

Samsara von Topmodel CZ/Leomotion
TOTAL RADIKAL
Die Samsara ist radikal, von hinten bis vorne, ein Sonderling, der sich vom Rest der Softie-Welt um jeden Preis unterscheiden will. Das gilt vor allem für ihr Erscheinungsbild und die Spannweite, denn mit 3,2 Metern gehört sie zu den größeren Mittelklässlerinnen. Dabei ist sie preiswert, was den Einbau eines ebenfalls preiswerten Außenläufers nahelegt.

Dem Bausatz entsteigt eine dreiteilige Fläche in großzügig beplankter Rippenbauweise, wodurch der spindeldürre Rumpf zum längsten Teil wird, was aber selbst in einem kleineren Kombi folgenlos bleibt, alles lässt sich ohne große Verrenkungen befördern. Folgenlos bleibt auch die Fertigstellung des Leichtgewichts, bis auf die Tatsache, dass der Brushless-Außenläufer nicht ganz ohne zu mucken an seinen Platz will. Darauf ist noch einzugehen.
Filigrankonstrukt
Kühle Analytiker notieren einen sauber gefertigten Rumpf mit CFK-Einlagen, die besagte dreiteilige Fläche, und am anderen Ende der Rumpflänge nimmt das derzeit leichteste aller Höhenleitwerke in dieser Größe Platz. Lächerliche 26,4 Gramm bringt es bei seiner Spannweite von 65 Zentimetern auf die Waage! Das ist Weltrekord-verdächtig und kann nur in offener Rippenbauweise in Koalition mit Holm und Nasenleiste aus CFK-Stäben erreicht werden.

Auch ist der Bausatz mit rund 360 Euro recht günstig, soll aber Premium sein, was auch stimmt. Denn für das verlangte Entgelt bekommt der Kunde viel Zweckmodell in bester ARF-Qualität. Lediglich beim Zubehör sind leichte Abstriche zu machen; oder verbaut an einem solchen Modell tatsächlich jemand die beiliegenden, schwarzen Plastikgabelköpfe?
Am Testmodell kommt hochwertige Metallware in M2 zum Einsatz. Die Qualität aller Bauteile kann tatsächlich unter Premium eingeordnet werden, lediglich einige Detaillösungen ärgern, sind aber in Eigenarbeit schnell richtig zu machen. Da sind beispielsweise die drei Schlitze im Rumpfabschluss-Steg für die Ruderscharniere des Seitenruders zu kurz gefräst und müssen mit einem zurechtgemachten Puk-Sägeblatt auf Maß gebracht werden. Die an sich perfekt gemachte, CZ-typische Bauanleitung zeigt in Form von Zeichnungen eigentlich alles. Aber warum erfährt der Erbauer nicht, in welchem Abstand zum vorderen und hinteren Haubenrand der Kohlestab, der zur Verriegelung dient, festzuharzen ist? Da das aber alles leicht selbst zu ermitteln und zu machen ist, lassen wir es gut sein – weil der Bau an sich schmerzfrei gelingt – und stellen das einzige Teil, das nicht dabei ist, selbst her: Aus einem 4-mm-Pappelsperrholz-Brett entsteht die Akkuauflage und wird zum Schluss mit dem Rumpfboden verharzt. Der Brushless-Außenläufer beziehungsweise seine Kabel erzwingen an relevanter Stelle einen Durchbruch im Rumpf, sonst schleifen sie an der Glocke. Etwas nach außen geführt, funktioniert die Sache, verschlossen wird das dann mit einer Hutze.

CZ-typisch
Bevor es in die Luft gehen kann, ist der in der Bauanleitung genannte Schwerpunkt einzuwiegen. Und, Überraschung, wir brauchen vorne Blei! Um den Schwerpunkt auf die angegebenen 75 mm hinter der Nasenleiste zu bringen, müssen 70 Gramm Blei in die Rumpfschnauze. Trotz des dicken Dreizellers. Schaut man sich die Flächengeometrie genauer an, kann diese Angabe aber kaum stimmen, sie wird das CZ-typische Ereignis eines deutlich kopflastigen Modells ergeben. Was jetzt zu beweisen ist, aber nicht nur, sondern viel mehr, sozusagen alles.
Artgerechtes Steigen
Der preiswerte Brushless-Außenläufer gibt alles und noch mehr, zieht das tschechische Leichtgewicht standesgemäß in den Orbit. Nein, senkrecht geht nicht. Das ist bei einem Softliner wahrlich auch nicht nötig, wäre nicht artgerecht. Aber ein Steigwinkel von etwa 35 Grad ist schon zu notieren. Das reicht allemal! Ist der Motor still, befindet sich unser Prüfling im freien Fall! Was ist denn hier los? Zahlreiche Hochklicks bereinigen diese beängstigende Angelegenheit. Zunächst. Aber auf ewig und immer kann das so nicht bleiben, wie eine erste Schwerpunktüberprüfung zeigt: deutlich kopflastig. Der Abfangbogen ist viel zu eng! Immer diese Sicherheitsangaben. Nun, das zuvor angesprochene Trimmgewicht ist nur provisorisch mit 5-Minuten-Epoxid am Rumpfboden fixiert und kann sukzessive herausgenommen werden. Doch das kommt später. Jetzt loten wir erstmal den großen Rest aus.

Kurvenfieber
Dazu braucht es wohldosierten Seitenrudereinsatz. Das ist mit dem Scheunentorgroßen Seitenruderblatt – es ist größer als die Dämpfungsflosse – aber leicht zu steuern. Also: Die Kurve mit Seitenruder einleiten, kurz Querruder dazu, dann mit Gegenquerruder abstützen und mit besagtem Seitenrudereinsatz den Kreisdurchmesser bestimmen. Damit das sauber zu fliegen ist, wird eine extreme Querruderdifferenzierung nötig. Wird das nicht gemacht, würgt die Samsara in die Kurven hinein. Warum haben ihre Väter ihr nicht deutlich mehr V-Form ab dem Außenohr gegönnt? Oder dem Mittelteil eine V-Stellung mit ins Leben gegeben?

Doch auch dieses Kreisflugverhalten ist in den Griff zu bekommen, und dann kann er kommen, der Zweikampf Modell gegen Luft. Doch die Schwarzwaldluft ist im Moment recht dünn, von Thermik keine Spur. Andererseits kann das Leichtgewicht da gleich mal zeigen, was mit dem geringsten Sinken los ist. Da ist die Samsara zu Hause, dafür wurde sie geschaffen, im Schleichgang fühlt sie sich besonders wohl. Den Schnellgang hingegen verachtet sie, da verlieren die Flächen schnell die Haltung, biegen negativ durch, zeigen, dass es genug ist. Geschwindigkeitsüberschreitungen mag sie nicht. Bitte keine Knöllchen!

Hinzu kommt, dass die „Wölbklappen“ in Wirklichkeit Landeklappen sind, sie lassen keinen Ausschlag nach oben zu. Lassen wir die Leichte also sein, was sie sein will: ein erstklassiger Thermikschleicher. Und da sie sich jetzt mit einem deutlich zurückgenommenen Schwerpunkt, 80 mm hinter der Nasenleiste (alles Blei ist wieder draußen), so verhält, wie ich das von einer braven Begleiterin erwarte, bin ich chronisch mit ihr befreundet. Und die Bremse? Die wirkt dermaßen brutal, dass das Nach-oben-Stellen der Querruder unnötig ist. Nutzen wir also, um das Flugfieber abzukühlen, lediglich die Landeklappen mit dem nötigen Tiefzumix von sechs Millimetern.
Mein Fazit
Leichtbau, gepaart mit einer polarisierenden Formgebung, ein preiswerter ARF-Bausatz, bestückt mit bezahlbarem Equipment, das ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Es muss nicht immer wahnsinnig teuer sein, um gediegenen Flugspaß zu haben. Und trotz eindeutig zu geringer V-Form gelingen mit etwas Übung schöne Thermikkreise. Womit diese Feststellung wiederum dem niedrigen Gewicht zugeschrieben werden kann.



Samsara
Verwendungszweck: E-(Thermiksegler)
Modelltyp: ARF-Modell
Hersteller/Vertrieb: Topmodel CZ/Leomotion
Bezug und Info: direkt bei www.leomotion. com, Tel.:+41 44 9500597
Preis: ca. 400,- SFR
Lieferumfang: fertig gebauter GFK-Rumpf mit teilbeplankter und bespannter Rippenfläche, Leitwerke aus bespanntem Balsaholz
Erforderl. Zubehör: Antriebs- und RC-Komponenten
Bau- u. Betriebsanleitung: Schritt-für-Schritt-Anleitung, Angaben zu Schwerpunkt und Rudereinstellungen vorhanden
Aufbau
Rumpf: GFK-Rumpf mit CFK-Einlagen
Tragfläche: Balsa/Sperrholz-Rippen-bauweise, teilbeplankt, Oracover-bespannt
Leitwerk: aus Balsa, Oracoverbespannt
Kabinenhaube: CFK
Motoreinbau: Vorspantmontage
Einbau Flugakku: Akkuauflage im Rumpf mit Klettband
Technische Daten
Spannweite: 3.200 mm
Spannweite HLW: 650 mm
Länge: 1.800 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 250 mm
Flächentiefe am Randbogen: 120 mm
Tragflächeninhalt: 71 dm²
Flächenbelastung: 28,5 g/dm²
Tragflächenprofil: AG
Profil des HLW: vollsymmetrisch
Fluggewicht/Herstellerangabe: ab 1.800 g (Segler)
Fluggewicht: 2.027 g
Antrieb im Testmodell eingebaut
Motor: Dualsky XM3548 EA3-10
Regler: Sunrise ICE 60 A/BEC
Propeller: aero-naut 16×8 Zoll
Akku: 3s-3.000-mAh-LiPo
RC-Funktionen und Komponenten
Höhenruder: Hitec HS 65
Seitenruder: Hitec HS 65
Querruder: 2 × Savöx SG-0211 MG
Landeklappen: 2 × Savöx SG-0211 MG 50% Querruderdifferenzierung, 30% Expo auf QR,
Verwendete Mischer: 10% Tiefenzumischung für Steigflug, 25% Tiefenzumischung Landeklappen
Empfänger: Jeti R9
Empf.-Akku: BEC des Reglers