung eingeschoben. Danach stehen der Zusammenbau des Vierblattpropellers und dessen Montage auf dem Propellermitnehmer an. Zuletzt wird das Scale-Pitotrohr in die linke Tragfläche eingeschraubt. Der eigene Empfänger kann über SBUS oder über Patchkabel an das Reflex-Gyro angeschlossen werden. Ich habe mich für die PPM-Patchkabel entschlossen.

Fragen zum Schwerpunkt
Der Hersteller empfiehlt für den Antriebs-Akku einen 6s-LiPo mit 5.000 bis 6.000 mAh. Um das Gewicht nicht unnötig in die Höhe zu treiben, wählte ich einen 6s-5.000-mAh-35C-LiPo (Hacker Top Fuel Power-X). Ganz nach vorn geschoben, passte der angegebene Schwerpunktbereich von 115 bis 125 mm im hinteren Bereich. Allerdings würde diese Schwerpunktangabe bei 370 mm Flächentiefe im ersten Drittel liegen, was ich als etwas ungewöhnlich für einen Warbird empfand. Also durchsuchte ich erst einmal das Internet nach Videos und Bauberichten und sah, dass bei Verwendung von 5.000-mAh-Akkus die Flugzeuge in den Videos immer ziemlich unruhig auf dem Höhenruder waren. In einem sehr aufwändigen Bauberichtsvideo aus den USA hat der Pilot nach ein paar Flügen 450 g Blei unter der Motorhaube angebracht, worauf seine Corsair deutlich ruhiger um die Querachse flog. Dieser Pilot gab eine Schwerpunktlage von 100 mm als optimal an, was meine anfängliche Vermutung bestätigte. Um auf die 100 mm zu kommen, musste ich mit dem 5.000er LiPo noch 300 g Gewicht im EPO-Brandschott unterbringen.
DAS ORIGINAL
Obwohl die Vought F4U Corsair nur in den letzten Jahren des Pazifikkrieges eingesetzt wurde, ist sie wahrscheinlich eines der bekanntesten Flugzeuge dieser Zeit. Ihr großvolumiger 18-Zy-linder-Doppelsternmotor hat einen Propeller mit einem Durchmesser von vier Metern notwendig gemacht. Die charakteristischen Möwen-Knickflügel waren dann nötig, um die Hebelarme der Fahrwerksbeine für den Einsatz auf Flugzeugträgern zu dimensionieren. Das Flugbild ist dadurch unverwechselbar geworden.
Stetig weiterentwickelt, wurde die Corsair von verschiedenen Luftwaffen noch bis Ende der 1960er Jahre als träger- und landgestützter Jäger und Jagdbomber eingesetzt. Eine von Goodyear entwickelte Version, die F2G Super Corsair mit einen 28-Zylinder-Vierfachsternmotor hat sich nicht durchgesetzt und wurde nur in geringer Stückzahl gebaut. Heutzutage kann man einige Corsairs noch auf Airshows erleben – sie beeindruckt das Publikum immer noch durch ihre Agilität und Geschwindigkeit. Das Scale-Vorbild für das FMS-Modell ist eine Vought F4U-4B Corsair aus dem Jahr 1954, die bei der Naval Air Reserve Training Unit in Jacksonville/Florida flog.
Ruder- und Kreisel-Einstellungen
Als Nächstes habe ich die Ruderausschläge gemäß Anleitung in zwei Größen eingestellt – und den Gyro auf einen Dreistufenschalter einprogrammiert. Der Reflex-Gyro befindet sich auf Stufe eins im Stabilized-Modus, was nach dem Loslassen der Steuerknüppel ein Zurückdrehen in die waagerechte Fluglage auslöst. In der Schaltermittelstellung ist der Kreisel ausgeschaltet und in der letzten Position ist dann der Optimized-Modus aktiv, der Windeinflüsse abdämpft. In Sachen Kreisel muss also nichts selbst eingestellt werden, nach der Auswahl des Schalters steht diese Funktion betriebsfertig zur Verfügung.
Als Daumenpilot stelle ich mir immer etwas höhere Expo-Werte ein, habe daher für die kleinen Ausschläge 40% Expo auf dem Querruder, 30% auf dem Höhenruder und 20% auf dem Seitenruder programmiert. Für die großen Ausschläge kommen jeweils 10% mehr auf jedem Ruder dazu. Für die Landeklappen finden sich vom Hersteller keine Angaben, deswegen habe ich als Landestellung den Vollausschlag und für die Startstellung ein Drittel des Vollausschlags einprogrammiert. Die Anleitung empfiehlt, für den Anfang eine Flugzeit von vier Minuten als Timer einzustellen, was zu der von mir gemessenen Standstromaufnahme von 72 A gut passt. Ich lege den Timer immer auf den Fahrwerksschalter, so dass die Uhr mit dem Einfahren der Räder zu laufen beginnt. Der abschließende Gang auf die Waage zeigte ein Abfluggewicht von 5.361 g an, was nur knapp über der Herstellerangabe von 5.300 g liegt.



Transportgestell selbst gemacht




Wegen dem großen 18×11“-Vierblattpropeller war es mir nicht möglich, den Rumpf ohne Unterlage abzulegen, da der Propeller dann am Boden auflag. Abhilfe schafft hier ein selbstgebautes Transportgestell: Kurzerhand habe ich mir 200 mm dickes Schaummaterial, zwei dünnwandige 12er Alurohre und ein paar Klettbänder aus der Restekiste geholt. Und dazu eine Rolle Panzerband. Mit ein paar Pappschablonen wurden die Rumpfkonturen vorn und hinter der Kabinenhaube abgenommen und auf die Schaumplatten übertragen. Die Bauzeit für dieses Transportgestell betrug knapp eine halbe Stunde. Sehr empfehlenswert.
Erstmals im Einsatz
So gerüstet, ging es auf den Flugplatz. Nach dem üblichen Rudercheck und dem Reichweitentest konnte es mit den kleinen Ruderausschlägen losgehen. Mit den Landeklappen in Startstellung brauchte die Corsair rund zehn Meter und war in der Luft. Auf Höhe angekommen, fuhr ich die Landeklappen und das Fahrwerk ein. Für den Geradeausflug musste ich drei Klicks Höhentrimm geben. Die Maschine flog aber auf Anhieb sehr weich und gut. Mit den großen Ruderausschlägen wird sie etwas agiler. Beim Überziehversuch in größerer Höhe kippte sie erst sehr spät über eine Flächenseite ab, war aber nach ein bis zwei Metern wieder im Normalflug. Die Motorleistung ist vorbildgetreu – und die Corsair folgt brav allen Steuerbefehlen.
Im Stabilized-Modus geht sie Corsair nach dem Loslassen der Steuerknüppel wieder brav in eine horizontale Fluglage über. Im Optimized-Modus gleicht sie jeden noch so kleinen Windstoß fast unbemerkt aus und der Corsair vermittelt ein sattes und sehr sicheres Fluggefühl. Ich habe diese Gyroeinstellung beibehalten. Nach vier Minuten fuhr ich das Fahrwerk und die Landeklappen voll aus, worauf sie ordentlich abbremst, aber gut steuerbar bleibt. Bei zu viel Gaseinsatz steigt sie dann auch wieder weg, somit ist mit der Motorregelung der Landeanflug sehr einfach einzuteilen. Die Maschine setzte mit dem gefederten Fahrwerk sauber auf und ließ sich auch am Boden gut lenken.



Weitere Flugerprobung
Der anfänglich leichte Höhentrimm machte mich etwas misstrauisch. Sollte mein Schwerpunkt mit den 100 mm doch etwas zu weit vorne sein? Für die nächsten Flüge legte ich den Akku trotzdem wieder an die gleiche Stelle, da sich die Corsair im Flug in keiner Weise kopflastig anfühlte. Ich hatte die Vermutung, dass der Höhentrimm dem aerodynamischen Widerstand der Außenlasten zu schulden ist – und entfernte daher versuchsweise die Raketen und Zusatztanks. In der Luft bestätigte sich die Vermutung, denn ich musste den Höhentrimm nun wieder zurücknehmen.
Ohne die Außenlasten ist die Corsair deutlich dynamischer und nimmt noch etwas an Geschwindigkeit zu. Einfacher Kunstflug wie Loopings und Rollen benötigen dann zwar Vollgas, aber kein vorheriges Andrücken. Auch in längeren Rückenflugpassagen liegt sie sehr stabil, geradezu untypisch für so einen Warbird. Die Maschine hat ein sehr harmonisches Flugbild und ein Strömungsabriss ist selbst bei engen Wenden nicht zu verzeichnen. Herrlich wirkt es auch, wenn man nah an sich vorbeifliegt und das Fahrwerk aus- und einfährt. Mein Resümee zur Flugzeit: Mit hohem Vollgasanteil habe ich nach vier Minuten noch gut 25% Restkapazität in dem 5.000er LiPo. Wer LiPos mit bis zu 6.000 mAh verwendet, erhöht die Flugzeit weiter – und benötigt wohl kein zusätzliches Gewicht in der Nase des Warbirds benötigt.


Mein Fazit
Die FMS F4U Corsair V3 ist imposant, ein wahrer Eyecatcher. Die zahlreichen Scale-Details sehen toll aus und die Technik ist vollkommen alltagstauglich. Die Flugeigenschaften sind klasse, das Reflex-Gyro bringt echte Souveränität auch an windigen Tagen. Und durch das robuste und gefederte Fahrwerk ist der Einsatz auch von weniger gepflegten Graspisten gut möglich.
FMS F4U Corsair V3
Verwendungszweck: Scale-Warbird
Modelltyp: PNP-Combo
Hersteller/Vertrieb: FMS/D-Power
Bezug und Info: Fachhandel, Infos unter www.d-power-modellbau.com, Tel.: 0221 34664157
UVP: 699,00 €
Lieferumfang: fertig aufgebautes Modell inkl. Antrieb, Servos und Reflex-Gyro
Erforderl. Zubehör: Sender, 6-Kanal-Empfänger, 6s-LiPo
Bau- u. Betriebsanleitung: mehrsprachig, u.a. Deutsch, mit vielen Abbildungen
Aufbau:
Rumpf: EPO, lackiert, beklebt, inkl. Heckeinziehfahrwerk, Servos, Antrieb
Tragfläche: EPO, lackiert, beklebt, inkl. Einziehfahrwerken und Servos
Leitwerk: EPO, lackiert, beklebt, inkl. Servos
Motorhaube: Kunststoff, lackiert, beklebt, abschraubbar
Kabinenhaube: Klarsicht, Kunststoff, lackiert, aufgeklebt
Motoreinbau: von vorn
Einbau Flugakku: Akkufach im Rumpfvorderteil, abnehmbare Klappe von oben
Technische Daten
Spannweite: 1.700 mm
Länge: 1.360 mm
Spannweite HLW: 700 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 370 mm
Flächentiefe am Randbogen: 230 mm
Tragflächeninhalt: 58,7 dm²
Flächenbelastung: 89,3 g/dm²
Tragflächenprofil Wurzel: halbsymmetrisch 12,5%
Tragflächenprofil Rand: halbsymmetrisch 11%
Profil des HLW: vollsymmetrisch 12%
Gewicht/Herstellerangabe: 5.300 g
Fluggewicht Testmodell o. Flugakku: 4.497 g
mit 6s-5.000-mAh-LiPo: 5.243 g, mit Zusatztanks und Bewaffnung: 5.361 g
Antrieb im Testmodell eingebaut
Motor: Brushless-Außenläufer 5060-KV300
Regler: 80-A-Regler mit 8-A-BEC
Propeller: 18×11“ Vierblatt
Akku: 6s-5.000-mAh-LiPo verwendet (nicht enthalten)
RC-Funktionen und Komponenten
Höhenruder: 2 × 17-g-Digitalservos
Seitenruder: 17-g-Digitalservo
Querruder: 2 × 17-g-Digitalservos
Landeklappen, Fahrwerksklappen: 4 × 17-g-Digitalservos, 2 × 9-g-Analogservos
Verwendete Mischer: keine
Empfänger: Graupner HoTT GR-16
Empf.-Akku: BEC