

FPV-SPEZIAL-WERKZEUG
Tango mit Crossfire-Komponenten von Team Blacksheep
Der Gamepad-ähnliche Sender Tango kommt mit einer speziell für FPV-Piloten optimierten Ergonomie und Software, ist einsetzbar mit JR-kompatiblen HF-Modulen verschiedener Hersteller und ausgestattet mit einem integrierten Videoempfänger und Monitor. Ich wurde nur deshalb nicht zu einem der ersten Käufer, weil ich schon zwei sehr hochwertige Handsender besaß, mit denen ich für die FPV-Steuerung gut genug ausgerüstet zu sein schien. Das sollte sich ändern.

Schließlich habe ich mir doch mal die TBS Tango eines anderen FPV-Piloten näher angeschaut. Ich verfolgte einen Flug auf dem Monitor seines Senders, nahm die Tango eine Weile in die Hände und betrachtete das Menü. Das war ein Aha-Erlebnis mit Folgen! Wenige Tage später besaß ich meine eigene TBS Tango, einige TBS-Crossfire-Komponenten und ein Multiprotokoll-HF-Modul. Inzwischen ist ein halbes Jahr vergangen, in dem ich das System zur Steuerung von sechs verschiedenen Racecoptern ausgiebig eingesetzt habe. Die Eindrücke, die ich dabei gesammelt habe, möchte ich mit Ihnen teilen.

Infos und Bezug
Über den Suchbegriff „Team Blacksheep“ findet man neben dem Internetshop von Team Blacksheep (www.team-blacksheep.com) mehrere andere Informationsquellen und Händler, die TBS-Komponenten führen. Es lohnt sich vor allem das ausgiebige Stöbern im Team-Blacksheep-Shop. Dort findet man nicht nur detaillierte Beschreibungen der Tango und aller damit kombinierbaren Crossfire-Sende- und Empfangskomponenten, sondern auch die teilweise deutsch übersetzten, meines Erachtens exzellenten Anleitungen. Jede Komponente ist darin mit Erläuterungen zum Zweck der Schalter, Anschlüsse, etc. abgebildet. Ausführlich und gut verständlich wird jeder Schritt bei der Einrichtung der Hardund Software erklärt. Interessant ist auch die Supportseite, auf der man Antworten zu vielen häufig gestellten Fragen findet. Meine in diesem Artikel genannten TBS-Komponenten habe ich bei diversen deutschen, auf FPV-Technik spezialisierten Fachhändlern bestellt.

Der Sender: TBS Tango
Leichter, breiter, kürzer und flacher als andere typische Handsender ist die Gamepadförmige Tango, trotz 12.000-mAh-Akku und einem integrierten Videoempfänger. Das zweiteilige Gehäuse besteht aus Kunststoff, oben silbergrau matt und unten anthrazit eingefärbt. Die Spaltmaße sind okay, nur bei sehr festem Zugreifen knarzt das Gehäuse. Im Bereich der Handballen ist die Oberseite des Gehäuses auffällig ausgespart und abgerundet. Zwischen den Gimbals ist reichlich Platz für einen matten 4,2-Zoll-Monitor mit 640×480 Pixeln. Die vierfach kugelgelagerten Gimbals bestehen aus schwarzem Kunststoff, der aber schon im Lieferzustand so aussieht, als sei er von Schlieren durchzogen. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, der Sender sei gebraucht.
Die nicht verstellbaren Alu-Steuerknüppel sind 2 cm kurz. Bei deren Bewegung konnte ich kein Spiel feststellen. Zur Steuerung stehen noch vier Kippschalter – die äußeren mit drei, die inneren mit zwei Positionen – und zwei Steuerräder an der Vorderseite des Senders zur Verfügung. Die vier Steuerknüppelfunktionen können mit Tastern getrimmt werden.
Integrierter Videoempfänger
Auf der dem Bauch zugewandten Seite befinden sich rechts ein Rolltaster zur Programmierung der Tango und links drei Tasten zur Einstellung des in das Sendergehäuse integrierten Videoempfängers. In der Mitte der Rückseite sind die große Einschalttaste, eine Micro-USB-Buchse, der TBS-Port und eine DSC-Buchse angebracht. Über den TBS-Port kann man das Signal des integrierten Videoempfängers an eine Fatshark-Brille übertragen und diese – dessen Lüfter ausgenommen – zugleich mit Strom versorgen.

Schließlich findet man in der unteren Halbschale einen Schacht für ein JR-kompatibles HF-Modul. Der Schacht hat ringsherum Übermaß, wodurch ein eingesetztes JR-Modul bei schnellen Bewegungen des Senders schlackert. Ein Fall für ein Stück Schaumgummi.

In der Hand
Der Sender schmiegt sich sehr gut an die Handinnenflächen an. Die Handgelenke bleiben nahezu gerade, ganz gleich, ob man die Steuerknüppel mit aufgelegten Daumen oder mit Daumen und Zeigefingern bewegt. Letztere Technik, die auch ich praktiziere, nennt man in der FPV-Scene Pinching (zu Deutsch: Kneifen). Die vier Kippschalter (die äußeren mit drei, die inneren mit zwei Positionen) lassen sich, wie auch die beiden Steuerräder an der Vorderseite des Senders, mit beiden Steuertechniken ohne Verrenkungen bedienen. Der Rolltaster funktioniert gut. Besser fände ich ihn, wenn er gummiert wäre, und wenn er ein stärkeres Rastmoment hätte. Lässt man den am Tragegurt befestigten Sender los, neigt sich dessen Vorderseite um etwa 45° nach vorn unten. Das ist nicht für jede Haltung des Senders ideal, mich stört es aber nicht.
Innere Werte
Um den Sender zu öffnen, muss man sieben Schrauben lösen und die untere Halbschale des Gehäuses abziehen. Danach kann man, wie bei vielen anderen Sendern, mit wenig Aufwand den Stickmode oder die Spannung der Gasratsche ändern. Die mechanischen und elektronischen Komponenten im Inneren des Senders sind gut verarbeitet und sicher befestigt. Die wenigen Kabel sind ordentlich verlegt und gesichert. Sämtliche gelöteten Anschlüsse sind mit zähelastischem Material isoliert und gegen Abbrechen gesichert. Die elektrische Verbindung zwischen Ober- und Unterteil besteht aus 17 langen Kontaktstiften und gegenüberliegenden Buchsen. Das spart Kabel, birgt aber die Gefahr, die Stifte zu verbiegen oder abzubrechen, wenn man beim Zusammenfügen der Gehäuseschalen die Buchsen nicht genau trifft.
Team Blacksheep (TBS)
Das Schweizer Unternehmen Team Blacksheep wurde 2009 von Raphael Pirker – besser bekannt als „Trappy“ – gegründet. Schon damals war er vielen Modellfliegern ein Begriff, vor allem denen, die Videos auf der Plattform RC-Movie teilten. Bemerkenswert sind seine FPV-Flüge, zum Teil im Hochgebirge aus einem schnellen Nuri gedreht, atemberaubend nah am Boden oder dicht an Felswänden vorbei, bis hin zum Matterhorn. Seit der Firmengründung erweiterte Blacksheep dann auch kontinuierlich sein auf FPV spezialisiertes Sortiment mit immer leistungsfähigeren Produkten. Was damit möglich ist, stellt Raphael Pirker unter anderem auf Youtube unter Beweis.

Die Programmierung
Das Menü der Tango ist im Vergleich zu einem „Für-alle-Fälle“-Sender schlank und für einen fortgeschrittenen FPV-Piloten zum großen Teil selbsterklärend. Besonders hervorzuheben ist, dass die Tango für alle modernen Flight-Controller (etwa Betaflight, Pixhawk, KISS, DJI Naza) und für den Betrieb mit verschiedenen HF-Modulen (wie Crossfire, FrSky, Spektrum, Orange) vorkonfiguriert ist. Dennoch findet man in der Anleitung für jede Kombination eine bebilderte Schritt-für-Schritt-Beschreibung. Es ist sinnvoll, danach vorzugehen. Mit einem langen Druck auf den Rolltaster startet man das Menü. Danach wählt man mit einem kurzen Druck eine Zeile beziehungsweise Einstellung aus. Mit der Rollfunktion des Drehtasters bewegt man sich vor und zurück. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass es auch ein „Flying Wing“-Menü für die Konfiguration eines schwanzlosen Flächenmodells (Nuri) gibt. Beispielhaft anwenderfreundlich und selbsterklärend ist die Konfigurationssoftware TBS Agent. Per USB angeschlossene Komponenten werden automatisch erkannt. Ein Up- oder Downgrade ist kinderleicht und in wenigen Minuten erledigt.

Die Konfiguration meiner drei mit Crossfire ausgestatteten FPV-Racer war ruckzuck erledigt. Bei meinen kleinen, mit Spektrum-Satelliten ausgestatteten Racern dauerten die Einstellungen aber ein paar Minuten länger, weil die Tango mit dem IRangeX-Multiprotokollmodul in Betaflight nicht die notwendigen Minimal-/ Maximalwerte 1.000 und 2.000 erreicht hat. Dadurch ließen sich die Flight-Controller nicht armieren. In solch einem Fall muss man die Endwerte per xrange-Befehl im Betaflight-CLI (Command Line Interface) korrigieren.


TBS Crossfire...
... ist ein Zwei-Wege-Long-Range-Fernsteuersystem, das Frequenzen und Leistungen nutzen kann, die nicht in allen Ländern zulässig sind. Für den Einsatz in Europa kann das System auf 868 MHz und 25 mW eingestellt werden. Schon mit nur 25 mW erzielt das System eine wesentlich größere Reichweite, als es für das in Deutschland vorgeschriebene Fliegen mit Sichtverbindung erforderlich ist. In der Produktbeschreibung wird auch darauf hingewiesen, dass Crossfire wesentlich schneller als andere Übertragungssysteme und immun gegen Störungen aus dem Modell ist.




Bis zu 12 Kanäle stehen zur Verfügung. Drei JR-kompatible HF-Module und fünf Empfängertypen, die sich jeweils durch ihre Features und ihre Größe unterscheiden, werden angeboten. Auch verschiedene Antennen sind erhältlich. Die Möglichkeiten reichen von der Steuerung eines kleinen Racecopters mit minimalem Funktionsumfang bis zum Einsatz eines (schwanzlosen) Flächenmodells mit umfangreicher Übertragung von Telemetriedaten; denkbar ist sogar die Mitnutzung des Kollisions-Vermeidungssytems FLARM, das von Piloten manntragender Flugzeuge genutzt wird. Damit werden in der Nähe befindliche Flugzeuge im On-Screen-Display angezeigt. Einer der Crossfire-Empfänger ist mit integriertem LiPo in Verbindung mit einem GPS-Modul in der Lage, nach einem Absturz ein Signal mit den letzten GPS-Koordinaten zu senden, wodurch man ihn finden kann.



Im praktischen Einsatz
Zur Steuerung mit der Tango habe ich einen Immersion Vortex 250 Pro, einen Immersion Vortex 220 Mojo und einen 250er-Eigenbau-Freestyler mit Crossfire Nano-Empfängern und Immortal-T-V2-Antennen ausgestattet. Um auch drei kleine, herstellerseitig mit Spek-trum-Satelliten versorgte Racecopter mit der Tango steuern zu können, habe ich mir ein iRangeX-Multiprotokoll-Modul gekauft. Dank der hervorragenden Anleitungen, aber auch dank einiger in FPV-Foren gefundenen Tipps gelang die Programmierung zügig.






Mit allen sechs Racern habe ich zahlreiche Flüge durchgeführt. Es gab weder Abstürze infolge Signalverlust oder andere technische Störungen. Das Handling der Tango ist spitzenmäßig, schon beim Programmieren, besonders beim Steuern. Mit den vier Kippschaltern und den beiden Steuerrädern dürften die meisten FPV-Piloten auskommen. Ich brauche nur drei Schalter, um meine Racer armieren, den Flip-over-after-Crash-Mode aktivieren, das OnScreen-Menü und den Buzzer ein- und ausschalten zu können. Wer mehr Funktionen braucht, kann noch zwei Schalter in die dafür vorbereitete Tango einbauen. Der Monitor erleichterte mir nicht nur einige Einstellarbeiten, er bot auch öfter Freunden die Gelegenheit, Flüge aus der Vogelperspektive mitzuverfolgen. Bis zu acht Stunden habe ich die Tango eingesetzt, ohne den Akku nachzuladen.

Folgende Stromaufnahmewerte habe ich bei eingeschaltetem Sender gemessen: Monitor off 1.311 mA, Monitor on 1.413 mA, Fatshark angeschlossen + 400 mA. Die ohnehin sehr lange Einsatzdauer kann man erheblich verlängern, indem man beim Fliegen eine Powerbank über USB an die Tango anschließt. An keinem Teil meiner Tango ist bislang ein Verschleiß festzustellen. Die Gimbals sind spielfrei wie bei der Auslieferung. Nichts hat sich gelockert. In welchem Zustand ein Sender nach halbjähriger intensiver Nutzung ist, hängt allerdings auch davon ab, wie pfleglich man ihn behandelt.

Mein Fazit
Der Sender Tango bietet in Verbindung mit dem Crossfire-Übertragungssystem dem FPV-Piloten exzellentes Handling, eine sehr sichere Signalübertragung mit hoher Reichweite und ein Höchstmaß an Flexibilität. Trotz hochwertiger vorheriger Ausstattung habe ich den Wechsel auf TBS-Technik keinen Moment bereut.

TBS Tango und Crossfire
Hersteller/ Vertrieb: Team Blacksheep
Bezug und Info: Fachhandel, zum Beispiel www. conrad.de, www.flyingmachines. de, www.fpv24.com, www.rctech. de, www.teamblacksheep.com
Preise: TBS Tango Battery upgraded: 288,45 € (www.conrad.de), TBS Crossfire Nano Bundle: 104,95 € (www.flyingmachines.de), TBS Crossfire Nano RX (SE): 34,95 € (www.flyingmachines.de)
Lieferumfang TBS Tango Battery upgraded: Sender ohne HF-Modul mit eingebautem 5,8-GHz-Empfänger, 5dBi-Patchantenne, LiIon 3,6-V-12.000-mAh-Akku, RJ45-Fatshark-Kabel, Sender-Tragegurt
Lieferumfang TBS Crossfire Nano Bundle: TBS Crossfire Micro TX (Sendemodul) mit Antenne, TBS Crossfire Nano RX (SE)
Lieferumfang TBS Crossfire Nano RX (SE): Nano-Empfänger mit Kabelsatz und Antenne
Technische Daten TBS Tango
Kanäle: 10
Frequenz: 868 MHz
Modulation: DSSS, FHSS
Modellspeicher: 15
Gewicht: 790 g