

… verleiht Flügel
Die beiden Alpha Jets des Red Bull Aerobatic Teams
Meistens beginnen die großen Dinge klein. Im Fall der beiden Modelle des Alpha Jets soll das wohl ein Gespräch während der Messe Friedrichhafen 2012 gewesen sein. 2018, wieder zur Messe Faszination Modellbau in Friedrichshafen, waren beide Modelle zu mehreren gemeinsamen Flügen in der Luft und zeigten eine begeisternde Show. Die dazwischen liegenden sechs Jahre waren arbeitsreich, interessant und manchmal auch unvorhergesehen überraschend.
REINHARD SCHOTT, DAEC PRÜFER
Ein Prinzip von Robert Fuchs, dem „Alten Hasen“ beim Red Bull Aerobatic Team, ist es, dass er zu Ende bringt, was er anfängt. Wenn man den Werdegang der beiden Alpha Jets betrachtet, stellt man fest, dass er das ganz klar durchgezogen hat. Das andere Prinzip von Robert lautet: Sicherheit geht immer vor! Er ist diesem Grundsatz während der gesamten Zeit der Vorbereitung und Durchführung der Zulassung beider Modelle, die ich als Prüfer des DAeC begleiten durfte, stets treu geblieben. Trat während der Tests ein noch so kleiner Grund zur Beanstandung auf, wurde abgebrochen und erst nach vollständiger Mängelabstellung weiter gemacht. Diese, in der manntragenden Fliegerei praktizierte Arbeitsweise, wurde konsequent angewendet, was bei den Dimensionen und dem Einsatzspektrum dieser Modelle auch nicht anders sein kann.

Das Original, produziert wurden von 1973 bis 1984 etwa 500 Einheiten, war ein zweisitziges, zweistrahliges Schulflugzeug, welches auch als leichter Jagdbomber eingesetzt werden konnte. Heute sind wohl nur noch wenige Exemplare aktiv, unter anderem bei unseren Nachbarn in Österreich im Hangar der Flying Bulls.
Die Modelle wurden im Maßstab 1:2,58 in GFK/CFK-Schalenbauweise in Negativformen erstellt. Die Entstehung wurde auf RC-Network.de ausführlich dokumentiert, deshalb seien hier nur einige Fakten zur Verdeutlichung der Mo-dell-Dimensionen genannt.

Belastungstest bestanden
Ein ins Auge fallendes Merkmal des Alpha Jets ist die negative V-Form von Flügel und Höhenleitwerk. Daraus ergaben sich besondere Anforderungen an die Krafteinleitung beider Bauteile in den Rumpf, da durchgehende Steckungen nicht verwendet werden konnten. Die gefundenen Lösungen haben sich als praxistauglich und den auftretenden Belastungen gewachsen erwiesen. Beim Belastungstest wurden ca. 790 kg aufgelegt, was für die Struktur und Konstruktion kein Problem darstellte. Sie zeigte eine jeweils rechts und links gleichmäßige Verformung unter Last und eine einwandfreie Rückkehr in die Ausgangsposition nach Entlastung.

Etwas Spezielles ist das Pendelhöhenruder der Maschine und hier besonders die Lagerung und Anlenkung. In Anbetracht der zu erwartenden Kräfte und Momente galt es, eine stabile und spielfreie Konstruktion zu realisieren, die bei all dem auch noch ein vertretbares Gewicht hat. Diese Aufgabe wurde mit hohem Aufwand sehr gut und dauerhaft gelöst, wie sich bei der zwischenzeitlich stattgefundenen Jahresnachprüfung gezeigt hat.

Die Berechnung eben dieser Kräfte und Momente stellte auch den Prüfer vor eine echte Herausforderung. Mal-so-über-den-Daumen-Rechnen genügt bei solchen Modellen nicht. Also galt es, externe Hilfe vom Fachmann zu holen. Sie wurde schließlich in Person von Dietrich Altenkirch gefunden, der eine entsprechende Software erstellte und damit dem Prüfer ein gutes Werkzeug an die Hand gab. Dafür nochmals ein herzliches Dankeschön!

Hochwertige Ausstattung
Um allen Eventualitäten gerecht zu werden, wird das Höhenruder von zwei Pegasus-Servos betätigt. Dabei handelt es sich um sehr hochwertige und extrem kräftige Aktuatoren, die für Industrie und Drohnenbau entwickelt und hergestellt werden. Da ist es übrigens wieder, das Sicherheit-geht-vor-Prinzip von Robert Fuchs.
An den anderen Ruderklappen arbeiten hochwertige und kräftige Servos aus dem Modellbaubereich. Gesteuert werden beide Modelle mit je einer Spektrum DX 18-Anlage mit mehreren Satteliten-Empfängern. Zentrales Bindeglied sind zwei PowerBox Competition SRS, die selbstverständlich auch die redundante Stromversorgung aus PowerBox-Akkus sicherstellt.

Zuverlässig angetrieben werden die Modelle von je zwei JetCat-P-400-Triebwerken mit je 400 N Schub. Da bekanntlich Kraft vom Kraftstoff kommt, befinden sich in beiden Modellen Tanks mit einem Fassungsvermögen von 15 Litern, dazu noch 3 Liter für Smokemittel.
Das Fahrwerk ist eine, nahe an das Original angelehnte Sonderkonstruktion, jetzt bewegt von kräftigen Pneumatik-Zylindern. Als Druckluftspeicher dienen ebenfalls speziell angefertigte Edelstahlbehälter.
An solchen Modellen ist fast nichts von der Stange, denn sie gehören zu den absoluten Ausnahme-Modellen. Mit ihrer maximalen Abflugmasse von 110 kg und der ihnen eigenen Flug-Performance bewegen sie sich am oberen Rand dessen, was derzeit bei den Großmodellen bis 150 kg möglich ist. Auf Flugtagen faszinieren sie den fachkundigen Zuschauer genauso wie den interessierten Laien und spornen junge (und ältere) Anfänger an, Flugmodellbau zu betreiben. In den Händen von erfahrenen und sicherheitsbewussten Menschen sind sie ein wichtiger Teil der Szene, denn sie machen hervorragende Werbung für den Modellbau. Diese Piloten tragen auch deshalb eine hohe Verantwortung, das sollte man keinesfalls unterschätzen.

Nach mehreren Besuchen auf dem Auerbacher Flugplatz zum Testen und zu den Einzelstückzulassungen, die von beiden Flugzeugen mangelfrei bestanden wurden, war es dann im Sommer 2018 soweit – beide Alpha Jets hoben von der Asphaltbahn ab und zogen ihre Bahnen über den vogtländischen Himmel. Ein Tag, der allen Anwesenden ganz sicher lange in Erinnerung bleibt.
Sicher ist dem interessierten Leser nicht entgangen, dass es „nur“ zwei Alpha Jets gibt, das Red Bull Aerobatic-Team aber aus Robert und Sebastian Fuchs sowie Tim Stadler, also drei Piloten besteht. Ein Problem? Nein, ein Ansporn – ein neues Ziel! Die ersten Schritte sind schon getan.

Alpha Jet
Rumpflänge: 4.650 mm
Spannweite Flügel: 3.530 mm
Spannweite Höhenruder: 1.470 mm
Gesamthöhe: 1.600 mm
Max. Abflugmasse: 110 kg
Schub der beiden Triebwerke: 800 N