

Racer im Reisekleid
TEST:HOTT DELUXE von Graupner
HoTT Deluxe, so nennt Graupner seinen neuen Foamie und dieser Name lässt natürlich bereits beim ersten Lesen große Erwartungen aufkommen. Was kann das handliche Modell im Businessfliegerdesign wirklich?
CHRIStIAn HUber
Ein direktes Vorbild für die HoTT Deluxe ließ sich auch nach längerer Recherche nicht finden, allerdings scheint das Modell der Mooney M20 Baureihe nachempfunden. Insbesondere wenn man sich die markante Geometrie des Leitwerks ansieht, kann sie die Verwandtschaft zu diesem Businessflugzeug nicht leugnen.
Wie auch die Mooney ist die HoTT Deluxe als klassischer Tiefdecker ausgelegt, die Tragfläche hat jedoch eine deutlich höhere Streckung, was gute Flugleistungen verspricht.

Gut vorbereitet
Wie man es mittlerweile schon gewohnt ist, kommt auch die HoTT Deluxe sehr weit vorgefertigt aus dem Karton. Ein paar Arbeiten sind aber noch zu erledigen, so dass man hier einen gemütlichen Bastelabend einplanen kann, an dessen Ende das Modell dann aber auch flugfertig vor einem steht.
Abgesehen vom Flugakku und dem Empfänger findet sich im Baukasten alles, was für die Fertigstellung des Modells notwendig ist. Lediglich im Falle des Dreibeinfahrwerkes geht Graupner einen etwas ungewöhnlichen Weg, denn dieses liegt ab Werk nicht bei und muss als Zubehör separat erworben werden. Natürlich wollte ich das optionale Fahrwerk auch im Test erproben, doch dazu später mehr.
Los ging es mit dem Auspacken und Sichten der einzelnen Teile. Sowohl Rumpf als auch Flächen und Leitwerke sind weit vorbereitet, alle Servos, der Motor und sogar die Ruderhörner sind bereits montiert. Aus dem Karton heraus präsentieren sich alle Teile noch in schlichtem Weiß, das auffällige HoTT-Design liegt als Dekorbogen bei. Aus meiner Sicht stellt dies eine gute Lösung dar, denn das poppige Design ist sicher nicht jedermanns Geschmack und so lässt der Hersteller viel Gestaltungsfreiraum für eigene Ideen.
Schritt für Schritt
Der Zusammenbau ist in der beiliegenden Anleitung gut beschrieben, die wenigen Teile fügen sich aber auch fast wie von selbst zusammen. Begonnen habe ich mit der Montage der Leitwerke. Hier sorgt eine passgenaue Verzapfung dafür, dass sowohl Höhen- als auch Seitenleitwerk auf Anhieb passen und ein Ausrichten überflüssig wird. Beim Verkleben sollte man unbedingt so vorgehen, wie es in der Anleitung beschrieben wird. Also die Leitwerke zuerst trocken zusammenstecken und dann von außen dünnflüssigen Sekundenkleber auf die Fugen geben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Kleber bereits fest wird, bevor das Seitenleitwerk komplett eingeschoben ist. Nach dem Verkleben müssen nur noch die fertig vorbereiteten Gestänge mit den Klemmbefestigungen des Leitwerks verbunden werden, wobei die Servos in ihrer Neutralstellung stehen sollten, und dann ist dieser Arbeitsschritt auch schon fertig.
Ähnlich weit vorbereitet ist auch die Tragfläche. Diese ist im Lieferzustand noch zweiteilig und muss zu einer Einheit verklebt werden. Ihre Stabilität erhält sie durch zwei fast bis nach außen durchlaufende CFK-Flachholme, die bereits eingeklebt sind. Um auch dem Mittelteil ausreichend Festigkeit zu geben, werden hier beim Verkleben zusätzlich zwei Sperrholzverbinder eingesetzt, welche die Kräfte optimal verteilen. Am Rumpf gehalten wird die Tragfläche mit zwei Schrauben, die an großflächigen Sperrholzplättchen ausreichend Halt finden. Als Gegenlager im Rumpf sitzen Einschlagmuttern im großflächigen Akkubrett, so dass auch hier alles sehr solide wirkt.
Die Montage der Querruderservos sowie das Anlenken der Ruder hat ebenfalls der Hersteller übernommen. Um die Anlenkungsteile beim Transport zu schützen und unschöne Druckstellen an anderen Bauteilen zu vermeiden, sitzen im Lieferzustand großflächige Styroporabdeckungen über den Gestängen, die jedoch nur mit schmalen Streifen Doppelklebeband montiert sind und sich leicht ablösen lassen. Für die Servohebel sind jedoch keine Abdeckung vorgesehen, so dass Landungen ohne Fahrwerk in hohem Gras auf die Lebensdauer der Servogetriebe gehen können. Passende Hutzen gibt es im Zubehörhandel glücklicherweise in vielen verschiedenen Größen, so dass sich dieses kleine Manko leicht beheben lässt.
Nun bleibt nur noch die Montage von Propeller und Mitnehmer und dann kann es auch schon zum Fliegen gehen, außer man entscheidet sich für das optionale Fahrwerk, dann gibt es noch einige wenige Arbeitsschritte zu erledigen.
Optional: das Fahrwerk
Die Montage des Bugfahrwerks geht am schnellsten. Die Löcher für die Aufnahme sind bereits fertig im soliden Motorspant gebohrt, so dass sie nur noch angeschraubt werden muss. Anschließend wird das Fahrwerksbein eingeschoben und mit dem Anlenkhebel verschraubt. Da das Bugfahrwerk natürlich auch angelenkt wird, muss außer dem Fahrwerk auch ein passendes Servo besorgt werden. Graupner empfiehlt hier ein Servo der 9-g-Klasse. Außer einem einigermaßen soliden Getriebe werden keine großen Ansprüche an das Servo gestellt, so dass man sich getrost aus der Restekiste bedienen kann. Auch etwas größere Exemplare finden im geräumigen Rumpf noch ausreichend Platz. Die ganze Montage geht dank der großzügigen Öffnung im Rumpf einfach von der Hand.

Im Anschluss wird der Deckel dann mit den beiden bereits aufgebrachten Streifen Doppeltape montiert. Diese Lösung ist einfach, die Montage schnell erledigt und sollte doch einmal etwas sein, so lässt sich der Deckel auch vorsichtig wieder ablösen. Um den Deckel im kühlen und oft feuchten Winterhalbjahr sicher an seinem Platz zu halten, habe ich zusätzlich noch an allen vier Ecken einen Tropfen UHU-Por aufgebracht, sicher ist sicher.
Etwas mehr Arbeit macht die Montage der Hauptfahrwerke, denn hier müssen für die Sperrholzaufnahmen noch passende Taschen in die Tragfläche geschnitten werden. Die Umrisse dafür sind bereits am Flügel angedeutet, herausgetrennt wird das Material entweder mit einem scharfen Messer und etwas Geduld oder mit dem Dremel und einem passenden Fräser. Anschließend werden die Sperrholzplättchen, welche die Fahrwerksbeine halten, mit dickflüssigem Sekundenkleber befestigt.
Ich war jedoch skeptisch, ob die Fläche der Verstärkung ausreicht, um das Fahrwerk auch beim Betrieb auf Rasen sicher an seinem Platz zu halten. Deshalb habe ich neben dem Brettchen noch einen CFK-Flachholm eingelassen, der die Kräfte großflächiger einleitet.
Dekorieren

Ich entschied mich für den beiliegenden Dekorbogen, allerdings in etwas reduziertem Umfang. Die Dekorfolie ist sehr dünn, was Gewicht spart, allerdings ist sie auch recht empfindlich, so dass man sich beim Abziehen und Aufbringen Zeit lassen sollte. Trotz aller Vorsicht gelang mir das Aufbringen der Scheiben auf die sphärisch gewölbte Kabine nicht ganz ohne Falten, weshalb ich diese mit dem Föhn beseitigen wollte. Mit dem Haarföhn ließen sich die Falten auch recht problemlos glätten, ohne dass der darunter liegende Schaum litt, allerdings löste sich nach dem Föhnen die klare Deckfolie von der Farbschicht ab. Da das Ergebnis optisch natürlich alles andere als schön war, entschied ich mich, die Aufkleber nur noch als Schablone zu nutzen, die Haube ringsum abzukleben und die Scheiben anschließend mit Acryllack aus der Sprühdose aufzulackieren. Eine Umrandung mit silbernem Edding lässt das Ganze noch besser wirken, so dass das Ergebnis der Folie in nichts nachsteht.
Fliegen
Nachdem das Dekor fertig aufgebracht war, galt es nur noch, den Sender zu programmieren. Legt man Bugrad und Seitenruder zusammen und legt auch beide Querruder auf einen Kanal, so kommt man mit vier Kanälen aus. Einfacher macht man es sich, wenn man jedem Servo einen eigenen Kanal gönnt, was jedoch sechs Kanäle erfordert.
Nach dem Programmieren kommt noch der beiliegende EPP-Spinner an seinen Platz und schon kann man sich auf den Weg zum Flugplatz machen. Der Schwerpunkt stimmt mit einem 3s 2.200-mAh-LiPo auf Anhieb und das Einsetzen bzw. der Wechsel des Energiespeichers geht dank der großen Kabinenhaube leicht von der Hand.
Etwas knifflig wird es aber im Anschluss, wenn man die HoTT Deluxe per Handstart in die Luft befördern will, denn der Tiefdecker mit dem voluminösen Rumpf will sich nicht so leicht greifen lassen. Am einfachsten geht es, wenn man ihn von oben mit einer Hand vor dem Leitwerk und mit der anderen an der Nasenleiste der Tragfläche greift und dann schräg nach oben mit Vollgas in die Luft schiebt. Der montierte Antrieb hat glücklicherweise ausreichend Power und zieht das Modell direkt nach dem Start flott im steilen Winkel nach oben.
Einfacher ist der Bodenstart, hier wird jedoch auf Grund der kleinen Rädchen ein wirklich kurzer Rasen oder besser eine Hartbahn benötigt. Da das Hauptfahrwerk deutlich hinter dem Schwerpunkt liegt, reagiert die HoTT Deluxe erst dann auf das Ziehen am Höhenruder, wenn auch ausreichend Fahrt anliegt. Ein verfrühter Start mit zu wenig Fahrt ist so fast ausgeschlossen.

Aufgrund des gestreckten Flügels und des dünnen Profils nimmt das Modell nach dem Start flott Fahrt auf und ist zügig unterwegs. Die Reaktion auf die Querruder ist sehr weich, aber keinesfalls schwammig. Das liegt wohl daran, dass diese nicht bis außen am Flügel durchlaufen. Die Reaktion auf Höhen- und Seitenruder ist deutlich direkter, aber auch hier kann getrost auf Expo verzichtet werden. Bereits mit Halbgas liegt das Modell sehr satt in der Luft und setzt sich auch gegen etwas stärkeren Wind sehr gut durch.
Richtig flott wird es mit Vollgas, hier erinnert die Hott Deluxe mehr an einen kleinen Racer als an ein Reiseflugzeug. Die Konstruktion des Modells erweist sich dabei als sehr stabil und ist allen Belastungen locker gewachsen. Natürlich gelingt auch einfacher Kunstflug wie Rollen, riesige Loopings oder Rückenflug. Nicht so ganz vorbildgetreu wirken gerissene Rollen, diese lassen sich aber insbesondere mit etwas vergrößerten Ruderausschlägen sehr gut fliegen und sehen wirklich spektakulär aus.
Aber natürlich kann das Modell nicht nur flott, mit wenig Leistung lässt es sich gemütlich bewegen. Übertreiben sollte man es mit dem Langsamflug jedoch nicht, denn irgendwann ist der Punkt erreicht, wo die HoTT Deluxe über die Fläche wegkippt. Der Strömungsabriss ist nicht kritisch und kündigt sich rechtzeitig an, ein paar Meter Höhe braucht es aber schon, ehe das Modell sich wieder abfangen lässt.
Was mich während der Flugerprobung am meisten überrascht hat, ist der gute Gleitwinkel des Modells. Wohl mit dem Gedanken an die Bauchlandung wurde vom Hersteller die Motorbremse im Regler aktiviert, somit dreht kein bremsender Propeller mit und das Modell kann auch im Gleitflug zeigen, was es kann. Bunkert man etwas Höhe, so lassen sich selbst im Segelflug noch problemlos Loopings und Rollen fliegen, was für ein Motormodell schon recht ungewöhnlich ist.
Ist einem der Gleitwinkel im Landeanflug doch etwas zu gut, muss man lediglich einen Hauch Gas geben, so dass der Propeller mit wenigen Umdrehungen mit dreht und so eine Bremswirkung entfaltet. Je nach Umgang mit dem Gasknüppel lassen sich Flugzeiten zwischen 12 und über 15 Minuten problemlos erreichen, ist man wirklich gemütlich unterwegs, dürfte man sogar die 20-Minuten-Marke knacken können.
Fazit
Wie deluxe ist Graupners Modell denn nun? Was die Flugleistungen und auch die Robustheit angeht, kann man nur lobende Worte finden und auch das optionale Fahrwerk erwies sich als sehr stabil, trotz der im Winter nicht immer perfekten Pistenbedingungen. Kleine Abzüge gibt es in der B-Note, nämlich beim Handstart des Modells. Um hier den richtigen Griff zu finden, braucht es schon etwas Übung oder einen Starthelfer. Ansonsten sind Konstruktion und Auslegung des Modells sehr gut gelungen. Die HoTT Deluxe ist ein flottes, handliches Spaßmodell für viele Gelegenheiten.
TESTDATENBLATT | HoTT Deluxe

AUFBAU:

TECHNISCHE DATEN:

ANTRIEB (EINGEBAUT):

RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN:
