

Test: Kolibri-Telemetrie-Regler von Kontronik
Alles im Blick

Alle drei aktuell verfügbaren Regler, die einen Maximalstrom von 60, 90 und 140 A aufweisen, arbeiten im LV-Bereich, sind also für maximal 6-LiPo-Zellen geeignet. Für den Test fiel die Wahl auf den Kolibri 90LV, der in der Cessna 170 von Flex Innovations seine Qualitäten beweisen sollte. Dieses recht große Schaummodell ist trotz seines eher klassischen Vorbilds ein 3D-Funflyer und der Antrieb verlangt Ströme von etwa 100 A, so dass der Regler in allen Bereichen gefordert wird. Der Telemetrie-Ausgang unterstützt alle gängigen Systeme, im Test wurde eine Jeti DS-16 sowie ein Jeti-Satellit genutzt. Das entsprechende Telemetrie-Protokoll muss in der Programmierung des Reglers eingestellt werden, dies geschieht entweder über das Bluetooth-Modul oder klassisch über den Sender. Das Einlernen mit Hilfe des Senders und der üblichen Tonsequenzen mag der etwas mühsamere Weg sein, funktioniert aber problemlos, insbesondere da die Anleitung hier sehr ins Detail geht.
Der Lieferumfang
Vor dem ersten Praxistest kommt jedoch die Betrachtung im Detail. Geliefert wird der Regler zusammen mit drei Kabeln und der Anleitung. Neben einem Anschlusskabel für Zusatzmodule wie beispielsweise dem Bluetooth-Modul, liegen natürlich das Telemetrie-Kabel sowie ein Patchkabel bei. Letzteres ist notwendig, um hohe BEC-Ströme auf den Empfänger zu übertragen. Hier stoßen die Stecker an ihre Grenzen, so dass zwei parallel laufende Leitungen notwendig werden, zudem erhöht sich so auch die Ausfallsicherheit. Das Patchkabel sowie das fest am Regler verlötete Servokabel entsprechen dem hochwertigen Servokabel, wie es auch bei PowerBox Systems oder Emcotec zu bekommen ist. Es weist eine sehr dünne und leichte, dennoch aber extrem robuste und temperaturbeständige Isolierung auf.

Der Aufbau
Die 60- und 90-A-Regler sind klassisch eingeschrumpft, die 140-A-Version verfügt über einen Alu-Kühlkörper sowie einen Lüfter. Beim Testregler habe ich unter den Schrumpfschlauch geschaut, um seinen inneren Aufbau näher anzusehen.
Aufgebaut ist der Kolibri 90LV auf zwei Leiterplatten, wobei auf einer der Hauptteil der Leistungsstufe untergebracht ist. Dieser Teil ist mit einem einfachen Kühlkörper versehen. Die Bestückung ist in moderner SMD-Technik sauber ausgeführt, so dass die inneren Werte schon einmal überzeugen können.
Doch wie sieht es mit den Leistungsdaten aus? Laut Hersteller liefert der Regler bis zu 10 A BEC-Dauerstrom und bis zu 30 A Peak. Dies sind beindruckende Werte für ein BEC, besonders, wenn dieses im Regler integriert ist. Im Flug habe ich Peak-Ströme bis zu 7A aufgezeichnet, die Spannung brach dabei lediglich kurzzeitig um 0,1 V ein.
Am Boden habe ich hier noch weitere Tests durchgeführt und eine Last an das BEC des Reglers gehängt. Der Regler wurde dabei am Boden ohne aktive Kühlung und bei ca. 25° C Außentemperatur an 6s betrieben. Das BEC ließ sich kontinuierlich bis zu den angegebenen 10 A belasten. Unter dieser Last war kein dauerhaftes Einbrechen der Spannung zu beobachten, lediglich die Temperatur begann langsam zu steigen, was aber an der fehlenden Kühlluft lag. Erst bei 13 A Dauerlast und einer BEC-Temperatur von über 50°C begann der Regler die Spannung zu reduzieren, um eine Überlastung zu vermeiden. Die Temperaturen des BEC und die des Leistungsteils des Reglers werden separat überwacht. Bei einem ausgewogenen Betrieb sind hier keine großen Unterschiede zu erkennen, in manchen Fällen können aber starke Differenzen auftreten. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn der Antrieb den Regler nur schwach oder gar nicht belastet, dieser aber gleich mehrere Servos mit Strom versorgen muss, so wie es beispielsweise in einem Segler der Fall sein kann. Aber nicht nur die Temperatur, sondern auch die Ströme lassen sich getrennt voneinander beobachten, so dass man auch hier stets den Überblick behält und einen kritischen Wert rechtzeitig erkennen kann.
Alles in einem
Bei vielen anderen Telemetrie-Systemen, auch solchen, die in den Regler integriert sind, stehen Spannung, Strom, Verbrauch und Temperatur im Vordergrund, die Kolibri Regler gehen hier aber um ein Vielfaches weiter. Es wird sogar die Position des Gasknüppels bzw. der an den Regler übertragene Wert sowie das aktuelle Timing und sogar die Drehzahl ermittelt. Sämtliche Sensoren, die hierfür notwendig sind, sitzen im Regler selbst, so dass keine Zusatzgeräte oder Sensoren mehr erforderlich sind.
Dank der Komplettüberwachung lässt sich durch das Mitloggen bestimmter Flugphasen die Abstimmung des Antriebs und die Auslastung des BEC perfekt überwachen, so das Schwachstellen rechtzeitig erkannt oder Parameter optimiert werden können.
In der Cessna wurde der Regler mit Strömen bis 100 A und damit gute 10% über dem Limit betrieben. Zur Kühlung zirkuliert Frischluft durch den Rumpf, der Regler wurde jedoch nicht in einem direkten Luftstrom positioniert. Im Lieferzustand war der Regler im Seglermodus konfiguriert und mit Softanlauf programmiert. In dieser Konfiguration dreht der Motor langsam über mehrere Sekunden hoch, was bei kräftigen Antrieben oder Klapptriebwerken Sinn machen kann, wo es darum geht das Nickmoment nicht zu stark wirken zu lassen und die mechanische Belastung zu verringern. Ich habe für den Test den Modus auf Motorflug geändert und auf die Verzögerung verzichtet. Es gibt sogar die Möglichkeit, einen Vorwärts-/ Rückwärtslauf zu programmieren, dies sollte im Flugbereich aber höchstens dafür genutzt werden, aus Spaß am Boden rückwärts einzuparken, ein zu schneller Wechsel zwischen den Drehrichtungen mag im Indoorbereich funktionieren, verursacht bei größeren Antrieben aber enorme Ströme.

Alleinstellungsmerkmal
Im Betrieb macht sich das extrem feinfühlige Regelverhalten bemerkbar. Dies ist mit Sicherheit eines der Merkmale, die den Kolibri aus der Masse heraushebt und dem Piloten ein ganz anderes Gefühl am Knüppel gibt, da dieser die Antriebsleitung noch deutlich dosierter und gefühlvoller einsetzen kann. Sehr deutlich wird dies auch beim Anlaufen des Antriebs, während dies oft sehr ruckelig geschieht, hat man mit dem Kolibri einen seidenweichen Anlauf und somit über den gesamten Drehzahlbereich das gleiche, feinfühlige Regelverhalten. Mit den 100 A, die der Antrieb fordert, kam der Regler problemlos klar, sofern sie nur für einige Sekunden abgerufen werden. Die Temperatur klettert dabei zwar deutlich sichtbar auf fast 80° C, die Außentemperatur betrug allerdings auch 28°C. Bedenkt man, dass der Strom deutlich über dem angegebenen Maximalwert liegt und der Regler nur mittelmäßig gekühlt wird, kann man hier wirklich nicht meckern. Bleibt man unterhalb des vorgegebenen Maximalstroms und achtet auf genügend Luftzufuhr, bleibt auch die Temperatur im grünen Bereich. Dank Telemetrie hat man aber auch bei hoher Beanspruchung nie die Gefahr eines überraschenden Abschaltens aufgrund von Überlast, da der Sender den Piloten rechtzeitig warnt, ehe die Temperatur die Grenzen des Reglers übersteigt.
Mein Fazit
Eine gute Performance gepaart mit einem sehr feinfühligen Regelverhalten und eine Vollausstattung was die Telemetrie betrifft, so lässt sich die neue Kolibri-Regler Serie von Kontronik zusammenfassen. Dank der vielseitigen Möglichkeiten in der Programmierung eignen sich die Regler für alle Anwendungen, egal ob Segler, Motor- bzw. Kunstflugmaschine oder Heli. Dank der umfangreichen Telemetrie hat man in allen Bereichen stets den vollen Überblick über alle wichtigen Werte und kann das Modell somit optimal abstimmen.
Unterstützte Telemetriewerte:
- U Akku
- Akku
- Motor
- Kapazität
- Drehzahl Antrieb
- PWM (Regleröffnung)
- Temp ESC (Leitungsteil)
- Temp BEC
- V BEC
- BEC
- Timing
- Trottle (vom Sender übertragener Wert)
