

Show-Talent
TEST:Viking Model 12 von E-flite/Horizon Hobby
Viking, diesen klangvollen Namen bekam der neueste Kunstflugdoppeldecker von Horizon Hobby nicht zufällig. Es handelt sich um einen Nachbau der manntragenden Kunstflugmaschine des Scandinavian Airshow Teams, eine stark modifizierte Pitts M12. Das Modell kann jedoch nicht nur mit einem gelungenen Design glänzen, das integrierte AS3X-Kreiselsystem soll trotz der kompakten Abmessungen für ausgewachsene Flugeigenschaften sorgen.
CHRISTIAN HUBER
Beste Voraussetzungen
Der Konstrukteur der manntragenden Viking ist kein Unbekannter, denn hier zeichnet Jim Kimball sowohl für die Konstruktion als auch den Aufbau verantwortlich. Das auffällige Design stammt von Mirco Pecorari von AircraftStudioDesign. Den meisten Modellbauern werden diese Namen nun recht wenig sagen, aus ihrer Feder stammen jedoch bekannte Maschinen wie The Beast oder Inverza. Genau wie bei der Inverza erfolgten die Konstruktion sowie das Design der Viking in Zusammenarbeit mit Horizon Hobby. Bessere Bedingungen für einen gelungenen Modellnachbau dürfte es kaum geben.
Geliefert wird der kleine Doppeldecker in einem recht handlichen Karton, denn das Modell ist zwar weit vorgefertigt, die Tragflächen sind aus Transportgründen jedoch noch nicht verklebt. Die Konstruktion besteht komplett aus sehr feinporigem Styropor, welches gegenüber dem zumeist anzutreffenden EPO-Schaum nicht nur leichter ist, sondern auch eine wesentlich glattere Oberfläche aufweist. Was die Stabilität angeht, kann ich die Skeptiker beruhigen, denn aus Erfahrungen mit der Edge 540 sowie der Inverza aus derselben Baureihe kann ich sagen, dass die Stabilität der Modelle dank des geringen Gewichts sehr gut ist und das Material hier keinerlei Nachteile mit sich bringt. Ohne die glatte Oberfläche des Materials wäre es zudem wohl nicht möglich gewesen, das Design des Originals so perfekt auf das Modell zu übertragen. Hier verspricht das Werbefoto auf dem Karton keinesfalls zu viel, denn die Farbgebung wurde in einer Kombination aus Lack und Nassschiebebildern perfekt umgesetzt.
Endmontage
Zur Fertigstellung des Modells müssen noch die beiden Tragflächen sowie die Streben montiert werden. Aufgrund der kompakten Abmessungen wurde hier auf die Möglichkeit einer nachträglichen Demontage verzichtet, alle Teile werden also fest miteinander verklebt. Die ausführliche Anleitung empfiehlt hierfür Styroporsekundenkleber, wovon ich jedoch abraten würde, denn der Kleber greift das Styropor zwar nicht direkt an, jedoch werden die Klebestellen nach einiger Zeit sehr hart und spröde. Ich verwendete stattdessen UHU-Por, um die untere Tragfläche mit dem Rumpf zu verkleben sowie PU-Kleber zur Montage der Flächenstreben.
Etwas anders sieht es bei der oberen Tragfläche aus, denn diese sitzt auf vier CFK-Streben, die in Kunststoffhalterungen auf dem Rumpf eingeschoben und dort mit je einem Tropfen Sekundenkleber fixiert werden. Hier zeigte sich, dass auch bei einem weit vorgefertigten Modell eine kurze Kontrolle der Einzelteile nie schaden kann, denn eine der an der Tragfläche fertig verklebten Streben hatte sich beim Testmodell gelöst und musste neu verklebt werden.
Auch wenn die notwendigen Arbeitsschritte aufwendig erscheinen, so waren sie doch binnen weniger Minuten erledigt, da alles auf Anhieb sauber zusammenpasste und kein Nacharbeiten oder Ausrichten erforderlich wurde. Der Zusammenbau kann daher tatsächlich auch am Küchentisch oder gar direkt auf dem Flugplatz erfolgen.
Nach dem Verkleben der Flächen müssen noch die beiden Kabel der Querruderservos mit dem bereits im Empfänger steckenden V-Kabel verbunden werden. Danach werden die Gestänge angebracht, welche die oberen und unteren Querruder miteinander verbinden. Die beiden Gestänge passen in ihrer Länge bereits recht gut, über die einseitigen Gewinde lassen sich die Gabelköpfe präzise feinjustieren, so dass alle vier Querruder exakt in Neutralstellung stehen. Die restlichen Rudergestänge sind wie auch die Servos bereits fertig montiert, so dass es nun bereits an das Binden des Modells gehen kann.
Mode-Fragen
Ist der Bindevorgang abgeschlossen, muss das Modell noch einen kurzen Moment ruhig stehen, damit sich das in den Empfänger integrierte 3-Achs-Kreiselsystem initialisieren kann, wobei alle Ruder kurz in beide Richtungen zucken. Erst nachdem dieser Vorgang erfolgreich abgeschlossen ist, gibt der Empfänger den Antrieb frei, was der Regler durch eine kurze Tonfolge bestätigt.
Die erste Ruderkontrolle ergab dann jedoch eine Überraschung, denn die Ausschläge wirkten für die versprochene 3D-Tauglichkeit doch etwas klein. Die Lösung des Rätsels brachte ein Blick in die Anleitung, denn auf dem Empfänger sind zwei verschiedene Modes aufgespielt, einer mit reduzierten Ausschlägen und einer geringen Kreiselempfindlichkeit sowie einer mit den vollen Ruderausschlägen und einer recht aggressiven Einstellung des Kreiselsystems. Der Wechsel erfolgt über Kanal 5, beispielsweise über den Fahrwerksschalter. Hierbei muss jedoch eine Besonderheit beachtet werden, welche auch die Anleitung erwähnt ist. Wenn man im 3D-Modus zu flott unterwegs ist, kann sich das Modell aufschwingen, was eine Art Wellenflug ergibt. Entgegenwirken kann man dieser Erscheinung entweder durch ein Reduzieren der Geschwindigkeit oder durch den Wechsel auf den anderen Mode.
Fliegen
Das Fahrwerk der Viking macht zwar einen stabilen Eindruck, die kleinen Rädchen und die Radschuhe machen aber Starts und Landungen auf Rasen unmöglich, hierfür wird ein fester Untergrund wie eine Hartbahn, ein Stückchen Feldweg oder auch die Tartanbahn eines Sportplatzes benötigt. Oder man startet den kleinen Doppeldecker einfach aus der Hand und landet ihn anschließend im hohen Gras, wofür die Vorderkante der unteren Tragfläche aber mit einem Streifen Klebeband verstärkt werden sollte.
Der serienmäßige Antrieb hat sowohl für den Hand- als auch den Bodenstart mehr als ausreichend Leistung. Die Viking ist bereits nach 2-3 m Rollstrecke in der Luft und gewinnt schnell an Höhe. Beim Testmodell musste die Höhenrudertrimmung etwas auf Tief nachgestellt werden, was durch ein leichtes Verbiegen des Gestänges einfach möglich ist, ansonsten passten alle Einstellungen auf Anhieb.
Für den Start sowie die ersten Trimm- und Gewöhnungsrunden wählte ich den Präzisionsmode, in diesem fliegt sich das kleine Modell wirklich fast wie eine große Maschine. Das Kreiselsystem gleicht äußere Einflüsse sehr gut aus und die Reaktion auf alle Ruder ist sehr ausgewogen, so dass sich auch weiträumige Figuren sehr weich und harmonisch fliegen lassen. Die Ruderausschläge reichen für alle klassischen Figuren wie Loopings, Turns und Rollen in allen Variationen und sogar den Messerflug aus. Auch Trudeln geht, dieses gelingt im 3D-Mode jedoch wesentlich besser. Dank des einfachen Mode-Wechsels per Schalterklick am Sender ist ein Umschalten zwischen zwei Figuren problemlos möglich, auch wenn man sich an diese Option zunächst einmal gewöhnen muss.
Alle klassischen Figuren meistert die Viking sehr gut und ohne irgendwelche Eigenheiten, besonders gut geht doppeldeckertypisch der Messerflug. Dieser lässt sich sowohl mit niedrigem als auch hohem Anstellwinkel fliegen, ohne dass das Modell dabei zum Herausdrehen in irgendeine Richtung neigt.
3D-Fliegen
Nach dem guten ersten Eindruck im Präzisionsmode kam nun der spannende Teil der Flugerprobung, nämlich die Flugeigenschaften im 3D-Flug. Spannend deshalb, weil sich kleine Modelle wie die Viking hierbei oft zappelig verhalten und flotte Finger erfordern. Beim Wechsel in den 3D-Mode bemerkt man als Erstes die deutlich direkteren Reaktionen auf alle Ruder. Der Antrieb hatte schon im Präzisionsmode bewiesen, dass er mit dem Modell leichtes Spiel hat, so konnte die Viking nun zeigen, was in ihr steckt. Zum Aufwärmen flog ich ein paar enge Überschläge. Hierbei sieht man bereits, wie der Kreisel das Modell stabilisiert, so dass es kein seitliches Ausbrechen gibt. Dasselbe gilt im Elevator oder beim Harrier, bis zu einem gewissen Anstellwinkel ist hier keinerlei Flächenwackeln zu erkennen. Lediglich bei höheren Anstellwinkeln beginnt das Modell etwas zu schaukeln, denn die Physik kann auch das Kreiselsystem nicht überlisten, ohne anliegende Strömung bleibt auch der beste Kreisel wirkungslos.
Beim Fliegen von Powerrollen oder beim Torquen merkt man die unterstützende Wirkung des Kreiselsystems ebenfalls deutlich, aber das System nimmt einem das Steuern natürlich nicht ab. Insbesondere das Torquen erfordert schon etwas Übung und flinke Finger, wenn man das Modell wirklich ruhig halten will. Aber liegt hier nicht gerade der Reiz am Kunstflug?
Dank der hohen Rollrate sind insbesondere Somenzini-Rollen mit anschließendem Flachtrudeln eine Show und auch hier verhält sich die Viking vollkommen berechenbar, so dass sich das Trudeln präzise stoppen und ausleiten lässt. Fliegt man im 3D-Mode Mehrpunktrollen, so ist in jeder Lage ein regelrechtes Einrasten erkennbar, bei etwas höherer Fluggeschwindigkeit sogar ein leichtes Überschwingen.
Die Flugzeit beträgt je nach Flugstil und Gaseinsatz etwa 5-7 Minuten, wobei ein größerer Akku keinen Sinn machen würde, da er den Flugeigenschaften durch das höhere Gewicht schaden würde.
Die Landung erfolgt wie der Start im Präzisionsmode. Der kleine Doppeldecker lässt sich dabei mit Schleppgas ruhig anfliegen und sauber aufsetzen, wofür etwa 10 m Piste mehr als ausreichend sind.
Fazit

Mit der Viking Model 12 bietet Horizon Hobby Airshow-Feeling im Kleinformat. Der kompakte Doppeldecker überzeugt nicht nur durch das gelungene Finish, sondern auch durch seine insbesondere im dynamischen Kunstflug überaus erwachsenen, ruhigen Flugeigenschaften. Der 3D-Flug erfordert zwar schon etwas mehr Geschick, aber auch hier setzt die Grenzen eindeutig der Pilot, denn die Viking meistert alle Figuren vorbildlich und die Leistung des Antriebs kann ebenfalls überzeugen. Die fest verklebten Tragflächen erwiesen sich nicht als Nachteil, denn die Viking fand stets noch einen Platz im Auto, auch wenn sie sich den mit größeren Modellen teilen musste.
TESTDATENBLATT | Viking Model 12 BNF Basic

AUFBAU:

TECHNISCHE DATEN:


ANTRIEB:

RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN:
