

Test: Prügelknabe von epp-flugmodelle.de
35-Euro-Racer
Wann immer ein heimischer Hersteller damit wirbt, ein alltagstaugliches Modell aus Holz oder EPP herzustellen, werde ich neugierig. So auch in diesem Fall, in dem Florian Widmann von epp-flugmodelle.de ein solches Exemplar ins Rennen schickt. Der Konstrukteur aus Tegernsee mixt reparaturfreundliches EPP mit Holz, dort, wo es sinnvoll ist. Heraus kam ein laut Hersteller gutmütiges Speedmodell, getauft auf den markanten Namen „Prügelknabe. Ob der rund 90 Zentimeter große Flitzer seinen Namen zu Recht trägt, galt es herauszufinden.

Noch was zu tun
Geliefert wird das Modell als reiner Bausatz, der zumindest die grundlegenden Fertigkeiten des Modellbaus fordert. Mit Cuttermesser, Klebstoffen und Folienbügeleisen sollte man vertraut sein, idealerweise auch im Umgang mit einer kleinen Dremel mit Fräsaufsatz. EPP für die Fläche, diverse Holzteile, um den Rumpf zu fertigen, und ein stabiler GFK-Spant als Motorträger liegen bei.
Flächen aus EPP
Zuerst widmen wir uns der Tragfläche. Zwei EPP-Flächenhälften liegen sauber geschnitten bei und müssen miteinander verbunden werden. Dazu werden einige Holzverstärkungen eingebracht und die beiden Teile in den mitgelieferten Negativschalen passgenau verklebt. Als Nächstes sollte die Leichtgängigkeit der Querruder überprüft und gegebenenfalls mit 100er Schleifpapier verbessert werden, damit später die volle Beweglichkeit ausgeschöpft werden kann. Um die Stabilität des Flügels zu gewährleisten, werden nun auf Ober- und Unterseite Glasfaserstäbe mit reichlich Sekundenkleber eingelassen. Das hält.
Nun kommt der Fräser zum Einsatz. Mit ihm ist es ein Leichtes, passende Vertiefungen für die Servos aus dem weichen EPP-Material herauszulösen. Mit einem ruhigen Händchen geführt, wird exakt die Tiefe und Größe weggedremelt, die nötig ist, damit die Servos plan zur Oberfläche liegen. Anschließend zieht man noch einen kleinen Schlitz für das Servokabel zur Mitte und passt die Servos mit ein wenig Heißkleber ein. Anlenkungsgestänge liegen leider nicht bei, so dass man selbst die Verbindung zum Ruder schaffen muss. Ich habe mich für einen passend abgelängten, einteiligen Stahldraht entschieden.
Rumpf klassisch aus Holz
Kommen wir vom synthetischen Schaum zum gewachsenen Naturprodukt: zum Holzrumpf. Dieser wird aus gefrästen Balsa- und Sperrholzteilen zusammengesetzt. Zuerst müssen die Seiten aus jeweils zwei Brettchen verklebt werden. Anschließend verbaut man diese mittels Spanten zu einem recht stabilen Kastenrumpf. Indes ist die Klebestelle der beiden Seitenteile nicht verstärkt, so dass sich der verjüngende Teil des Hecks hinter dem letzten Spant nicht harmonisch biegt, sondern einen Knick einnimmt. Das ist aber eher ein kosmetisches Detail, die Stabilität ergibt sich später durch die Beplankung der Ober- und Unterseiten.
Im Motorraum sind Dreikantleisten aus Balsa einzukleben, um den Rumpf zu verstärken. Dabei sollte man zu diesem Zeitpunkt bereits prüfen, ob der Motor in seiner Montageposition frei drehen kann. In meinem Fall musste an einer Leiste großzügig Balsa weggeschnitten werden, um die Motorkabel an der Glocke vorbeiführen zu können. Entgegen der Anleitung rate ich dazu, die Eckverstärkung mittels Dreikantleisten nicht nur im Motorraum vorzunehmen, sondern bis ins Heck durchzuziehen. Dadurch lässt sich der Rumpf auch gefahrlos verrunden, ohne dass ein Durchschleifen der Verklebung droht. Eine halbe 3×3-mm-Leiste ist dazu ausreichend und wiegt fast nichts. Unbedingt beachten sollte man die Lage der Spanten und der Flächenauflage mitsamt der Einschlagmutter. Diese muss vorsichtig – von unten – als Gegenlager für die Flächenbefestigung in dem Tragflächenhalter eingebracht werden, damit die Nylonschraube später sicher und spannungsfrei greift.
Höhen- und Seitenleitwerk werden aus Balsaelementen verklebt und abgerundet. Die Höhenruderfläche bekommt ein GFK-Ruderhorn eingeleimt und die Kante einen 45-Grad-Anschliff, damit sich genug Bewegungsraum einstellen lässt. Als Nächstes können die Leitwerke eingepasst und ein (leider nicht mitgeliefertes) Bowdenzugröhrchen abgelängt und eingeklebt werden. Wenn alles winklig steht und passt, kann man den Rumpf mit Balsa schließen und abschließend sanft verschleifen.
Jetzt das Folienbügeleisen
Bevor wir die Fläche bebügeln, sollte diese mit Schleifpapier vollflächig angeraut und mit Sprühkleber vorbereitet sein. Bei vielen meiner Modelle, bei denen EPP-Flächen zum Einsatz kamen, hat sich der Sprühkleber Scotch Weld 77 von 3M als ideal herausgestellt. Dieser sogar styroporverträgliche Kleber wird gleichmäßig auf die Fläche aufgesprüht und bekommt eine kurze Ablüftzeit. Danach kann man die Laminierfolie in Ruhe aufbügeln. Da sie nicht schrumpfend ist, muss sie entsprechend passend geschnitten werden. Um die Ecken herum braucht es etwas mehr Hitze, aber Vorsicht: Auch das EPP hat einen Schmelzpunkt.
Meine anfänglichen Überlegungen, statt Folie verstärktes Strapping-Band zu nehmen, erwiesen sich übrigens als unnötig. Denn die fertig bebügelte Fläche ist steif, ausreichend druckfest – und im Flug nicht zu zerstören.
Einmal dabei, bekommt auch mein Rumpf gleich ein Kleidchen, und zwar aus Oracover-Folie. Dies erhöht die Stabilität und verbessert die Resistenz gegenüber Schmutz und Beschädigungen beim Landen enorm. Immerhin landet der Prügelknabe stets rutschend im Gras oder auf der Piste… Ich habe dabei eine Mischung aus Farbfolien und transparenter Oralight gewählt, bei der das schöne Holz noch sichtbar bleibt. Farbe ist ein gutes Stichwort: Denn bei dem kleinen Speedmodell sollte man Wert auf eine gute Sichtbarkeit legen. Also ruhig ein auffälliges Muster und knallige Farben wählen, die Augen danken es einem beim Fliegen.
Die RC-Komponenten
In der Technikabteilung kommen auf Empfehlung von Florian Widmann bewährte Komponenten (Motor, Regler, Servos) von D-Power zum Einsatz. Der Außenläufer dreht eine 7×6“-Klapplatte und wird dabei von einem 3s-LiPo mit 2.200 mAh gespeist. Messungen ergaben einen Spitzenstrom von rund 32 A, was einer Leistung von rund 340 W entspricht. Damit sollte der gut 700 g wiegende Flieger ordentlich marschieren.
Nachdem alle Komponenten justiert, der Schwerpunkt passend gemacht und die Ruderwege eingestellt und mit reichlich Expo entschärft waren, konnte es auf den Platz gehen. Etwas mühsam ist es, den Akku nebst RC-Komponenten im Rumpf unter der Fläche zu verstauen. Auch muss man zum Akkuwechsel stets die Fläche abschrauben. Hier sollte man vor allem darauf achten, dass ein versehentlich eingeklemmtes Kabel nicht die EWD beeinträchtigt.
Durch die Luft geprügelt
Das Modell am Schwerpunkt gefasst, das Gas reingeschoben – und ohne irgendwelche Zicken zieht der Prügelknabe aus der Hand. Schon bei den ersten Testrunden stellte sich das Modell als sehr neutral und gutmütig heraus. Der Schwerpunkt passt und im Rückenflug muss nicht gedrückt werden. Der durch den Motorspant vorgegebene Zug und Sturz stimmen also. Auf eine Differenzierung der Querruder kann man verzichten.
Mit dem Grundsetup zufrieden, wollte ich sehen, ob der Prügelknabe auch seinem Namen gerecht wird. Also mit Vollgas im Horizontalflug über den Platz und zügig Höhe gezogen. Senkrecht geht’s nach oben. Schnell ein paar Rollen im Steigflug eingebaut und kurz vor der Sichtgrenze in einer weiten Kehre wieder runter. Wilde Manöver sind kein Problem – der Prügelknabe lässt sich in der Tat ums Eck knüppeln und folgt ziemlich präzise den Vorgaben des Piloten.
Die Fläche läuft übrigens erstaunlich gut, das EPP-Material ist hier nicht von Nachteil. Warum auch, es ist ja glatt foliert! Die Gleitleistung ist sogar so gut, dass ich Schwierigkeiten hatte, das Modell auf meinem begrenzten Platz zu landen. Ein Anflug mit mäßiger Geschwindigkeit ist aber kein Problem, denn die Abreißtendenz geht gegen null. Versuchsweise habe ich eine Bremsstellung auf die Querruder programmiert (beide nach oben), die jedoch nur geringe Auswirkungen hatte. Dank Klapp-Propeller und einer soliden Konstruktion passiert beim normalen Landen mit Bauchrutscher in der Regel nichts. Sollte dennoch mal ein Malheur passieren, ist der kleine Flitzer schnell wieder hergerichtet.
Bei weiteren Flügen habe ich auch einen GPS-Logger an Bord genommen, um den subjektiven Eindruck mit Fakten zu hinterfüttern. Dabei stellte sich heraus, was das Auge vermeldete: Der Prügelknabe ist richtig flott, aber nicht giftig schnell. Für rund 130 km/h reicht die Kraft, das ist für die angepeilte Speedmo-dell-Einsteiger-Zielgruppe sicher passend. Entscheidender als Geschwindigkeitsrekorde sind ohnehin eher das unkomplizierte Flugverhalten, die Robustheit und Agilität.
Mein Fazit

Mit dem Prügelknaben hat epp-flugmodelle. de ein prima Speed-Einsteigermodell im Köcher, das auch dem fortgeschrittenen Piloten Freude macht. Für günstige 35 Euro bekommt der Kunde einen Bausatz, der handwerklich gerade genug fordert, um das Modell „zu seinem eigenen“ zu machen. Mit dem empfohlenen Technikpaket ist der Flieger ausreichend stark motorisiert – die Konstruktion würde aber sicher noch mehr Leistung vertragen. Wer also ein kompaktes, solides und richtig preiswertes Modell für den Feierabend sucht, kann hier bedenkenlos zugreifen.
TESTDATENBLATT | PRÜGELKNABE
Verwendungszweck: Einsteiger-Speedmodell
Modelltyp: Bausatz aus EPP und Holz
Hersteller/Vertrieb: epp-flugmodelle.de
Bezug und Info: direkt bei www.epp-flugmodelle.de, Tel.: 08022 3171
Preis: 35,- €
Lieferumfang: geschnittene EPP-Flächenhälften, Rumpf und Leitwerksteile aus Balsaund Sperrholz, Ruderhörner, GFK-Holm, Flächenverbinder
Erforderl. Zubehör: Antriebsset, Servos, Sender, Empfänger, Sekundenkleber, Sprühkleber, Laminierfolie, Schraubensicherungslack
Bau- u. Betriebsanleitung: deutsch, 5 Seiten mit ca. 14 Bildern, Einstellwerte vorhanden
AUFBAU
Rumpf: Kastenbauweise aus gefrästen Holzteilen
Tragfläche: zweiteilig, EPP, mit GFK-Verstärkung
Leitwerk: aus Balsa-Holz
Motoreinbau: Kopfspantmontage, Motorträger/-spant aus gefrästem GFK
Einbau Flugakku: mit Klettverschluss, Akku verschiebbar
TECHNISCHE DATEN
Spannweite: 920 mm
Länge: 770 mm
Spannweite HLW: 340 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 210 mm
Flächentiefe am Randbogen: 125 mm
Tragflächenprofil: k.A.
Gewicht/ Herstellerangabe: ab 720 g
Fluggewicht Testmodell ohne Flugakku: 508 g
ANTRIEB VOM HERSTELLER EMPFOHLEN/VERWENDET
Motor: D-Power AL 3530/8 mit 1.700 kV
Akku: 3s-LiPo 2.200 mAh 25C
Regler: D-Power Comet 40A
Propeller: aero-naut CamProp 7×6“ Klapp
RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN
Querruder: 2 × D-Power DS-220BBMG digital
Höhenruder: D-Power DS-220BBMG digital
Empfänger: Spektrum AR6110 (verwendet)
Empf.-Akku: BEC