

Neue Zeitrechnung
TEST:Acrobat von ST Model/Ripmax
Der Mensch hat die Zeit unterteilt in Jahre, Monate und Tage, letztere dann noch in Stunden, Minuten und Sekunden, wobei es im Sportbereich für die ganz Schnellen noch um tausendstel Sekunden geht, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Man kann aber durchaus den Gegebenheiten entsprechend eine neue Zeiteinheit kreieren, eine ganz spezielle, die Fertigstellung eines Modells betreffend, also jene vom Lieferzustand bis zum flugfertigen Modell. Die zugehörige Maßeinheit: „1 ALZ“ (Akkuladezeit).

Start!
Starten wir also den Ladevorgang und geben so den Startschuss für die Zeitmessung: Uhr läuft! Höhenleitwerk in den vorbereiteten Schlitz am Rumpf einschieben, danach das Seitenleitwerk. Beides wird zusammen mit nur zwei Schrauben fixiert. Fahrwerksdraht mit Halteteil im Rumpf einsetzen, mit einer Schraube sichern. Das CFK-Rohr, welches gleichzeitig als Flächenverbinder und Holm dient, in eine Flächenhälfte einstecken und jene in die Aufnahme im Rumpf drücken. Zweite Flächenhälfte aufstecken, an den Rumpf schieben, Servokabel beider Flächen ins Rumpfinnere fädeln und beide Flächenhälften endgültig in den Rumpfausschnitt drücken. Servokabel im Rumpf nach vorne ziehen und über ein V-Kabel am Empfänger einstecken. Arretierungsschrauben eindrehen. Winglets an beiden Flächenenden mit je zwei Blechschrauben befestigen. Kabel für Seiten- und Höhenruderservo am Empfänger einstecken. Empfänger jetzt mit Klettband festlegen. Luftschraube und Spinner montieren. Dann noch die Rudergestänge für Quer-, Seiten- und Höhenruder montieren. Nahezu zur gleichen Zeit meldet das Ladegerät „Akku voll!“ Und da zu diesem Zeitpunkt das Modell fertig auf dem Tisch steht, bedeutet dies: Montagezeit = 1 ALZ.
Wie ist das möglich?
Die Frage zur geringen Montagezeit ist schnell geklärt. Der Motor ist im Rumpf mittels zweier stabiler Metallbügel fertig montiert, der Regler angeschlossen – natürlich mit fertig konfektionieren Kabelanschlüssen. Die Servos sitzen ebenfalls bereits an Ort und Stelle, die Ruderhörner sind montiert, die Rudergestänge exakt abgelängt. Alles wird lediglich geschraubt, es wird also kein Klebstoff benötigt. Für das Durchziehen der Querruder-Servokabel nach vorn liegt ein Drahthaken bei. Soweit zur ARF-Version.
Laut Bauanleitung soll auch eine RTF-Version erhältlich sein. Wer jene erwirbt, braucht sich nicht einmal mehr um die Anschaffung von Sender, Empfänger und LiPo-Akku Gedanken machen, die sind hier nämlich im Lieferumfang mit enthalten. Unterstützt wird man bei der Montage durch eine Bauanleitung in Fotobuch-Form mit ganz wenig Text, also nur gucken und dann schrauben.
Nehmerqualitäten
Die Qualität des EPP ähnlichen Schaummaterials kann sich sehen lassen. Sehr glatt, ohne Pickel und mit einer sehr strapazierfähigen Oberfläche. Der Rumpf ist innen hohl. Er besteht aus zwei Hälften, welche beim Hersteller fertig zusammengeklebt wurden. Die Tragflächenhälften sind ebenfalls innen hohl. Hält man sie gegen eine stärkere Lichtquelle, kann man gut die Verstärkungen und den Verlauf des Holmes erkennen. Sämtliche Halterungen und Gewindeteile aus Kunststoff wurden bei der Herstellung eingesetzt und umschäumt. Die Ruder sind fertig angeschlagen, die Querruder sogar in Hohlkehlen gelagert. Die Passgenauigkeit aller Bauteile ist ohne Beanstandung, lediglich die Schrauben für die Tragflächensicherung sind etwa 2 mm zu nahe am Rumpf, sodass die Schraubenköpfe beim Ein- und Ausdrehen der Schraube eine kleine Furche im Rumpf hinterlassen. Das Dekor ist bereits fertig aufgebracht. Dessen Haftfähigkeit ist jedoch beschränkt, so dass sich die Kanten und Ecken des Dekors an mehreren Stellen ablösen. Mit UHU-Por kann man hier Abhilfe schaffen.
Verbessertes Handling
So schnell der Zusammenbau des Modells auch zu schaffen ist, ein Manko betrifft das Aufrüsten des Modells am Flugplatz, wenn es darum geht, die Kabel der Querruderservos am Empfänger anzuschließen. Denn dazu müssen jedes Mal beide Servokabel umständlich durch eine enge Öffnung in der Flächenaufnahme im Rumpf hindurch gefädelt und mit besagtem Drahthaken nach vorne Richtung Motor gezogen werden, um diese dann in die Buchsen des V-Kabels am Empfänger einzustecken. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zugangsöffnung, welche gleichzeitig zum Akkuwechsel dient, sehr klein ausgefallen ist und beides – Stecker und Buchsen – nur schlecht erreicht bzw. gegriffen werden können. Ich habe hier eine bessere Lösung gefunden und an den Querrudersteckplätzen am Empfänger zwei 20 cm lange Servo-Verlängerungskabel angesteckt. Beide Kabel wurden im Tragflächenausschnitt nach außen geführt und so können Stecker und Buchse bequem außerhalb des Rumpfes zusammengesteckt werden. Zur Vermeidung eines größeren Kabelgewirrs habe ich die Servokabel an jeder Tragfläche auf 10 cm gekürzt.
Um für die Steckkontakte Platz zu schaffen, habe ich in der Wurzel der Tragfläche einen größeren Ausschnitt freigelegt, in welchem die Steckkontakte verschwinden. Als weiteren Vorteil dieser kleinen Umbauarbeit ergibt sich, dass nun jedes Querruderservo getrennt voneinander bequem über den Sender eingestellt werden kann.
Der Treibsatz
Der Akku wird in stehender Position im Rumpf fixiert. Für einen sicheren Halt sorgt ein circa 15 mm dicker Keil, den ich aus EPP geschnitten habe. Um diesen wieder leichter herausziehen zu können, wurde eine Tesafilm-Lasche angeklebt. Das Akkufach ist genau für die Größe des vorgesehenen 4s-LiPos bemessen. Einerseits gut, andererseits kann deswegen der Akku zum Auswiegen nicht verschoben werden. Da sich die Akkuwechselklappe auf der Rumpfunterseite befindet, muss zum Akkuwechsel das Modell auf den Rücken gelegt werden. Der Akku-Raum wird mit einem Deckel mit einer sehr gut funktionierenden Verriegelung verschlossen.
Zum Motor sind keine technischen Daten vorhanden, auch kein Label, welches irgendwelche Daten verrät. Als Luftschraube wird eine 13×4 Zoll mitgeliefert. Damit leistet der Motor an einem 4s-LiPo 640 W bei einem Strom von 43 A. Der Regler ist betriebsfertig eingestellt. Ein aufgedrucktes Label weist auf eine Belastbarkeit von 50 A hin.
Gut ist der Spinner, zwar aus Schaummaterial gefertigt, aber dennoch mit akzeptablem Rundlauf. Zur Befestigung am Luftschraubenmitnehmer befindet sich im Innern des Spinners ein Alu-Drehteil, welches genau auf die Welle passt. Mit einer Schraube wird von vorne dann der Spinner am Luftschraubenmitnehmer befestigt. Insgesamt betrachtet ist der gesamte Antriebsstrang hervorragend auf das Modell abgestimmt.
Einstellsache
Die Servos werden durch kurze 2-mm-Drähte mit den Rudern verbunden. Ein Ende des Drahtes ist zweifach gekröpft und wird am Servohebel eingehängt. Das freie Ende des Drahtes wird durch ein Klemmstück am Ruderhorn geschoben und mit einer Schraube geklemmt. Damit ist auch eine Feineinstellung zur Neutrallage möglich.
Da eine Angabe zu den Ruderausschlägen fehlt, habe ich einfach die größtmöglichen Ausschläge eingestellt, die Rudergestänge ganz außen am Servohebel eingehängt und 40% Expo eingestellt. Zur Sicherheit erfolgt per Dual Rate eine mögliche Umschaltung auf 50%, man weiß ja nie, was einen erwartet.
Nach Bauanleitung ausgerüstet ist das Modell bei vorgegebenem Schwerpunkt von 140 mm minimal kopflastig. 20 g Blei am Heck genügen zum Erreichen der vorgegebenen Schwerpunktlage. Im Laufe der Flugerprobung habe ich den Schwerpunkt auf 150 mm zurückverlegt, was ein weiteres Trimmgewicht von circa 20 g am Heck notwendig machte.
(N)auf geht‘s
Für den Bodenstart genügt eine Startstrecke von wenigen Metern, um nach dem Abheben sofort senkrecht wegsteigen zu können. Oder man greift den Rumpf kurz hinter der Tragfläche, hält das Modell mehr oder weniger senkrecht und lässt es einfach los.
Die Ruderwirkung ist schon recht kernig, für ein Modell in dieser Auslegung aber absolut in Ordnung. Die Drehrate um die Längsachse ist hoch, aber nicht übersensibel. Senkrecht hoch geht es beliebig, die Leistungsfähigkeit des Antriebs ist da schon beeindruckend. Der Messerflug bedarf einer nur sehr geringen Seitenruderunterstützung, der hohe Rumpf und die Sideforce-Generatoren unterstützen diese Fluglage wirksam. Durch die Rückverlegung des Schwerpunktes geht der Rückenflug nahezu ohne Tiefenruderunterstützung, außerdem ist das Torquen einfacher, da das Modell in der Senkrechten stabiler am Propeller hängt. Freunde des klassischen Kunstflugs werden wohl die Ruderausschläge deutlich verkleinern, um so eine ausgewogene, weniger hektische Rudercharakteristik zu erreichen.
Wird das Modell zu langsam gemacht, kippt es auf einen Schlag über die Fläche ab. Der Abriss kündigt sich aber durch ein nervöses Pendeln rechtzeitig an. Der Landeanflug muss mit Schleppgas erfolgen, einfach Motor aus und abgleiten funktioniert wegen des eingeschränkten Gleitwinkels und Geschwindigkeitsverlustes nur sehr bedingt. Härteres Aufsetzen bleibt ohne Folgen, allerdings ist die Qualität des Fahrwerkdrahtes nicht optimal, so dass er sich gern etwas nach hinten verbiegt.
Es gibt da aber auch noch ein zahme Seite: Die Ruderausschläge halbiert und zur Leistungsreduzierung mit nur einem 3s-LiPo ausgestattet, verhält sich das Modell fast wie ein Trainer. Bodenstart geht, wenn auch die Startstrecke nun deutlich länger ausfällt. Die Ruderreaktionen erfolgen sehr ausgeglichen und ein Looping ohne vorhergehendes Anstechen ist auch noch drin. Und die hohe Crashfestigkeit verzeiht auch so manchen Pilotenfehler.
Fazit
Der Acrobat von Ripmax ist ein richtig erwachsenes 3D-Modell mit all den Vorteilen eines Schäumlings. Superschnell montiert, qualitativ in Ordnung und mit ordentlich Nehmerqualitäten ausgestattet. Ein Modell zum wilden Austoben für den Geübten und gezähmt auch für einen Querruder-Einsteiger.
TESTDATENBLATT | Acrobat ARTF

AUFBAU:

TECHNISCHE DATEN:

ANTRIEB:

RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN:
